Der Aufgabenbereich der Zürcher Filmstiftung wird vorerst im Rahmen eines Pilotprojekts auf New Media und Games ausgedehnt.
Die Entwicklung der digitalen Medien schreitet rasant voran. Im Umbruch befindet sich damit ebenso die Welt der digitalen Kunst im weiteren Sinn. Darauf wurde am Montag im Kantonsrat in mehreren Voten hingewiesen.
Gemessen an dieser Zustandsbeschreibung dauerte es geraume Zeit, bis der Kanton Zürich tätig wurde. Ende 2017 hatte die parlamentarische Kommission für Bildung und Kultur bereits ein Postulat eingereicht. Demnach sollte die Zürcher Filmstiftung damit beauftragt werden, einen angemessenen Teil ihrer kantonalen Gelder für die Förderung neuer audiovisueller Darstellungsformen einzusetzen.
Diese werden gemeinhin unter dem Oberbegriff «New Media» zusammengefasst. Darunter versteht man interaktive Erzählformen, die sich etwa der virtuellen Realität bedienen. Dazu kommen Games als geschichtenerzählende Formate. Davon zu trennen ist Medienkunst, die sich neuer Technologien bedient.
Diese Gliederung geht aus einem Bericht hervor, den der Regierungsrat 2021 bei der Zürcher Hochschule für Künste in Auftrag gab. Demnach gibt es am Standort Zürich eine starke und dynamische Szene für New Media und Games. Gleichzeitig fehlen Förderstrukturen, um diese wirtschaftlich durchaus relevanten Sparten zu unterstützen.
Lotteriegeld für Game-Entwicklung
Die Experten schlugen vor, die Förderung von New Media und Games längerfristig in die Zürcher Filmstiftung zu integrieren. Doch das geht nicht von heute auf morgen. Deshalb sollen zuerst mit einem dreijährigen Pilotprojekt Erfahrungen gesammelt werden.
Der Regierungsrat nahm die Anregung auf und stellte im letzten Sommer den Antrag, den Aufgabenbereich der Zürcher Filmstiftung entsprechend zu erweitern und ihr dafür während dreier Jahre je 1,5 Millionen Franken zu gewähren. Das Geld wird dem mit Lotteriegeldern alimentierten Kulturfonds entnommen.
Der Vorschlag an sich blieb in der vorberatenden Kommission im Grundsatz unbestritten. Das gilt sowohl für die Notwendigkeit, Projekte aus diesen Gebieten gezielt fördern zu können, als auch für die Absicht, damit die Filmstiftung zu betrauen. Dafür spricht neben der thematischen Nähe der Umstand, dass die Stiftung über grosse Erfahrung in der Abwicklung von Förderprogrammen verfügt.
Dennoch lehnten FDP und SVP schon in der Kommission und am Montag ebenso im Rat den Antrag ab. Sie störten sich daran, dass der Betrag zu einer Erhöhung der Kultursubventionen führt. Sie meinten, die insgesamt 4,5 Millionen Franken für drei Jahre seien an anderen Stellen im Kulturbudget einzusparen.
Die Kulturförderung befinde sich in stetem Wandel. Deshalb sei es richtig, den Kreis der Empfänger von Zeit zu Zeit zu justieren, sagte Marc Bourgeois (FDP, Zürich). «Doch das Postulat regte einen Umbau an, die Regierung machte daraus einen Ausbau», kritisierte er. Das Pilotprojekt bleibe sicher nicht zeitlich begrenzt, die Förderung werde nach drei Jahren wie in ähnlichen Fällen fortgeführt.
Von bürgerlicher Seite wurde darauf hingewiesen, dass 2018 eine Volksinitiative zur Film- und Medienförderung mit mehr als 80 Prozent Nein-Stimmen abgelehnt wurde. Mit diesem Geschäft werde jene Abstimmung umgangen, meinte Rochus Burtscher (SVP, Dietikon).
Mitte lässt FDP und SVP im Regen
Dazu wurde von links eingewandt, dass die Initiative damals gerade auch von Kulturkreisen abgelehnt wurde, weil die Unterstützung für neue Medien zulasten anderer Bereiche gegangen wäre. Die nun gefundene Lösung stelle einen wichtigen Schritt dar, um die digitale Kultur zu fördern, sagte Qëndresa Sadriu-Hoxha (SP, Meilen). Das geschehe zum grossen Teil über rückzahlbare Darlehen.
Die von der FDP kritisierte Mitte liess sich nicht unter Druck setzen. Ihre Vertreterin Kathrin Wydler (Wallisellen) mahnte lediglich, Fördergesuche seien jeweils sorgfältig zu prüfen. Urs Glättli (GLP, Winterthur) sieht in der breiten Unterstützung digitaler Kultur eine Chance für den Standort Zürich. Die Sparappelle der Bürgerlichen seien kalter Kaffee aus der Budgetdebatte.
Zuständig für Kultur ist in der Regierung die Direktorin der Justiz und des Innern. Jacqueline Fehr (SP) stellte fest, dass sie keine grundsätzlichen Einwände gegen das Pilotprojekt gehört habe. Den Kritikern aus SVP und FDP hielt sie entgegen, sie würden nicht klar benennen, wo in der Kultur gekürzt werden solle. Rekordzahlen des Opernhauses und zahlreiche gut besuchte Veranstaltungen erweckten keineswegs den Eindruck, dass die Nachfrage nach Kultur sinke.
Der Antrag für 4,5 Millionen Franken an die Filmstiftung überwand die Ausgabenbremse und obsiegte in der Schlussabstimmung mit 95 gegen 74 Stimmen. Der Kantonsrat fällte den Entscheid abschliessend, eine Referendumsmöglichkeit gibt es nicht.