Die US-Investmentgesellschaft Blackstone hat seit Anfang Jahr sechs Milliarden Dollar für ihren neuen Fonds BXPE eingesammelt. Dieser richtet sich an Privatanleger, die mindestens 25 000 Dollar investieren. Es lohnt sich, genau hinzuschauen.
Private Equity, einst eine exklusive Anlageklasse für institutionelle Investoren wie Pensionskassen und Staatsfonds, wird zunehmend auch für wohlhabende Privatanleger zugänglich. Dabei handelt es sich um Beteiligungen an Unternehmen, die nicht an der Börse kotiert sind.
Blackstone, der weltweit grösste Vermögensverwalter für alternative Anlagen, hat Anfang Jahr den neuen Fonds BXPE auf den Markt gebracht. Dieser lässt Privatanleger schon ab einer Summe von 25 000 Dollar investieren. Das mag zunächst hoch erscheinen, liegt jedoch weit unter den sonst üblichen Millionenbeträgen, die institutionelle Kunden im Normalfall minimal in Private-Equity-Fonds investieren müssen.
Das neue Vehikel richtet sich an wohlhabende Individuen, die sich jenseits der Aktienmärkte neue Chancen erhoffen. Um die Produkte an interessierte Privatanleger zu bringen, arbeitet Blackstone mit der UBS zusammen. Die Schweizer Grossbank hilft der amerikanischen Private-Equity-Pionierin beim globalen Vertrieb von BXPE. «Die UBS ist eine globale Ankerpartnerin», sagt Christopher James, Leiter des neuen Fonds für Privatanleger bei Blackstone.
BXPE ist nicht der erste Private-Equity-Fonds, der sich an Privatpersonen richtet. Doch er soll einer der grössten werden. Seit Januar haben wohlhabende Individuen 6 Milliarden Dollar in das Vehikel investiert. «Individuelle Investoren fordern zunehmend Zugang zu privatem Kapital, da sie erkennen, dass es bessere Renditen bieten kann», sagt James.
Komplexe Risiko- und Gebühreneigenschaften
Im Idealfall resultieren die Investments in höheren Renditen als an den öffentlichen Börsen. Doch Private-Equity-Anlagen weisen komplexe Gebühren- und Risikoeigenschaften auf, die man verstehen sollte, bevor man investiert.
Blackstone bietet Anlegern mit dem Vehikel laut eigenen Angaben Zugang zu über fünfzehn verschiedenen Private-Equity-Strategien an – von «Global Buyout» (globale Übernahmen) über «Energy Transition» und «Life Sciences» bis zu «Collateralized Debt» (verbriefte Kredite). Um die einzelnen Strategien im Detail zu verstehen, braucht es erhebliches Vorwissen.
Wenn man vom Konzept des Fonds überzeugt ist, darf man laut Blackstone auf jährliche Nettorenditen von 12 bis 15 Prozent hoffen.
Dickes Nervenkostüm gefragt
Bevor man sich von den hohen Renditeversprechen locken lässt, sollte man aber einen kritischen Blick auf die Kosten werfen. Der Fonds BXPE verlangt unter anderem eine jährliche Managementgebühr von 1,25 Prozent des Nettovermögenswerts sowie ab einer Rendite von 5 Prozent eine sogenannte Performancegebühr von 12,5 Prozent. «Im Vergleich zu institutionellen Fonds ist das niedrig», sagt James. Dennoch sind die Gebühren für Privatanleger erheblich.
Ins Gewicht fällt auch die Rücknahmegebühr von 5 Prozent, die fällig wird, wenn Anleger innerhalb der ersten zwei Jahre aussteigen wollen. Wer in BXPE investiert, sollte daher ausschliessen können, dass er kurzfristig auf das Geld angewiesen ist. Pro Quartal sind lediglich Rückzüge in der Höhe von 3 Prozent des gesamten Nettoinventarwerts des Fonds erlaubt. «Unser Ziel ist es, das Vermögen über die Zeit zu vervielfachen», sagt James.
Für Anleger sind dennoch Geduld und ein dickes Nervenkostüm gefragt. Bis sie ihr Investment und die erhoffte Rendite zurückerhalten, können viele Jahre vergehen – besonders heutzutage.
Transaktionen rückläufig
Das Marktumfeld für Private-Equity-Investoren ist in den vergangenen zwei Jahren schwieriger geworden. Die Gesellschaften müssen höhere Zinsen zahlen, wenn sie Akquisitionen durch Fremdkapital finanzieren wollen. Die Bewertungen in den Portfolios der Private-Equity-Fonds sind gegenüber der Tiefzinsära gesunken. Viele Transaktionen, die sich vor einigen Jahren noch gerechnet hätten, lohnen sich heute nicht mehr, wenn auch die Zinsen nun wieder am Sinken sind.
Michael Bruun, globaler Co-Leiter Private Equity bei Goldman Sachs, sagt, die Zinserhöhungen der Zentralbanken der vergangenen Jahre hätten das Transaktionsvolumen von privat gehaltenen Beteiligungen erheblich verlangsamt. «Obwohl sich der Markt leicht erholt hat, liegt das Volumen immer noch deutlich unter dem Fünfjahresdurchschnitt.»
Bruun ist dennoch überzeugt von den Vorzügen und vom Potenzial von Privatmarkt-Anlagen: «Im Vergleich zu den öffentlichen Märkten hat Private Equity in der Vergangenheit höhere Renditen erwirtschaftet, insbesondere wenn man über ein diversifiziertes Portfolio verfügt und aktive Managementstrategien verfolgte.»
Ausserdem seien privat gehaltene Unternehmen eher in der Lage, langfristige strategische Entscheidungen zu treffen, die in einem börsennotierten Umfeld schwerer umsetzbar seien, da dort oft kurzfristige finanzielle Kennzahlen im Vordergrund stünden. «Als Private-Equity-Investor geht es uns nicht nur darum, günstig zu kaufen und teuer zu verkaufen, sondern auch darum, uns als aktive Eigentümer einzubringen, um den inhärenten Wert der Unternehmen während der Besitzphase zu steigern.»
Bruun betont auch, dass Goldman-Sachs-Angestellte sehr oft selbst in die jeweiligen Private-Equity-Vehikel investiert seien. Das führe zu einer Angleichung der Interessen von Anlegern und Anbieter.
Allerdings ist hinlänglich bekannt, dass Goldman Sachs seinen Angestellten bei den Gebühren sehr stark entgegenkommt. Das macht das Investment in die hauseigenen Private-Equity-Produkte umso attraktiver. Privatanleger jedoch müssen ohne solche Rabatte kalkulieren.