In der katholischen Kirche gibt es immer wieder Streit um die Beteiligung von Frauen. Jetzt ernennt Papst Franziskus eine Ordensschwester zur «Ministerin».
Während der feierlichen Messe zum Dreikönigstag im Petersdom rief Papst Franziskus dazu auf, Hoffnung zu verbreiten. Dies in einer Zeit, in der die Menschen immer weniger bereit seien, «einander in ihrer Vielfalt zu verstehen, zu akzeptieren und zu begegnen» – trotz moderner Kommunikationsmitteln. Franziskus forderte eine Kultur der Integration und des Willkommens. Das berichtete «Vatican News». Ebenso konkret setzte Franziskus seine eigenen Worte um: Zum ersten Mal ernannte er eine Frau zur Leiterin einer bedeutenden Vatikanbehörde.
Die italienische Ordensschwester Simona Brambilla leitet künftig die vatikanische Behörde für die Orden. Laut vatikanischem Presseamt ist die 59-jährige Brambilla die erste Präfektin an der Römer Kurie. In anderen Staaten ist dies gleichbedeutend mit dem Amt einer Ministerin.
«Ein wichtiger Schritt für Ordensfrauen»
Helena Jeppesen-Spuhler zählt zu den prominenten Stimmen der Frauen in der katholischen Kirche. Sie wurde von Papst Franziskus als eine der ersten Frauen an die Weltsynode berufen. Zur Ernennung von Simona Brambilla sagte Jeppesen-Spuhler dem Portal kath.ch: «Es freut mich, dass Papst Franziskus eine Frau an die Spitze eines Dikasteriums ernannt hat.» Davon habe der Papst seit Einführung der Kurienreform gesprochen. «Für die vielen Ordensfrauen weltweit ist das ein bedeutender Fortschritt», sagte Jeppesen-Spuhler.
In der katholischen Kirche gibt es immer wieder Debatten über eine stärkere Beteiligung von Frauen, insbesondere über die Weihe von Diakoninnen oder Priesterinnen. Auch die jüngste Weltsynode brachte diesbezüglich keinen Durchbruch. Der mehrjährige Beratungsprozess ging im vergangenen Oktober zu Ende, die Frauenfrage war zuvor ausgeklammert worden. Im Schlussdokument einigte man sich auf die Formulierung: «Es gibt keine Gründe, die Frauen daran hindern, eine Führungsrolle in der Kirche zu übernehmen. Was vom Heiligen Geist kommt, kann nicht aufgehalten werden.»
2022 hatte Papst Franziskus in seiner Kurienreform erstmals höchste Kurienämter für Laien geöffnet – sowohl für Frauen als auch für Männer. Trotzdem blieb Paolo Ruffini, der Leiter des vatikanischen Kommunikationsdikasteriums, bislang der einzige Behördenchef ohne kirchliches Weiheamt.
Ausgebildete Krankenpflegerin mit Doktortitel
Die nun berufene Simona Brambilla stand von 2011 bis Mai 2023 als Generalsuperiorin an der Spitze ihrer Ordensgemeinschaft. Dort war sie von 2005 bis 2011 bereits Generalrätin, also Mitglied im Beratungsgremium der Ordensleitung. Im Jahr 2008 machte sie einen Doktor in Psychologie an der Päpstlichen Universität Gregoriana, wo sie zuvor auch gelehrt hatte. Früher arbeitete die ausgebildete Krankenpflegerin im westafrikanischen Staat Moçambique mit Jugendlichen. In das Institut der Missionsschwestern der Consolata trat sie 1988 ein. In der Behörde, die sie nun führt, war sie zuletzt als sogenannte Sekretärin bereits die Nummer zwei.
Laut «Vatican News» betont Papst Franziskus die Bedeutung gemischter Teams und die Kompetenzen von Frauen. In seinem Pontifikat ist der Anteil von Frauen im Vatikan gestiegen. 2016 ernannte er die Kunsthistorikerin Barbara Jatta zur Direktorin der Vatikanischen Museen. 2022 wurde die italienische Ordensschwester Raffaella Petrini zur Vize-Regierungschefin des Kleinstaats bestimmt. Eine Position, die zuvor immer ein Bischof innehatte.
Mit Agenturmaterial