An Vielfalt mangelt es nicht auf den Zürcher Weihnachtsmärkten. Authentisch asiatische Snacks sind ebenso zu haben wie spanische Süssigkeiten. Dennoch sollte man beim Kauf von Speisen und Getränken zweimal hinschauen.
Im vergangenen Jahr hatten wir explizit die auf den Zürcher Weihnachtsmärkten ausgeschenkten Glühweine unter die Lupe genommen und reichlich Feedback bekommen. Dieses Mal entschieden wir nach einer ersten Besichtigung, dass sich eine breit angelegte Verkostung kaum lohnen würde. Wie eh und je, so war auch diesmal eine Standardisierung festzustellen; fast überall werden dieselben zwei, drei Marken ausgeschenkt.
Auf allen besuchten Weihnachtsmärkten der Stadt gibt es natürlich wieder einmal das, was man nicht automatisch in Verbindung bringt mit der beginnenden Adventszeit: Delikatessen aus Indien, Vietnam oder anderen asiatischen Ländern. Die vegetarischen Samosas, gekauft im Wienachtsdorf am Bellevue – an einem kleinen Stand schräg gegenüber dem neueröffneten Globus –, schmecken. Zum Glück sind die kleinen, eher improvisiert wirkenden Stände noch nicht verschwunden von den Zürcher Märkten.
Etwas schicker sieht die vietnamesische Brasserie am Bellevue aus (gute Pho!), besonders herzlich fanden wir die Bedienung am Gua-Bao-Stand in der Europaallee (Schweinebauch, Koriander und Erdnüsse verfeinerten hier das chinesische Brötchen auf sehr angenehme Weise). Weniger asiatisch, aber dennoch gut ist das auf Basis von Jackfruit hergestellte sogenannte Steak-Sandwich (wiederum Bellevue-Weihnachtsmarkt).
Schweizerisches ist rar, Wein kaum zu finden und Käse Glückssache
Wer in kulinarischer Hinsicht lieber in der eidgenössischen Heimat bleiben möchte, hat es schwer. Bratwurst, gut und schön und recht teuer, sowie Raclette gibt es da und dort, aber dann wird es schon dünn, sofern man das Fondue Moitié-Moitié in der Landesmuseums-Winterwelt verschmäht. Die Capuns, die an einem etwas unscheinbaren Stand auf dem Weihnachtsmarkt im Hauptbahnhof angeboten wurden, sind eine erfreuliche Ausnahme. Weniger angenehm sind allerdings die Preise, die ein Käsehändler ein paar Meter weiter verlangt. 9 Franken 90 für 100 Gramm (!) eines mit Kräutern vermischten österreichischen oder holländischen Milchproduktes.
Hier wie überall ist die Getränkefrage übrigens schwer zu beantworten. Wer Glühwein aus guten Gründen verschmäht, muss zu Bier, Punsch oder Glühgin greifen; richtig gute Weine von namentlich genannten Winzern, bei korrekter Temperatur ausgeschenkt, gibt es praktisch nirgendwo. Dann lieber Cidre und Whiskey: Wir wurden von Möhl-Apple-Cider (Bellevue) und am Jack-Daniel’s-Stand (Europaallee) angenehm gewärmt.
Süsses und Ausgefallenes – die Suche lohnt
Lebkuchen sind leider auch keine Spezialität der Zürcher Weihnachtsmärkte, Stollen nur selten. Immer konnten wir in der Europaallee einen beachtlich fluffigen, in Kroatien hergestellten Panettone verkosten: trotz dem nicht ganz unerheblichen Preis empfehlenswert. Delikat war auch das Baklava, an einem sympathischen Stand am Bellevue gekauft (hier ist auch tolle Pide mit Schweizer Weisskabis zu haben), und mit Churros nach spanischer Tradition samt Dulce de leche kann man kaum etwas falsch machen.
Nicht verkostet haben wir, aus Kapazitätsgründen, die Jungle-Spiesse, in der Europaallee am offenen Feuer grilliert – zumindest der Show-Effekt ist gewaltig. Die Pasta mit korrekt deklarierten Herbsttrüffeln (Bellevue) muss noch warten, und auch die verführerisch aussehenden Salsiccia-Reiskugeln aus dem Dörfli harren weiterhin der Verkostung. Aber es sind ja noch ein paar Wochen bis Heiligabend!