Vor einer Woche wurde bekannt, dass bei der grössten Bank Deutschlands per 2025 noch höchstens zwei Home-office-Tage in der Woche möglich sein werden. Anderslautende Vereinbarungen werden gekündigt.
Die Deutsche Bank will die Präsenz der Mitarbeitenden im Büro erhöhen. Ab Januar 2025 soll noch höchstens 40 Prozent der Arbeitszeit von zu Hause geleistet werden können. Leitende Angestellte dürfen künftig noch höchstens einen Tag pro Woche im Home-Office arbeiten. Individuelle Vereinbarungen, die darüber hinausgehen, werden gekündigt.
Die Änderung bei der Deutschen Bank hatte das deutsche «Handelsblatt» vergangene Woche mit Verweis auf Finanzkreise berichtet, ein Sprecher der Bank hat den Entscheid bestätigt. Der Gesamtbetriebsrat folgt damit den Vorschlägen des Bank-Chefs Christian Sewing. Dieser hatte zu Jahresbeginn eine Reduktion der erlaubten Home-Office-Tage gefordert. Laut dem Management entsprechen die Änderungen globalen Richtlinien, zudem seien neu jährlich zwei Wochen mobiles Arbeiten erlaubt.
Doch der Entscheid der Bank stösst auf Widerstand. Laut dem «Handelsblatt» folgten auf die Mitteilung im bankeigenen Intranet innert kurzer Zeit zahlreiche negative Bewertungen der Angestellten. Das Management deaktivierte die Kommentarfunktion mit Verweis auf die laufenden Gespräche mit den Betriebsräten. Die Gewerkschaft Verdi hat zudem eine Petition gestartet.
Homeoffice-Bedürfnisse der Mitarbeiter
Im Petitionstext von Verdi steht unter anderem: «Mit einer Mehrheitspetition möchten wir den Vorstand der Deutschen Bank dazu auffordern, die Errungenschaften der vergangenen Jahre rund um die mobile Arbeit zu erhalten und die Rahmenbedingungen dafür zu stärken». Bisher galt bei der Deutschen Bank, dass Angestellte bei einem Vollzeitpensum drei Tage die Woche im Home-Office arbeiten können.
In der Ankündigung der neuen Regel schrieb die Bank, dass sich zwei Drittel der 36 000 Beschäftigten in Deutschland freiwillig darauf eingelassen hätten, sich an die neue Obergrenze von zwei Tagen zu halten oder gar Vollzeit wieder im Büro zu arbeiten.
Dies bedeutet jedoch auch, dass ein Drittel der Angestellten an den bisherigen Bestimmungen festhalten möchte. In den Kommentaren zur Petition schreiben Mitarbeitende der Bank, striktere Regeln würden ihre Work-Life-Balance negativ beeinflussen. Zudem habe die Bank die Bürofläche wegen des Home-Office in den vergangenen Jahren deutlich verkleinert. Dies erschwere es nun, einen vernünftigen Arbeitsplatz im Büro zu finden.
Verdi-Gewerkschaftssekretär Kevin Voss sagte dem «Handelsblatt», es sei nicht gut, Menschen etwas gegen ihren Willen aufzuzwingen. Die neue Regelung enthalte zwar auch gute Elemente, doch es brauche individuelle Lösungen für unterschiedliche Bereiche der Bank. Einige Mitarbeitende argumentieren etwa, dass ihre Teams über ganz Deutschland verstreut seien und gemeinsames Arbeiten im Büro sowieso nicht möglich sei.
Deutsche Bank noch liberaler als andere Grossunternehmen
Die Deutsche Bank folgt mit ihrer Änderung der Home-Office-Praxis einem Trend, der seit dem Ende der Corona-Pandemie in Europa und den USA zu sehen ist. Unternehmen hatten die Regelungen für mobiles Arbeiten spätestens ab dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 gelockert, vielerorts etablierte sich ein Recht auf zwei bis drei Arbeitstage im Home-Office.
Doch mittlerweile sehen immer mehr Unternehmen das mobile Arbeiten skeptisch. Es fehle im Home-Office an Kreativität, der Zusammenhalt im Team und die Firmenkultur litten, manche Mitarbeitende würden zu Hause weniger leisten, so die gängigen Sorgen.
Prominente Beispiele von Konzernen, die in den vergangenen Monaten die Home-Office-Regeln angepasst haben, gibt es mehrere. In der Schweiz sind dies der Schweizer Liftbauer Schindler, das Pharmaunternehmen Novartis, der Industriekonzern Sulzer. International für Schlagzeilen sorgte Ende September der Onlinehändler Amazon. Chef Andrew Jassy teilte in einer Rede vor den Mitarbeitenden mit: «Wir erwarten, dass die Mitarbeiter im Büro anwesend sind.» Ausnahmen von dieser Regel seien das Pflegen eines kranken Kindes oder Arbeiten, die eine hohe Konzentration erfordern.
Laut Berichten gibt es auch bei der neuen Regel der Deutschen Bank Ausnahmen. Sie würden für jene gelten, die aus dringenden «persönlichen Gründen» mehr Bedarf an Heimarbeit haben. Etwa wegen eines Pflegefalls oder wegen fehlender Betreuung der Kinder.