Traditionell demokratisch wählende Gruppen entschieden sich dieses Mal häufiger für Trump. Die «Katzenfrauen» haben Harris die Stange gehalten. Erkenntnisse aus den Nachwahlbefragungen.
Vor vier Jahren stimmten die Amerikanerinnen und Amerikaner unter 30 Jahren noch klar für Biden, weniger als 40 Prozent wählten Trump. Nun sieht die Lage anders aus: Trump konnte bei den Jungen um 10 Prozentpunkte zulegen. Bei den 30- bis 39-Jährigen sind es immerhin noch 5 Prozentpunkte. Die Älteren votierten ähnlich wie vor vier Jahren. Das zeigt die Nachwahlbefragung der Nachrichtenagentur AP.
Die Generationenunterschiede, die vor vier Jahren offensichtlich waren, sind stark geschrumpft. Die verschiedenen Altersgruppen stimmten sehr ähnlich ab. Die Demokraten haben nur bei den ganz jungen Wählerinnen und Wählern unter 24 Jahren noch eine klare Mehrheit.
Im Vorfeld der Wahl erwarteten Experten, dass es einen relativ grossen Geschlechtergraben geben wird. Dieser zeigt sich auch in der Nachwahlbefragung deutlich. Allerdings ist dieser Graben kaum gewachsen. Offenbar vermochte Kamala Harris die Wählerinnen weniger stark zu mobilisieren als erhofft.
Harris setzte dabei vor allem auf das Thema Abtreibung. Die Aufhebung des Urteils Roe contra Wade durch den Supreme Court im Jahr 2022 und die daraufhin verschärften Abtreibungsgesetze in vielen Teilstaaten haben die weibliche Wählerschaft jedoch nicht dazu veranlasst, Donald Trump massenhaft die Stimme zu verweigern. Das Wahlverhalten der Frauen insgesamt entspricht in etwa jenem von 2020.
Umfragen im Vorfeld der US-Wahlen liessen erahnen, dass Trump bei den schwarzen Männern zulegen könnte, die traditionell demokratisch wählen. Im Wahlkampf verkündete Trump daraufhin: «I love black men!»
Die Charmeoffensive scheint funktioniert zu haben, denn der Anteil der Trump-Wähler unter den schwarzen Männern hat sich gegenüber 2020 verdoppelt.
Auch bei den Latinos und Latinas konnte Trump zulegen, trotz seiner Rhetorik gegen Einwanderer, seiner harten Migrationspolitik und rassistischen Entgleisungen des Komikers Tony Hinchcliffe gegenüber Puerto Ricanern bei einer Trump-Veranstaltung.
Trotzdem bleiben ethnische Minderheiten eher den Demokraten zugewandt. Besonders die Afroamerikanerinnen wählten auch dieses Mal stramm demokratisch. Die Stimmen der Latino-Männer verteilen sich beinahe gleichmässig auf Trump und Harris.
Harris musste im Wahlkampf von muslimischen Amerikanern Kritik einstecken für ihre Haltung zum Nahostkonflikt und ihre Unterstützung für Israel. Doch das führte nicht dazu, dass die Muslime nun für Trump stimmten. Sein Wähleranteil unter Muslimen ging gar um vier Prozentpunkte zurück. Auch die Mormonen votierten nicht mehr so stark für Trump wie noch 2020.
Harris’ Wähleranteil unter Muslimen sank gemäss Nachwahlbefragung um einen Prozentpunkt von 64 auf 63 Prozent. 6 Prozent der Muslime wählten einen Drittkandidaten, mit 3 Prozent war die Grüne Jill Stein die beliebteste Alternative. Es gab also einige Proteststimmen, sie erreichten aber keine massiven Verschiebungen im Wahlverhalten. Insgesamt lässt sich sagen, dass christliche Glaubensgemeinschaften eher Trump wählten, alle anderen eher Harris.
Bei der Interpretation dieser Ergebnisse ist allerdings Vorsicht geboten: Die Fehlermarge ist aufgrund der geringen Zahl der Befragten bei Muslimen (1200 Befragte) und Mormonen (2300 Befragte) etwas grösser.
Bei anderen demografischen Merkmalen zeigen sich bekannte Muster: Wer lediglich einen High-School-Abschluss hat, votierte eher für Trump, wer einen Masterabschluss hat, eher für Harris. Diese Muster haben sich gegenüber 2020 noch akzentuiert.
In Bezug auf das Einkommen zeigt sich ein spannendes Muster: Gutverdiener und die ärmsten Bevölkerungsschichten stimmten demokratisch, die Mittelklasse republikanisch. Hier fanden nur leichte Verschiebungen statt, die Gutverdiener stimmten 2020 mit 47 Prozent stärker für Trump, die Ärmeren mit 42 Prozent noch etwas weniger.
Anders als 2020 wurde dieses Jahr auch gefragt, ob im Haushalt eine Katze oder ein Hund lebt. Dies, nachdem alte Videoclips viral gegangen sind, in denen Trumps Vizepräsidentschaftskandidat J. D. Vance kinderlose Frauen als «childless cat ladies» beschimpft und sagt, sie würden sich, da kinderlos, nicht für die Zukunft des Landes engagieren. Die Zahlen zeigen, dass nun eine Mehrheit der Katzenbesitzerinnen für Harris votierte.
Die Zahlen unterscheiden sich allerdings nicht vom Wahlverhalten der gesamten weiblichen Bevölkerung. Hundebesitzerinnen und -besitzer sind aber offenbar eher republikanisch gesinnt, genau wie Männer mit Katzen. In Haushalten ohne Haustier stimmt man hingegen eher demokratisch.