Lazio entlässt seinen Falkner, weil dieser sich mit einer Penisprothese produziert. Er ist bereits vor Jahren negativ aufgefallen.
Auf dem Flug über das Rund des Stadions in Rom flatterten jeweils blau-weisse Bänder an Olympias Beinen, die Farben von Lazio. Olympia ist ein 7 Kilo schwerer Adler aus Alaska, mit einer Flügelspannweite von 2,10 Metern, das fleischgewordene Wappentier des römischen Klubs, verehrt von den Fans. Betreut wurde das Tier von Juan Bernabé, einem spanischen Falkner – bis am 11. Januar, dem Tag, als sich Bernabé operieren liess, um eine Penisprothese zu implantieren. Nach dem geglückten Eingriff dokumentierte er das Ergebnis auf seinen sozialen Kanälen, stolz lächelnd über die offenkundig wiedergewonnene Potenz.
Eine zweifelhafte Idee. Der Lazio-Präsident Claudio Lotito reagierte umgehend, er entliess den Falkner. Wie er eine solche Person in die Schulen schicken könne, um über die Werte des Sports zu sprechen, echauffierte er sich, eine Aufgabe, die der Spanier als Gesandter des Klubs in der Vergangenheit übernommen hatte.
Nun ist das Zurschaustellen der eigenen Genitalien zweifellos geschmacklos. Aber es ist nicht die erste Entgleisung von Bernabé. 2021 hatte der Spanier nach einem Sieg von Lazio gegen Inter stolz den rechten Arm in den Himmel gereckt – auf dem linken sass Olympia – und so die Fankurve gegrüsst. Damals war er einige Zeit suspendiert, jedoch begnadigt worden. Das ist umso bemerkenswerter, als er gegenüber italienischen Zeitungen offen über seine Bewunderung für Franco und für Benito Mussolini gesprochen hatte, der grossartige Dinge für Italien gemacht habe. Die Geste bezeichnete er als «militärischen Gruss», er habe nicht gewusst, dass das ein Verbrechen sei.
Im Zuge der Penis-Geschichte wurde der Lazio-Präsident dieser Tage in einer Radiosendung mit der faschistischen Geste von damals konfrontiert. «Vielleicht ist der römische Gruss bei Ihnen schlimmer, bei mir ist er es nicht», sagte Lotito, der für die Berlusconi-Partei Forza Italia im Senat sitzt. Es ist nicht ganz einfach, ein entblösstes Geschlechtsteil in Relation zu setzen zu einer faschistischen Geste. Dass Ersteres Lotitos moralisches Empfinden mehr verletzt, erstaunt aber nicht.
Als kürzlich Romano Floriani Mussolini, ein Urenkel des Duces, für seinen Zweitligaverein ein Tor erzielte, feierte das ein Teil der Zuschauer im Stadion mit dem römischen Gruss. Mussolini gehört eigentlich Lazio und wurde an den Unterklassigen ausgeliehen. Mit der gleichen Geste elektrisierte die Lazio-Legende Paolo Di Canio bereits 2010 das heimische Publikum.
Der Verein, der wiederholt wegen rassistischer und antisemitischer Ausfälle mit Sanktionen belegt wurde, entblösst sich im Zug der neuerlichen Groteske mehr, als es dem Falkner mit dem Penis gelungen war. Dieser hat unterdessen unter Tränen um Entschuldigung gebeten. Er weigert sich, sein Zimmer auf dem Lazio-Campus zu verlassen, vordergründig geht es um die Rekonvaleszenz. Und Olympia? Sie müsse weg, zusammen mit dem Falkner, polterte Lotito. Wahrscheinlich wünscht sie sich, sie hätte Alaska nie verlassen.
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