Der Kleinstaat ist das rätselhafteste und sicherste Juwel der arabischen Welt. In seinen lebhaften Souks und zerklüfteten Gebirgen entfaltet sich ein Zauber, der selbst von Alleinreisenden mühelos entdeckt werden kann.
Während der ersten Stunden in Oman ist es, als wäre man wie Alice in ein Wunderland gerutscht, das so betörend, ja beinahe surreal erscheint, dass man nicht anders kann, als sich staunend umzusehen: In den Buchten der Hauptstadt Maskat liegen Dauen mit ihren trapezförmigen Segeln wie Fächer nebeneinander vertäut, Strassenrondelle sind mit übergrossen goldenen Teetassen oder Wasserkrügen verziert, die blütenweissen Häuser erstrecken sich wie dicht gewobene Teppiche gegen schroff gezackte schwarze Berge, die sie umringen und sich im pudrig-goldenen Licht der Dämmerung gegen den Himmel abheben wie Drachenrücken.
Dieses Zaubers der ersten Stunden kann man sich kaum erwehren, unabhängig davon, ob man das Sultanat schon etliche Male bereist hat oder noch nie zuvor da war. Denn eingebettet zwischen den Emiraten Saudiarabien und Jemen, ist es das wohl enigmatischste und am wenigsten bekannte Land in der arabischen Welt. Ein Land, um das es trotz seiner Lage inmitten eines komplexen geopolitischen Umfelds so still ist, dass man fast vergisst, dass es existiert – und das einen deshalb erst recht herausfordert, es zu besuchen. Und zu ergründen, wie es unter seiner Oberfläche tickt.
Ich selbst kehre seit Jahren immer wieder nach Oman zurück und habe jedes Mal das Gefühl, von vorne anzufangen, wie auch jetzt, bei dieser Reise. Um mich zu verorten, begebe ich mich jeweils gleich zu Beginn an die Corniche in Muttrah, einem der ältesten und geschichtsträchtigsten Quartiere Maskats. Die Corniche liegt am Golf von Oman und zieht sich vom Fischmarkt bis zum östlichen Ende der Bucht, auf deren Felsen das Muttrah Fort thront, eine Reminiszenz der Portugiesen, die Maskat einst erobert hatten. Die Strasse ist mit Palmen gesäumt und Laternen, an ihrer Promenade liegt eine schiitische Moschee mit prachtvollen blauen Kacheln, daneben reihen sich Souvenirläden und Häuser im traditionellen indischen Stil. Sie erinnern daran, dass Oman jahrhundertelang eine Seemacht war, die mit Indien und Pakistan Handel trieb und Sansibar zur Kolonie machte. Gar manche Omaner haben sansibarische Wurzeln, nicht wenige sprechen neben Arabisch und Englisch auch Swahili, Urdu oder Hindi.
Verborgene Schätze im Labyrinth des Souks von Maskat
Herz der Corniche aber ist der Souk, dessen schlundartiges Tor von der Strasse weg in ein Labyrinth von unzähligen Läden führt, die sich hier, unter der kunstvoll bemalten antiken Holzdecke, aneinanderdrängen. Die Händler verkaufen Weihrauch, traditionelle Kleider oder Silberwaren und bleiben dabei erstaunlich entspannt. Je schmaler die Gassen werden, desto mehr füllen sich die Regale mit Schuhen, Pfannen oder Kinderspielsachen. In Maskat buhlen zwar längst auch Malls um Kundschaft, gehören Leuchtreklamen von Carrefour, Ikea oder der indischen Hypermarché-Kette Lulu zum Stadtbild, dennoch strömen abends Scharen von Menschen zum Flanieren und Einkaufen hierher: Familien, die Väter oft mit dem Baby auf dem Arm; junge Frauen, fast alle stark geschminkt, in Hijab und Abaya, das Handy einsatzbereit in der Hand, zwängen sich mit ihren Freundinnen und Müttern in die Läden des Gold-Souks auf der Suche nach Verlobungs- oder Hochzeitsschmuck. Über allem liegt der Geruch von süssem Parfum und Weihrauch, es herrscht eine Atmosphäre heiterer Gelassenheit, die sich irgendwann auch auf mich überträgt, die Fremde, und mir das Gefühl gibt, Teil des Ganzen zu sein.
«Wir empfangen Reisende in unserem Land so, als wären sie Gäste in unserem eigenen Haus», sagt Yasser al-Maamari. Er ist grossgewachsen, hat blitzend weisse Zähne, trägt eine silberfarbene Dischdascha und eine Kuma, die traditionelle Kopfbedeckung omanischer Männer, und strahlt jene liebevolle Fürsorglichkeit aus, der ich in Oman immer wieder begegnet bin. Yasser al-Maamari ist Mitte vierzig, seit zwanzig Jahren Tour-Guide und Inhaber einer gleichnamigen Agentur in Maskat. Wir treffen uns an der Corniche bei Karak-Tee, dem omanischen Masala-Tee, um die weiteren Etappen meiner Reise zu besprechen, eine Route über Nizwa im Landesinneren. Dass ich als Frau allein in Oman unterwegs bin, ist nichts Aufsehenerregendes und schon gar nichts Neues. «Wir haben zwar keine genauen Zahlen», sagt Yasser al-Maamari, «aber wir sehen schon seit Jahren, dass gerade Touristinnen aus westlichen Ländern oft allein oder zusammen mit anderen Frauen nach Oman kommen. Viele buchen sich einen Guide, andere mieten sich ein Auto und erkunden das Land auf eigene Faust. Sie wissen, dass sie überall willkommen sind – und vor allem: dass das Reisen hier für sie sicher ist.»
Oman: ein Stabilitätsanker im Nahen Osten
Das Sultanat gilt als eine der stabilsten und sichersten Destinationen des Nahen Ostens, und das zu Recht. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern der Region hat sich die Fratze des religiösen Extremismus hier nie gezeigt, kam es in der jüngsten Vergangenheit kaum je zu Kämpfen zwischen rivalisierenden Stämmen oder Glaubensgemeinschaften. Diese Stabilität ist in erster Linie dem Geschick – und der eisernen Regentschaft – des vor vier Jahren verstorbenen Sultan Kabus bin Said zu verdanken, der die Stämme befriedete, die das Land einst beherrscht hatten. Entscheidend ist zudem, dass etwa drei Viertel der omanischen Bevölkerung dem Ibadismus angehören, einer Glaubensrichtung des Islam, die sich durch Toleranz, Respekt und das Bestreben nach friedlicher Koexistenz auszeichnet, gerade gegenüber Sunniten und Schiiten. Eine Haltung, die viele Omaner mit Stolz bestätigen und die sich auch im politischen Selbstverständnis des Sultanats widerspiegelt. So positioniert es sich mit seinen gut fünf Millionen Einwohnern und einer Fläche, die knapp so gross ist wie Deutschland, als politisch neutraler Kleinstaat und vergleicht sich in dieser Beziehung gerne mit der Schweiz. Es pflegt pragmatische Beziehungen zu Iran sowie zu seinen Nachbarn am Golf und engagiert sich als Vermittler im Jemen-Krieg. Im aktuellen Nahostkonflikt macht es sich für eine politische Lösung stark. Doch verlaufen diese Aktivitäten diskret, an die grosse mediale Öffentlichkeit gelangen sie kaum. «Zu viel Lärm stört die Ohren», sagt ein omanisches Sprichwort, und das würde jeglichen Dialog erschweren.
Omans Strassenverkehr: vom Temporausch zur Disziplin
Wir fahren frühmorgens in Maskat los in einem robusten Geländewagen, dessen Beifahrersitz so hoch ist, dass es mir während der ganzen Reise nicht gelingen wird, einigermassen elegant einzusteigen. Doch wer in Oman herumreist, nimmt das Auto oder das Flugzeug – ausser einigen wenigen Bussen gibt es kaum öffentliche Verkehrsmittel. Dafür sind die Strassen in einem hervorragenden Zustand, viele sind neu, der Verkehr fliesst gesittet. Das war nicht immer so: «Vor zehn Jahren verzeichnete Oman eine der höchsten Unfallraten der Welt, weil die Leute viel zu schnell fuhren», erklärt Yasser al-Maamari. Heute steht alle drei Kilometer ein Radar, wer auf der Autobahn mit 180 km/h statt der erlaubten 120 erwischt wird, kommt ins Gefängnis. Das Handy am Steuer kostet 35 Rial Busse, knapp 80 Franken, und 3 Strafpunkte auf dem Führerschein, bei 12 Punkten wird er einem entzogen. Seit diese Massnahmen in Kraft seien, sei die Zahl der Unfälle um rund vierzig Prozent gesunken.
Zwei Stunden später verlassen wir den Asphalt und biegen auf die Schotterpiste ab, die durch das Wadi Bani Awf quer über das Hajar-Gebirge führen wird, eine der wohl spektakulärsten Offroad-Routen in Oman. Erst gleiten Palmen und Mangobäume an uns vorbei, links und rechts der Piste ragen die Felswände des Canyons schroff gegen den Himmel. Hier und da fliessen dünne Rinnsale, die sich bei Regen jedoch rasend schnell in reissende Fluten verwandeln können, weshalb das Wadi nur bei trockenem Wetter befahren werden darf. Nach und nach wird die Natur karger, die Strasse, die sich über 2000 Höhenmeter in Serpentinen hochwindet, schmaler. Weit unten sind würfelförmige Lehmhäuser zu sehen, sie scheinen am Hang zu kleben wie Bienenwaben. Und je höher wir kommen, desto beredter werden die Felsen. Die Gesteinsformationen treten wie Gesichter hervor, beginnen Geschichten zu erzählen. So glaube ich in einem Felsen das Antlitz eines Wals zu erkennen, der, sich seiner verletzlichen Wucht bewusst, gerade dabei ist, abzutauchen. In einem anderen sehe ich den Kopf eines Elefanten. Einige Kurven später aber, kurz vor dem Dörfchen Bilad Sayt, sticht uns ein verstaubtes Fussballfeld ins Auge, das auf einer plattgewalzten Ebene zwischen zwei Felsnasen liegt und den Zauber sofort verpuffen lässt. Yasser entgeht mein Blick nicht. Ein Fahrzeughersteller habe hier vor Jahren seinen neuen SUV getestet, bemerkt er trocken. Den Kunstrasenteppich inklusive der beiden Tore hätten sie als Geschenk für die Einwohner von Bilad Sayt zurückgelassen.
Idylle und Verfall: Misfat al-Abriyeen am frühen Abend
Kurz vor Sonnenuntergang halten wir vor dem Tor zu Misfat al-Abriyeen, einem Dorf am Fuss des Hajar-Gebirges im Bezirk al-Hamra. Tiefgrüne Terrassen breiten sich unter ihm aus und ein wahres Meer aus Bananenbäumen und Dattelpalmen, deren Früchte prall von den Ästen hängen; man hört Vogelgezwitscher und das Quaken von Fröschen. In seinen engen Gassen prangen Schilder von Cafés und von kleinen Hotels und Restaurants, die damit werben, die schönste Sicht auf den Sonnenuntergang zu haben. Doch beim näheren Hinsehen sind viele Häuser zerfallen. Die einstigen Bewohner haben Misfat al-Abriyeen vor Jahren verlassen und sind in neue Häuser gezogen, in Gehdistanz zu ihren alten. Das Leben ohne Elektrizität und fliessendes Wasser war zu beschwerlich geworden. Private Investoren, darunter eine Bank des Landes, hatten ihnen damals zwar finanzielle Unterstützung angeboten, wenn sie im Dorf blieben und die traditionellen Lehmhäuser restaurierten. Doch das Angebot überzeugte die Menschen nicht, sie schlugen es aus. Einzig eine Familie ergriff damals die Initiative und baute auf eigene Kosten ihr altes Haus zum «Misfah Old House» um. Es ist das erste Privathaus in Oman, das zu einem Guesthouse umfunktioniert wurde, ein Pionierprojekt. 35 Arbeiter aus Bangladesh bewirtschaften die Terrassen, junge Männer aus der Familie arbeiten als Guides, Frauen oben, im neuen Dorf, bereiten die Mahlzeiten für die Gäste zu.
Zauberhafte Stille: Abendessen auf der Terrasse des «Misfah Old House»
Wir nehmen das Abendessen auf der Terrasse des «Misfah Old House» ein. Frisch gebackenes Fladenbrot, Biryani-Reis mit Huhn, danach Dattelkaffee. Es ist still, die Vögel sind verstummt, einzig das Plätschern des Wassers, das durch die Aflaj, die traditionellen Bewässerungskanäle, fliesst, dringt zu uns hinauf. Es ist ein Ort, an dem ich tagelang verweilen möchte und nichts anderes tun würde, als auf die Palmen zu starren, deren Kronen von hier aus fast zum Greifen nah sind. Yasser al-Maamari hingegen hatte sich einst vor den Palmen von Misfat al-Abriyeen gefürchtet. Als Kind sei er einmal zusammen mit seinem Cousin bei Verwandten hier im Dorf zu Besuch gewesen, erzählt er. Wie alle anderen hätten auch sie, die beiden Jungs, die Nacht auf dem Dach verbracht, drinnen im Haus sei es zu heiss gewesen. «Doch als wir dann dalagen und auf den Schlaf warteten, schienen die Blätter der Palmen im Schatten des Halbmonds plötzlich zu Riesenhänden anzuwachsen, die sich bedrohlich nach uns ausstreckten.» Er grinst. «Wir haben in jener Nacht kein Auge zugetan.»
«Modern Renaissance»: Sultan Kabus’ Vision für Omans Fortschritt
In Oman existieren zwei Zeitrechnungen: eine vor 1970 und eine danach. Mithilfe der Briten putschte Sultan Kabus seinen Vater vor bald 54 Jahren in einem unblutigen Coup vom Thron und formulierte seine Vision, das Land sanft in einen modernen und florierenden Staat zu verwandeln. Damit begann die Ära der sogenannten «Modern Renaissance». Deren Essenz: die Zufriedenheit der Bevölkerung. So baute Kabus nach seiner Machtübernahme im ganzen Land Strassen und Spitäler und führte die Schulpflicht ein – für Jungen wie für Mädchen. «Wer die Frauen bildet, bildet auch das Volk», lautete sein Credo. Die öffentlichen Schulen sind gratis, ebenso die medizinische Versorgung, Einheimische wie Expats, knapp zwanzig Prozent der Bevölkerung, bezahlen keine Steuern. Die Kombination aus Bildung und individueller Sicherheit trägt massgeblich zur Stabilität Omans bei, und das wiederum definiert auch die Rolle der Medien. Ihre Aufgabe ist es, dem Land im Prozess seiner Wiedergeburt zu dienen. Eine unabhängige Presse, die auch vor Kritik an der Regierung nicht haltmacht, sucht man aus diesem Grund vergeblich.
Nun obliegt es Sultan Haitham bin Tariq, Kabus’ Nachfolger, die nächste Phase der «Modern Renaissance» einzuläuten. Geplant ist, das Land mittelfristig weg von der Öl- und Gasindustrie, hin zur Produktion von grünem Wasserstoff zu bringen – und wohl auch weg von der staatlichen Fürsorge. Ein Indiz hierfür ist die Einführung einer Mehrwertsteuer von 5 Prozent im letzten Frühjahr, ein Schritt, auf den gar manche Omaner mit Unmut reagieren. «Zum ersten Mal müssen wir auf den Preis schauen und können nicht einfach kaufen, was wir wollen», so formuliert es eine Freundin von mir, die in Maskat als Ingenieurin in der Telekombranche arbeitet. «Aber vielleicht ist das auch gar nicht so schlecht», wendet sie ein, «zu lange haben wir in einem Zustand der Sorglosigkeit gelebt. Nun müssen wir lernen, erwachsen zu werden.»
Nizwas berühmter Viehmarkt bei Sonnenaufgang
Als wir in Nizwa einfahren, vorbei an Wohnhäusern, Kliniken und Einkaufszentren, kündigt sich die Dämmerung an. Von weitem ist der gewaltige, 28 Meter hohe Rundturm der Festung zu sehen, die im 17. Jahrhundert fertiggestellt wurde und Symbol ist für die Bedeutung der Stadt. Einst war Nizwa das politische und religiöse Zentrum des Sultanats und gilt dank seinen Dattelplantagen, vor allem aber auch wegen des Abbaus von Kupfer, Erzen und Marmor, bis heute als wirtschaftlicher Motor der Region. Eine wuchtige Stadtmauer umgibt die Medina, die «authentische» Innenwelt, deren Souks berühmt sind für ihre Töpferwaren und für die Markthalle, in der Dutzende von Sorten Halwa, einem arabischen Konfekt, angeboten werden. Einen besonderen Ruhm geniesst der Viehmarkt, wo Beduinen jeweils am frühen Freitagmorgen Ziegen, Schafe und Kamele feilbieten.
Kaum angekommen, hat es Yasser al-Maamari eilig, er fährt gleich wieder los. Er muss noch an diesem Abend das Auto waschen lassen, denn wer mit einem verschmutzten Wagen herumfährt, riskiert eine Busse von 10 Rial, gut 20 Franken. Sichtbare Unsauberkeit oder gar Schlampigkeit gelten als No-Gos im Sultanat, zu sehr würde dies dem Stadtbild zuwiderlaufen. So sind denn auch die Hauptflanierachsen der Medina auffallend herausgeputzt. Vielerorts hängen Party-Lämpchen über den engen Gassen, an ihren Ecken Laternen, deren fahles Licht die Umgebung wie ein Filmset erscheinen lässt. In frisch restaurierten Lehmhäusern befinden sich Cafés und winzige Restaurants mit Dachterrassen, gerade feiert ein Lokal seine Eröffnung, mit grossen Lettern preist es seine Spezialität an: eine Kombination aus Pizza und Mojito. Die Pizzen werden mit traditionellem Schawarma belegt, der Mojito ohne Rum hergestellt, das Angebot richtet sich in erster Linie an ein einheimisches Publikum. Später werde ich erfahren, dass Nizwa aufgrund der lokalen Touristen während der Pandemie einen regelrechten Schub erlebt hat: Viele Junge hätten begonnen, Unternehmen zu gründen, die Gassen der Medina wurden zu neuen Treffpunkten.
Während ich mir überlege, ob ich die Pizza-Mojito-Kombination probieren soll, spricht mich ein junger Mann an. Er stellt sich als Nasser vor und fragt, ob er mit mir Englisch üben könne. Ich stimme zu, unter der Voraussetzung, dass ich mit ihm Arabisch sprechen könne. Nasser lächelt und nickt. Er sei IT-Student an der Universität von Nizwa, erzählt er, daneben arbeite er hier, in der alten Stadt, als Rezeptionist in einem Hotel. «Lange Zeit hatte ich Angst um Nizwa», sagt er, «denn ich sah, wie die Häuser zerfielen und oft nur noch Ruinen übrig blieben. Aber nun haben die jungen Leute angefangen, die Stadt wieder aufzubauen. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie froh es mich macht, die Häuser wachsen zu sehen.» Ihn bekümmere einzig, fügt er hinzu, dass derzeit fast nur Kaffeehäuser eröffnet würden. Ein Erfolgsmodell werde nun laufend kopiert. «Aber wie sollen die alle rentieren? Was wir brauchen, ist ein vielfältigeres Angebot.» Insofern, meint er, seien Pizza und Mojito vielleicht doch eine gute Idee.
Magischer Ausblick: Nizwas Stadtmauer enthüllt das Abendpanorama
Später, als die Dämmerung endgültig über Nizwa hereinbricht, gehe ich über eine schmale Treppe auf die Stadtmauer hoch. Von hier aus eröffnet sich ein betörender Blick auf die Stadt und die Palmenhaine, die sie umgeben, und auf die Hügel, die sich wie eine Riesenwelle gegen den Horizont zu wälzen scheinen. Die Luft ist voller Sand und Staub, was dem Licht jenen pudrigen Schimmer verleiht, dem ich seit den ersten Stunden in Oman verfallen bin. Und in diesem Augenblick habe ich das Gefühl, dem Enigma Omans wieder etwas nähergekommen zu sein. Zumindest ein bisschen.
Diese Reportage wurde möglich durch die Unterstützung von Let’s go Tours (www.letsgo.ch) und Oman Air (www.omanair.com).