Reiche zahlen heute Millionen für ein Saurierskelett. Für Museen wird das zum Problem.
Und wieder ist eine Urzeitechse in den Schlagzeilen. Mitte November wurde in Paris ein Saurierskelett für umgerechnet 4,5 Millionen Franken versteigert. Es ging um einen Apatosaurus, der mit 21 Meter Körpergrösse das bisher längste Skelett ist, das je an einer Auktion verkauft wurde.
Was kaum jemand weiss: dass die Universität Zürich vor ein paar Monaten ebenfalls einen Dinosaurier gekauft hat. Auch hier ging der Preis in die Millionen – und der Zürcher Dino ist sogar noch grösser als der viel bestaunte Langhalssaurier von Paris. Doch dazu später mehr.
Die Entdeckung des T. rex
Der moderne Mensch hat so manche eigentümliche Obsession entwickelt, das Sammeln von Saurierknochen ist eine davon. Ihre erste Blüte erlebt sie im 19. Jahrhundert, so durchstöbert 1892 ein Mann die sandigen Hügel von South Dakota. Es ist Edward Cope – ein Multimillionär, Quäker und Wissenschaftsdilettant –, der hier nach einem Urviech sucht. Tage und Wochen verbringt er an diesem wüsten Ort; er stöbert und stöbert, bevor er endlich fündig wird und einen gigantischen Wirbelknochen zutage fördert.
Cope imaginiert ein Tier, das dazu passen könnte; riesig muss es sein, ja geradezu gigantisch, ein Monstrum. Er nennt es Manospondylus gigas. Berühmt werden sollte das Tier später dann allerdings unter einem anderen Namen, als Tyrannosaurus rex. Womit sie begonnen hätte, die postume Karriere der schrecklichsten aller Echsen.
Besuch beim berühmtesten Saurierforscher der Schweiz
Sauriermuseum in Aathal, Sommer 2024. Köbi Siber spiesst ein Salatblatt auf und sagt: «Fleischfresser.» Der 81-Jährige präzisiert, bevor er sich das Blatt in den Mund schiebt: «Grosse Fleischfresser. Das sind die Besten.» Schon seit einem halben Jahrhundert sucht Siber nach Fossilien, er ist der berühmteste Saurierforscher der Schweiz. Das Knochenhandwerk brachte er sich selbst bei, die ersten Funde seien ihm noch in der Hand zerbröselt – «wie Guetzli».
Köbi Siber isst seinen Salat im nahen Restaurant, das den Namen «Dino Beiz’li» trägt. Siber entschuldigt sich: Die kreuzfalsche Schreibweise habe er nicht mehr verhindern können; auch gehöre das Restaurant nicht ihm, der Besitzer habe sich aber vom Museum «inspirieren» lassen. Das «Beiz’li» teilt das Schicksal mit vielen Saurierskeletten: Was einmal falsch zusammengesetzt und als Irrtum in die Welt gestellt wurde, kann nur schwer wieder zurückgenommen werden. Andererseits passt das «Beiz’li» gut zum charmanten Chaos, das in Sibers Museum herrscht. Kreuz und quer stehen die Skelette herum, drunter und drüber gibt es Meteoriten und Bernstein zu sehen, fossile Hölzer und Panzerfische aus fernen Äonen. Paläontologie-Connaisseure aus aller Welt reisen an, aber auch Kinder, die Geburtstag feiern wollen und sich auf die «Dinokuchen» freuen. Wer möchte, kann sich im Museum auch einige Preziosen aus Köbi Sibers Kristallsammlung anschauen; er entstammt einer Stadtzürcher Familie, die mit Edelsteinen zu Geld kam.
Mehr als 150 000 Besucher werden in Aathal erwartet
Dieses Jahr stiess «Trinity» dazu: ein Tyrannosaurus rex, der aus Knochen von drei verschiedenen, jeweils nur teilweise erhaltenen Skeletten zusammenmontiert wurde. Diese Leihgabe aus Belgien ist Sibers jüngster Coup, bis im Januar ist der Tyrannosaurus noch in Aathal ausgestellt. Er lockt eine Rekordzahl Besucher an diesen abgelegenen Ort im Zürcher Oberland, in dessen kargem Wikipedia-Beitrag steht, dass er vor allem für das Sauriermuseum bekannt sei. Mehr als 150 000 Besucher dürften heuer anreisen, so viele wie noch nie. Für Köbi Siber kommt dieser Erfolg alles andere als überraschend. Grosse Fleischfresser ziehen nun einmal am besten, und am allerbesten zieht der T. rex.
Die Saurier locken Publikum an – und viel, viel Geld. «Hedge-Fund-Manager kauft Dino-Skelett für Rekordsumme»: Diese Meldung schreckte im Sommer die Saurierforscher auf. Versteigert worden war ein riesiger Pflanzenfresser mit spektakulären Rückenplatten, ein Stegosaurus. Das Exemplar ist hervorragend erhalten, der Manager bezahlte knapp 45 Millionen Dollar dafür. Auktionshäuser wie Christie’s oder Sotheby’s versteigern Saurier mittlerweile regelmässig zu Millionenbeträgen. Sotheby’s hob den historischen Charakter des Stegosaurus-Verkaufs hervor und stellte Filmaufnahmen davon online. Doch lange dürfte es nicht dauern, bis auch dieser Rekord gebrochen werden wird. Denn in der Finanzwelt, aber auch in Hollywood sind Saurier beliebt wie nie.
So lieferten sich vor einigen Jahren Leonardo DiCaprio und Nicolas Cage einen spektakulären Bieterwettbewerb, beide Schauspieler wollten unbedingt den Schädel eines Tarbosaurus bataar haben. Der Fleischfresserkopf ging schliesslich für eine Viertelmillion Dollar an Cage, dennoch ist heute vor allem DiCaprio für seine exquisite Knochensammlung bekannt. Russell Crowe wiederum, ein weiterer Star und Sammler, knöpfte DiCaprio an einer Party den Schädel eines Meeressauriers ab. Doch schien er den Kauf zu bereuen: Er sei betrunken gewesen, erklärte Crowe später. Er verkaufte den Kopf schliesslich über Sotheby’s weiter.
Angeheizt wird der Markt allerdings nicht nur von alternden, offenbar an existenziellem Ennui leidenden Kinohelden. Sondern weit stärker noch durch Petrodollars: Auch reiche Araber interessieren sich mittlerweile nämlich sehr für prähistorische Reptilien. Bezeichnend, dass das besterhaltene T.-rex-Skelett ab nächstem Jahr nicht in New York, London oder Paris zu sehen sein wird, sondern im Naturhistorischen Museum von Abu Dhabi. «Stan», wie der Dino genannt wird, ist für 32 Millionen Dollar versteigert worden.
Die Knochen-Kriege im Wilden Westen
Ein neues Phänomen ist das Knochen-Business aber nicht. Denn zur Gründungsgeschichte der Saurierforschung gehören die sogenannten Bone-Wars, die von 1870 bis 1900 dauerten. Als die Pioniere in die letzten wilden Gegenden der USA vorstiessen, die indigene Bevölkerung vertrieben, neue Städte bauten und Bahnschienen um Bahnschienen aneinanderreihten, legten sie beiläufig auch viele Saurierskelette frei.
Eisenbahner verdienten sich einen Zustupf damit, Forscher auf Fundstellen hinzuweisen. Selbst Buffalo Bill, der extravagante Bisonjäger, mischte bei den Saurierexpeditionen mit. Die wichtigsten Köpfe der Bone-Wars waren jedoch Edward Cope und Othniel Marsh, zwei Abenteurer, die darum wetteiferten, immer mehr und vor allem immer grössere Saurier zu entdecken. Dabei bekämpften sie sich aufs Äusserste, warben sich Mitarbeiter ab und zerstörten Grabungsorte, damit der andere dort nichts mehr zu finden hatte. Wenn ihre Mannschaften aufeinandertrafen, flogen schon einmal die Steine.
Wieder zu Hause in ihren Schreibstuben, machten sich Cope und Marsh daran, im Eiltempo akademische Papiere zu verfassen. Wobei den Autodidakten grobe Fehler unterliefen: So verwechselte Cope den Hals eines Sauriers mit dessen Schwanz, und Marsh setzte einem Dino den falschen Kopf auf.
Und schon damals versuchten Superreiche, ihre Namen mit den Kolossen zu verknüpfen. So benannte Marsh einen besonders imposanten Pflanzenfresser nach dem Tycoon Andrew Carnegie, der die Saurierforscher mit Geld unterstützte.
Carnegie liess das Skelett in seinem Schloss in Schottland aufstellen, wo er es seinen Besuchern vorführte, unter ihnen war auch der britische König Edward VII. Dieser zeigte sich beeindruckt und wollte danach seinen eigenen Dino haben, worauf ihm der Tycoon eine Replikation seines Diplodocus carnegii zukommen liess. Weitere Kopien gingen an den deutschen Kaiser und an Frankreichs Premierminister. Zur selben Zeit wurde, Knochen für Knochen, auch der ikonischste aller Dinos entdeckt: der Tyrannosaurus rex. Den Anfang machte Edward Cope, als er im staubigen Boden von South Dakota einen ersten Wirbel fand.
Gebeine für die Ewigkeit
Doch warum das Ganze? Weshalb verwenden Männer all ihre Zeit, ihre Energie und ihr Geld darauf, sich Knochen uralter Reptilien zu beschaffen? Nun, die Motive dafür sind vielfältig wie die Fauna der Kreidezeit.
Für abenteuerlich gestimmte Forscher wie einst Marsh und Cope oder heute Köbi Siber stellt ein neuer Saurier eine besonders spektakuläre Beute dar. Eine Entdeckung verspricht Ruhm und Ehre, und für Aufsehen sorgt sie nicht bloss im kleinen Zirkel der Akademiker, sondern auch in den Redaktionen der Boulevardblätter und Radiostationen. Zudem verkörpern die Skelette eine aggressive Kraft, in der sich Gönner wie Andrew Carnegie gespiegelt sehen: Machtmänner, die sich mit den gewaltigen Tieren identifizieren.
«Der grösste Vierbeiner, der je auf der Erde wandelte, ein Namensvetter von mir», so soll Carnegie gegenüber König Edward geprahlt haben, als er seinen Diplodocus vorführte. Mit ihrem Kauf schreiben sich die Unternehmer und Mäzene – zuweilen in spektakulär kurzer Zeit zu gewaltigen Vermögen gekommen – in die Erdgeschichte ein. Ihr Reichtum mag sich am nächsten Börsentag wieder verflüchtigen, die Gebeine der Saurier hingegen sind Knochen für die Ewigkeit.
Andere Käufer erwerben die Fossilien als mondäne Accessoires, um ihr kulturelles Kapital zu mehren. Je besser ein Skelett erhalten und je wertvoller es also für die Forschung ist, desto präsentabler ist es für seinen Besitzer. Hier gilt, was der französische Soziologe Pierre Bourdieu über Luxusgüter geschrieben hat: Wer sich einen wertvollen Dinosaurier aneignet, ist nicht nur «exklusiver Inhaber» des Objekts, sondern auch Besitzer des «wahrhaften Geschmacks».
Ein solcher Sammler will Laien beeindrucken, vor allem aber auch von Experten gewürdigt werden. Und schliesslich sind Saurierskelette schlicht Investitionsobjekte, wie sie in Zeiten ausgeweiteter Finanzströme nun einmal gefragt sind. Mit einem Saurierschädel lässt sich heute gut Geld anlegen, so wie auch mit einem Stillleben aus der Barockzeit oder einer Skulptur von Rodin.
Von Dinosaurier-Cowboys und Schreibtischforschern
Köbi Siber kennt die Geschichte des Fossilienhandels genau. Die Dinosaurierjäger aus den Bone-Wars sind ihm dabei nicht unsympathisch. Er sieht da gewisse Ähnlichkeiten. «Wissen Sie, die Schreibtischforscher der Universitäten sind ja auf uns angewiesen», sagt er, im «Dino Beiz’li» beim Kaffee sitzend. Den Paläontologen fehle oft die Zeit und das Geld, um in die Wildnis aufzubrechen und nach Knochen zu suchen.
«Ich verbringe teilweise Wochen im Feld, ohne etwas zu finden. Die können sich das nicht leisten.» Über die Jahre habe er die Dozenten für ihre Kompetenz schätzen gelernt, sagt Köbi Siber – und sie ihn dafür, dass er die Knochen heranschaffe.
Sibers Anfänge als Saurierentdecker gehen zurück in die sechziger Jahre, als er als Psychologiestudent in die USA reiste und vom Flower-Power-Trubel mitgerissen wurde. Intakt blieb dabei die Faszination für Kristalle und Fossilien, die er in seinem Elternhaus entwickelt hatte. Eines Tages unternahm er mit einem Uni-Freund einen Trip in ein abgelegenes Gebiet in Wyoming. Dessen zerklüftete, sandige Böden sind der indigenen Bevölkerung, den Trappern und den Farmern von jeher verhasst. «Mako sica» nannten es die Ureinwohner, «schlechtes Land», und als «Badlands» ist die Gegend bis heute bekannt. Die Saurierforscher jedoch sehen das Land mit ganz anderen Augen: Für sie ist es ein einziges Schlaraffenland, in dem es wimmelt von leicht freizulegenden Knochen.
Auch die rechtliche Situation ist günstig. Forscher können auf einem privaten Grundstück nach Knochen suchen, eine entsprechende Bewilligung vorausgesetzt. Für eine befristete Zeit darf dann dort gegraben werden – und mitgenommen, was gefunden wird. Köbi Siber machte erst kleine, wenig spektakuläre Funde, so stiess er etwa auf Skelette von Ur-Hasen. Dann entdeckte er in einer Scheune von Aussteigern eine fossile Schildkröte, erwarb sie für wenige Dollar und verkaufte sie der Uni Wien weiter. Der dortige Professor ermunterte ihn weiterzugraben. «Und jetzt bringen Sie mir bitte einen Dinosaurier», habe der Dozent gesagt, erzählt Siber.
Damals sei in den USA kaum noch mit Saurierknochen gehandelt worden. «Die Museen dort hatten ja alle ihre Skelette.» In Europa hingegen – und keineswegs nur in Wien – habe es nach wie vor Bedarf gegeben. Eine Nachfrage, die Siber in den folgenden Jahrzehnten bedienen sollte, mit stetem Nachschub aus den Badlands.
Vor dreissig Jahren begann schliesslich eine neue Ära des Fossilienhandels, die bis heute andauert: mit «Sue», der T.-rex-Dame aus South Dakota. Ein Farmer hatte gegen eine Firma geklagt, die auf seinem Feld das Skelett eines Tyrannosaurus ausgegraben hatte. Danach versteigerte er «Sue» über Sotheby’s – für 8 Millionen Dollar.
Spätestens da hatte alle Welt verstanden, dass Saurierknochen fossiles Gold sind. Die Schar der privaten Knochenjäger wuchs, manche nennen sich selbst «dinosaur cowboys». Das bekam auch Köbi Siber zu spüren. «Plötzlich sah ich mich in mühsame Rechtsfälle verwickelt, weil die Leute mir die Fundorte abluchsen wollten.»
Nach wie vor werden in den Badlands aufsehenerregende Funde vermeldet, das Gebiet scheint noch lange nicht erschöpft zu sein. In letzter Zeit war die Zahl spektakulärer Verkäufe an private Investoren kaum mehr zu überblicken. Hier ein Triceratops, der in den Besitz eines Managers übergeht, dort ein T.-rex-Kopf, der von Sotheby’s versteigert wird. Die meisten Museen und Universitäten können in diesem Wettbieten nicht mehr mithalten. Viele Wissenschafter fürchten deswegen, dass die Forschung zu den Sauriern verkümmert. Dass der heutige Wissensstand nicht mehr erweitert und hinterfragt werden kann.
Skeptische Experten in Basel und Genf
Paläontologen baten das Auktionshaus Christie’s deshalb bereits in einem offenen Brief darum, künftig auf Saurierversteigerungen zu verzichten – ein Wunsch, dem das Unternehmen nicht nachkommen wollte. Auch hiesige Experten sehen die Preistreiberei kritisch. So etwa Lionel Cavin, der für das Naturhistorische Museum in Genf arbeitet. Wichtige Exemplare könnten der Forschung entgehen, wenn sie im Wohnzimmer reicher Sammler landeten. Bestenfalls könnte man dann noch auf Mäzene hoffen, sagt der Paläontologe.
Cavin bedauert, dass Fossilien vermehrt nicht mehr als wissenschaftliche Objekte, sondern als Kunstgegenstände betrachtet werden. Schliesslich, fügt er an, handle es sich bei den Saurierskeletten auch nicht um wirkliche Kunstwerke. Denn diese müssten eigentlich ja Artefakte menschlichen Ursprungs sein. Kritisch sieht man die Entwicklung auch in Basel. Von einer «Preisexplosion bei Saurierskeletten» spricht Yvonne Barmettler vom dortigen Naturhistorischen Museum. Bei Auktionen biete man nicht mit. Man habe keine Mittel, um millionenteure Skelette zu kaufen, erklärt die Sprecherin.
Der belgische Logistikmilliardär hilft aus
Doch es gibt auch andere Stimmen. So weisen manche Experten darauf hin, dass viele Institutionen heute gar nicht mehr in der Lage seien, eigene Ausgrabungen durchzuführen. Und dass viele Investoren ihre Saurier nach dem Kauf ja durchaus den Museen und der Forschung zur Verfügung stellten. Dafür gibt es tatsächlich prominente Beispiele. So gehört der T. rex «Trinity» in Köbi Sibers Museum der Phoebus Foundation, einer Stiftung, die von einem belgischen Logistikmilliardär gegründet wurde. Fast 5 Millionen Franken hatte sie für «Trinity» bezahlt. Ein weiteres Beispiel ist ein anderer T. rex namens «Tristan Otto», der von dänischen Unternehmern erworben wurde und dieser Tage im Naturkundemuseum Berlin ausgestellt ist.
Ein Langhalssaurier als Prunkstück
Zu den wenigen öffentlichen Institutionen in Europa, die im globalen Bieterwettbewerb mithalten und die Skelette tatsächlich noch ihr Eigen nennen können, gehört die Universität Zürich. Köbi Siber überliess der Uni und ihrem Naturhistorischen Museum jüngst vier seiner wichtigsten Dino-Skelette. Dazu holt die Universität auch Sibers spektakulärsten Fund zurück in die Schweiz: einen Langhalssaurier vom Typ Diplodocus, den er 2009 ausgegraben und nach dem indigenen Volk der Arapahoe benannt hat. Später ging «Arapahoe» in den Besitz einer anonymen Person über. Dieser überwies die Universität Zürich nun eine Summe, wie sie nur wenige andere Museen aufbringen könnten: 2,9 Millionen Franken.
Das Geld stammt aus dem Gemeinnützigen Fonds des Kantons Zürich, dem früheren Lotteriefonds. Der anonyme Verkäufer hat den Preis festgelegt. Einen Bieterwettbewerb habe es nicht gegeben, erklärt ein Sprecher der Universität. Im Vergleich zu anderen Skeletten wie etwa dem 45 Millionen Dollar teuren Stegosaurus erachte man den Betrag als «angemessen».
Das sieht auch Köbi Siber so: «Auf einer Auktion hätte der Verkäufer heute sicher um die 10 Millionen dafür bekommen.» Eine Umfrage unter Paläontologen zeigt ebenfalls ein positives Bild: Keiner hält den Preis für überrissen, das Skelett wird für seine exzellente Verfassung gelobt, was bei so grossen Sauriern eine Seltenheit sei.
Er selber habe am Kauf nichts verdient, erklärt Köbi Siber. Er habe «Arapahoe» in einer Auftragsarbeit ausgegraben, während insgesamt sieben Jahren, inklusive Präparation. Dafür hätten er und sein Team 300 000 Franken erhalten. «Umgerechnet ein hundsmiserabler Stundenlohn!»
Durch die Ausgrabung des Riesenskeletts habe sich sein Team für grosse Aufgaben qualifiziert. «Ich hoffte auf künftige Aufträge, aber diese Hoffnung hat sich bisher nicht erfüllt.» Vor dem Verkauf an die Uni Zürich wurde Sibers Langhalssaurier in Genf, Basel und Braunschweig gezeigt – und er brachte die Museen an ihre Grenzen. «In Braunschweig mussten wir seinen Schwanz einrollen, damit er genügend Platz hatte», so erinnert sich Siber und lacht. «Wie ein Säulischwänzli.»
Derzeit sind die Knochen in Buchs untergebracht, im Sammellager der Universität. Bis der Dinosaurier an der Uni zu sehen sein wird, werden noch Jahre vergehen, bis 2033 soll er gelagert oder allenfalls an anderen Standorten gezeigt werden.
Die Aufrichtung des «Arapahoe» wird ein grosser, ja historischer Moment für das Zürcher Naturmuseum werden. Der Saurier wird die Ausstellung dominieren, das Skelett ist 27 Meter lang. «Einen längeren Originalsaurier hat man in Europa noch nirgends gesehen», sagt Köbi Siber. Und mit jeder weiteren Auktion, die in Paris abgehalten wird, und mit jedem neuen Rekordpreis, der in Dubai oder New York hingeblättert wird, wird der Zürcher Spektakel-Dino noch ein bisschen imposanter wirken, noch ein bisschen wertvoller werden.
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