Das Weingut Giacomo Conterno produziert legendäre Barolo-Weine. Der Besitzer Roberto Conterno führt zudem den Betrieb Nervi in der wenig prestigeträchtigen Appellation Gattinara. Die Crus aus Nebbiolo sind eine Entdeckung.
Aus Piemont kommen mit dem Barolo und dem Barbaresco zwei der grössten Rotweine Italiens. Die Rebberge mit herausragenden Lagen befinden sich in den Langhe. Doch angesichts des Ruhms dieser langlebigen, aus Nebbiolo gekelterten Crus geht oft vergessen, dass das Anbaugebiet noch andere Appellationen zu bieten hat. Nur: Ihnen fehlen Prestige und Bekanntheit. Wer hat beispielsweise schon einmal von Gattinara gehört oder geschwärmt?
Der DOCG-Bereich liegt im nördlichen Teil Piemonts und ist nach der gleichnamigen Stadt benannt. Auch hier spielt Nebbiolo die Hauptrolle. An das Potenzial von Gattinara glaubt jedenfalls einer der legendärsten Barolo-Produzenten. Roberto Conterno, Besitzer des Guts Giacomo Conterno, erwarb vor sechs Jahren den Betrieb Nervi.
Perfekte Bedingungen geschaffen
Der Zufall wollte es, dass ich kürzlich in einem italienischen Restaurant in Zürich auf seinen Gattinara 2020 gestossen bin. Und ihn sofort bestellt habe. Es hat sich wahrlich gelohnt: Der Wein vereint auf perfekte Art und Weise Kraft, Komplexität, Eleganz und Tiefgründigkeit. Selbstverständlich noch etwas jugendlich, aber bereits eine erste Zugänglichkeit anzeigend. Die Rebstöcke wachsen auf Böden vulkanischen Ursprungs. Dies erklärt die Mineralität des Gattinara, der zwar nicht ganz günstig, aber im Vergleich zu den Baroli von Conterno noch einigermassen bezahlbar ist. Der Wein wird zwei Jahre im grossen Holzfass ausgebaut.
Conterno hat einen neuen, perfekt eingerichteten Keller gebaut, um beste Voraussetzungen für die Produktion seiner Weine zu schaffen. Neben dem «Basis»-Gattinara werden zwei Lagenweine gekeltert. Die Rebberge Molsino und Valferana sind seit Jahrhunderten für herausragende Gewächse bekannt und vorübergehend etwas in Vergessenheit geraten. Conterno hebt jetzt diesen Schatz wieder – glücklicherweise.