Der Präsidentschaftskandidat Donald Trump steht ein paar Minuten bei McDonald’s und frittiert. Auch andere Politiker inszenieren sich gerne mit Fast Food.
Der Wahlkampf endet bei McDonald’s. In den USA sind die letzten Wochen vor den Präsidentschaftswahlen angebrochen, die ersten Wählerinnen und Wähler haben ihre Stimme bereits abgegeben. Und Donald Trump, Präsidentschaftskandidat der Republikaner, betritt eine Filiale von McDonald’s und sagt: «Hallo, ich suche einen Job.»
In einer Kleinstadt in Pennsylvania organisierte Trumps Wahlkampfteam zwischen Reden, Medienterminen und Trump-Rallys vor einigen Tagen ein kleines Intermezzo: Donald Trump durfte sich eine halbe Stunde lang als Mitarbeiter bei McDonald’s üben. Er band sich eine blaue Schürze um, liess sich die Küche zeigen, stellte sich hinter die Fritteuse. Dann öffnete er das Drive-through-Fenster und servierte Burger, Pommes, Getränke.
Das alles dauerte eine halbe Stunde und war, natürlich, eine einzige irre Inszenierung: Wegen Trumps Fritteusenschicht blieb die Filiale in der Kleinstadt Feasterville-Trevose für reguläre Besucherinnen und Besucher den ganzen Tag geschlossen. Die Gäste des Drive-through wurden von Trumps Sicherheitsleuten überprüft. Laut amerikanischen Medien konnten sie keine Bestellungen aufgeben, sondern nahmen entgegen, was Trump ihnen servierte.
Die amerikanischen Medien werteten die Szene als Versuch Trumps, sich volksnah zu zeigen. Die «New York Times» schrieb, man müsse die Wählerinnen und Wähler abholen, wo sie seien. In Kirchen, Universitäten, Friseursalons. Oder eben bei den Golden Arches, den goldenen Bögen, wie McDonald’s in den USA auch genannt wird.
Trump und Harris suchen die Nähe zu McDonald’s
McDonald’s ist in den USA eine Institution. Das erste Restaurant wurde im Jahr 1940 in Kalifornien von den Brüdern Richard und Maurice McDonald gegründet. Bald war McDonald’s für sein Selbstbedienungskonzept und die blitzschnell zubereiteten Hamburger in den USA und darüber hinaus bekannt. Heute gibt es weltweit über 42 000 Filialen.
Doch McDonald’s ist in den USA mehr als ein Fast-Food-Riese. Es steht für ein altes amerikanisches Versprechen: den sozialen Aufstieg. McDonald’s betreibt seit den 1950er Jahren ein Franchise-System. Damals stiegen viele, vorwiegend weisse Männer der amerikanischen Mittelschicht, in das Geschäft ein. Bei McDonald’s verwirklichten sie ihren Traum vom eigenen Unternehmen. Als Reaktion auf die Bürgerrechtsbewegung der 1960er Jahre begann McDonald’s unter dem amerikanischen Präsidenten Richard Nixon damit, Franchise-Lizenzen gezielt an Schwarze zu vergeben.
Heute wirbt das Unternehmen mit dem Spruch «1 out of 8 Americans». Jeder achte Amerikaner arbeite im Laufe seiner Karriere bei McDonald’s, heisst es. Laut dem Unternehmen begannen viele Angestellte in Führungspositionen ihre Karriere bei McDonald’s als Teenager in Aushilfsjobs. Es ist die perfekte Geschichte sozialer Mobilität.
Donald Trump jedoch hatte bei seinem Besuch vor allem eines im Sinn: über Kamala Harris zu schimpfen. Anders als Donald Trump hat Kamala Harris tatsächlich einmal bei McDonald’s gearbeitet. Im Sommer 1983 jobbte sie bei einem McDonald’s in Kalifornien, wie sie immer wieder erzählt. Eine Schulfreundin von Harris bestätigte das der «New York Times». Trump behauptet, es sei gelogen. Nach einer Viertelstunde frittieren sagte er in Pennsylvania: «Sehen Sie, nun bin ich schon länger hier als Kamala Harris.»
Obama im Diner
Sowohl Trump als auch Harris scheinen zu glauben, die Wählerinnen und Wähler liessen sich von einer vermeintlichen Nähe zu McDonald’s beeindrucken. Auch andere tun das. Rishi Sunak zum Beispiel, der ehemalige britische Premierminister. Kurz vor den Wahlen Anfang Juli holte er seinem gesamten Wahlkampfteam Frühstück bei McDonald’s und liess es die sozialen Netzwerke wissen. Der ehemalige amerikanische Präsident Barack Obama posierte zwar nicht bei McDonald’s, speiste aber mehrfach in einem einfachen Diner. Begleitet von Dutzenden Kameras.
Trumps Besuch bei McDonald’s wurde derweil von demokratischer Seite kritisiert. Auf X liessen Leute verlauten, sie würden nicht mehr bei McDonald’s essen. Das Unternehmen betonte, man ergreife weder für Trump noch für Harris Partei: «Wir sind nicht rot oder blau, wir sind golden.»
Auch sonst drehte der Auftritt im Internet seine Runden. Wie denn auch nicht? Die Szene ist perfektes Material für Late-Night-Shows und KI-Montagen. Es scheint egal, dass es bei dem Auftritt nicht um Politik ging, um Arbeitsrechte oder Mindestlöhne zum Beispiel. Das Internet liebt Flüchtiges.