Wegen seines Chatbots Chat-GPT droht der Software-Firma Open AI eine Klagewelle, insbesondere aus der Medienbranche. Die «New York Times» hat nun als erste grosse Zeitung den juristischen Weg eingeschlagen.
lia./ (dpa/Bloomberg) Die «New York Times» hat als erste grosse Zeitung die Software-Unternehmen Open AI und Microsoft wegen ihres KI-Chatbots Chat-GPT verklagt. Sie wirft den Firmen vor, dass sie Wissen aus Millionen Artikeln benutzt haben, um Chat-GPT zu füttern und damit auf Kosten der «New York Times» ein Geschäft aufzubauen.
«Ziel dieser Klage ist es, jene für die gesetzlichen und tatsächlichen Schadenersatzforderungen in Milliardenhöhe haftbar zu machen, die sie der ‹Times› für das rechtswidrige Kopieren und Verwenden der einzigartig wertvollen Werke schulden», heisst es in der Klageschrift. Die Geldforderung wurde nicht spezifiziert.
Mit seinem KI-Chatbot Chat-GPT hat das Unternehmen Open AI vor etwas mehr als einem Jahr den Hype um künstliche Intelligenz geschürt und Tech-Schwergewichte wie Google und den Facebook-Konzern Meta in Zugzwang gebracht. Der Wert von Open AI wird auf 80 Milliarden Dollar geschätzt.
Open AI hat Informationen ohne Lizenzierung genutzt
Nutzer können mit Chat-GPT kommunizieren und zum Beispiel Aufgaben erteilen oder Wissen abfragen. Die generierten Antworten lassen sich oft kaum von menschlichen unterscheiden. Open AI droht nun jedoch eine Klagewelle. Denn das Unternehmen hat Chat-GPT mit dem verfügbaren Wissen des Internets gefüttert, um den Chatbot zu trainieren – und bewegt sich damit im juristischen Zwielicht. Chat-GPT verwendet Informationen aus Foren, Firmenwebsites, Drehbüchern oder Artikeln, grösstenteils ohne Vereinbarung und Lizenzierung.
Mit mehreren Medienunternehmen hat Open AI deswegen verhandelt. Im Juli kam ein Geschäft mit der Nachrichtenagentur AP zustande. Dieses sieht vor, dass AP Technologie von Open AI nutzen kann, um selbst am internen Einsatz von KI zu tüfteln. Dafür erhält Open AI offiziell Zugriff auf das Archiv aller AP-Berichte bis 1985. Im Dezember schloss die Firma zudem einen Dreijahresvertrag mit dem Axel-Springer-Verlag ab. Wie viel Open AI für die Inhalte bezahlt, ist nicht bekannt.
Mit der «New York Times» hingegen gab es keinen Vertragsabschluss. In der Klage der «New York Times» heisst es, der Verlag habe sich im April an Microsoft und Open AI gewandt und keine gütliche Einigung erzielen können. Die «New York Times» hofft nun auf Schadenersatz wegen der Verletzung von Urheberrechten. Eine erfolgreiche Klage dürfte viele Nachahmer in der Medienwelt finden. Auch in anderen Branchen drohen Open AI Klagen: Im September hat ein grosser Autorenverband die Firma wegen Copyright-Verstössen verklagt.