Im Luxuskonzerns LVMH ist es per Anfang Jahr zu einigen Personalrochaden gekommen. Die wichtigste: Bernard Arnaults zweitjüngster Sohn wird Chef der Uhrensparte. Es ist ein weiteres Beispiel dafür, wie der LVMH-Patron seine Nachfolge plant.
Vor ziemlich genau einem halben Jahr schrieb die NZZ, dass in der Uhren- und Schmucksparte des französischen Luxusgüterkonzerns LVMH, zu der unter anderem die Marken TAG Heuer, Bulgari, Hublot, Zenith und Tiffany gehören, mehrere Chefwechsel anstehen könnten. Julien Tornare, der Chef von Zenith, sollte zur grösseren Schwestermarke TAG Heuer wechseln und dort das Zepter übernehmen, und ein Richemont-Mann, Benoit de Clerck, der neue CEO von Zenith werden.
Damit war klar, dass auch der bisherige CEO von TAG Heuer neue Aufgaben übernehmen würde. Seit 2020 führte Frédéric Arnault, der zweitjüngste Spross von LVMH-Patron Bernard Arnault, die Uhrenmarke. Die NZZ mutmasste damals, dass Frédéric Arnault für «höhere Weihen» vorgesehen sei und neuer Chef von Bulgari werden könnte.
Obwohl gemäss den Informationen der NZZ das Top-Management vom TAG Heuer und Zenith bereits über die Wechsel informiert war, hörte man danach von LVMH über Monate nichts – bis jetzt. Am Freitagabend gab das Unternehmen bekannt, per 1. Januar 2024 mehrere Wechsel vorgenommen zu haben, darunter die erwähnte Ernennung von Tornare zum CEO von TAG Heuer und von Benoit de Clerck zum Chef von Zenith.
Frédéric Arnault bekommt seine höheren Weihen hingegen nicht bei Bulgari. Er wird stattdessen Chef der LVMH-Uhrensparte und damit der Chef von Tornare, de Clerck und Hublot-Chef Ricardo Guadalupe. Diese Position hatte es im Konzern seit 2020 nicht mehr gegeben. Die CEOs der Uhrenmarken rapportierten zusammen mit den Chefs der Schmuckmarken an den Chef der Uhren- und Schmuckdivision, Stéphane Bianchi.
Die Ernennung von Frédéric Arnault könnte bedeuten, dass LVMH den Bereich Uhren stärker forcieren möchte. Oder Frédéric Arnault soll von Bianchi darauf vorbereitet werden, dereinst die ganze Uhren- und Schmuckdivision zu übernehmen. Schon früher hiess es, Bianchi sei von Bernard Arnault als Mentor für den jüngeren Arnault rekrutiert worden. Bianchi, der den Grossteil seiner Karriere bei Yves Rocher gemacht hatte, begann 2018 bei LVMH als als Chef der Uhrensparte.
Die Ernennung von Frédéric Arnault zum Chef der Uhrensparte ist ein weiteres Beispiel dafür, wie Bernard Arnault «sein» Unternehmen führt. LVMH ist zwar börsenkotiert, aber in Sachen Personalpolitik ähnelt es eher einem Familienbetrieb: Der milliardenschwere Hauptaktionär hat in den vergangenen Jahren einen wichtigen Job nach dem anderen seinen insgesamt fünf Kindern anvertraut.
Der älteste Sohn, Antoine Arnault, ist Chef der Holding Christian Dior SE, über welche die Arnaults LVMH steuern. Delphine Arnault, die einzige Tochter, ist seit Anfang 2023 Chefin bei der Marke Dior.
Alexandre Arnault wiederum ist seit nunmehr drei Jahren Topmanager bei der Juwelierkette Tiffany, die LVMH 2021 übernommen hat; zuvor leitete er während gut vier Jahren die Kofferherstellerin Rimowa, deren Übernahme durch LVMH er zuvor selber geleitet hatte.
Der jüngste Spross, Jean Arnault, ist ebenfalls im Bereich Uhren tätig, allerdings nicht in der Division, die sein älterer Bruder nun führt, sondern als Uhren-Verantwortlicher bei der wichtigsten Konzernmarke, Louis Vuitton. Zudem ist der 25-Jährige, der eine grosse Leidenschaft für Uhren zeigt, derzeit auch daran, zwei etwas in Vergessenheit geratene Marken des Konzerns wiederzubeleben: Gérald Genta und Daniel Roth.