Im Sechzehntelfinal des DFB-Cups gelingt Musiala gegen Mainz ein Hattrick in der ersten Halbzeit. Seine Zukunft in München lässt der deutsche Nationalspieler weiterhin offen.
Vielleicht können sich die älteren Fussballfreunde noch an jene Anlässe erinnern, an denen der FC Bayern ähnlich ausgelassen feierte wie am Mittwochabend, so vergnügt, so beschwingt, getragen von einer Leichtigkeit, wie sie nur erfolgreichen Mannschaften eigen ist. Und wer weiss, vielleicht ist ja tatsächlich irgendetwas im Werden in München mit dem Trainer Vincent Kompany, die Stimmung jedenfalls ist schon einmal prächtig.
Dabei war der Anlass ein eher gewöhnlicher, nämlich ein 4:0 in der zweiten Hauptrunde des DFB-Cups bei Mainz 05. Eine Pflichtaufgabe, gewiss, doch sie wurde erledigt, als gehe es um eine Kür. Und einer ragte dabei ganz besonders heraus: Jamal Musiala. Er veredelte den Münchner Auftritt.
Er jubelt wie Stephen Curry – und imitiert Harry Kane
Drei Tore erzielte der 21-Jährige, der nach dem Match erklärte, er sei froh darüber, endlich einmal den Jubel des Basketballers Stephen Curry imitieren zu können, wenn diesem ein Drei-Punkte-Wurf gelungen sei. Ein Hattrick ist für einen Stürmer die Ausnahme, selbst für den Kollegen Harry Kane, den Musiala nach dem Spiel in seiner staubtrockenen Art imitierte, womit er dem gesamten Team für seinen Einsatz dankte.
«ᴏʜ ᴅᴜ, ᴍᴇɪɴ ꜰᴄʙ,
ᴍᴇɪɴᴇ ʟɪᴇʙᴇ ʀᴏᴛ ᴡɪᴇ ʙʟᴜᴛ,
ᴜɴᴅ ᴡᴇɪß ᴡɪᴇ ꜱᴄʜɴᴇᴇ»Starker Support von euch, starke Leistung von unseren Jungs – und starker Kick von Manu! 😄#FCBayern #M05FCB #DFBPokal pic.twitter.com/y4Bxg3UvVO
— FC Bayern München (@FCBayern) October 30, 2024
Musiala kann sich solche Scherze leisten. Dribblings, Pässe und Effizienz waren auf einem solch hohen Niveau, dass mancher Beobachter an die ganz grossen Künstler auf engem Raum dachte und vermutete, dass die Prophezeiung, dieser Musiala könnte einmal Weltfussballer werden, nicht aus der Luft gegriffen sei. Sein grosser Förderer war der legendäre Bayern-Jugend- und Assistenztrainer Hermann Gerland, ein Westfale mit etwas griesgrämiger Art, der mit jungen Leuten allerdings erstaunlich gut umzugehen wusste.
Klasse war für Gerland nie an das Alter eines Spielers geknüpft. Als er den damaligen Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge auf den Junior hinwies, sagte Gerland gemäss «Süddeutscher Zeitung», dass er ihm den besten Fussballer auf dem gesamten Bayern-Gelände zeige.
Wirklich grosse Fussballer erscheinen manchmal mysteriös. Ihrem Auftritt haftet manchmal etwas Unerklärliches an. Auch Musiala weiss, dass es von Vorteil sein kann, nicht wie ein offenes Buch zu lesen zu sein. Das betrifft auch seine Zukunft in München, denn der FC Bayern würde den Zwanzigjährigen gerne langfristig über das Jahr 2026 hinaus an sich binden. Ob Musiala diesem Wunsch nachkommen wird – das liess er ganz bewusst offen.
Auch im Nationalteam zählt er bereits zu den Stützen
Unersetzbar zu sein: Das ist für einen jungen Spieler Auszeichnung und Bürde gleichermassen. Musiala meistert sie mit ähnlicher Leichtigkeit wie der Kollege Lamine Yamal vom FC Barcelona, wenngleich ihm der spanische Europameister mit seinen 17 Jahren bereits einen grossen Titel voraus ist. Musiala hatte die Wahl zwischen dem deutschen und dem englischen Nationalteam, da sein Vater einen englischen Pass besitzt. Er entschied sich für die DFB-Auswahl, in der er ein fester Bestandteil des Teams von Julian Nagelsmann ist.
Läuft alles einigermassen nach Plan und Musiala macht die Karriere, die seinem Potenzial entspricht, dann dürfte seine Verpflichtung das beste Geschäft sein, das der FC Bayern gemacht hat, seitdem er einen gewissen Franz Beckenbauer überreden konnte, nicht bei 1860 München zu unterschreiben. Denn Musiala spielte bis 2019 noch für die Junioren des FC Chelsea. 200 000 Euro liessen sich die Münchner den Doppelbürger kosten. Sollte er den FC Bayern dereinst verlassen, ist nicht auszuschliessen, dass an diese Summe drei Nullen anzuhängen wären.
Deutschland. Cup. Sechzehntelfinals. Am Mittwoch: Eintracht Frankfurt – Mönchengladbach 2:1 (1:0). Freiburg – Hamburger SV (2.) 2:1 (2:0). Hertha Berlin (2.) – Heidenheim 2:1 (1:0). Paderborn (2.) – Bremen 0:1 (0:1). Bielefeld (2.) – Union Berlin 2:0 (1:0). Hoffenheim – Nürnberg (2.) 2:1 (1:0). Mainz (mit Widmer / ab 77.) – Bayern München 0:4 (0:4).