Es ist eine Art Super Bowl für Excel-Nerds und fand kürzlich in Las Vegas statt.
Der «Vernichter» läuft in die Arena ein. Der Mann, der vom Kommentator als «The Annihilator» angekündigt wird, ist dreimaliger Weltmeister. Er hat einen Titel zu verteidigen.
«The Annihilator» – das klingt martialisch, nach einem Kampfsportler vielleicht. Doch bei dem Event, der kürzlich in der E-Sport-Arena eines Hotels in Las Vegas stattfand, wo sonst Fortnite-Kämpfe ausgetragen werden, traten keine muskelbepackten Kraftpakete gegeneinander an. Sondern Männer – es waren fast ausschliesslich Männer – aus Excel-lastigen Berufen. So wie Andrew Ngai, der «Vernichter», ein 37-jähriger Versicherungsmathematiker aus Australien.
Der Sieger bekommt 5000 Dollar Preisgeld und einen Gürtel
Vom Backoffice auf die Bühne: Zwölf Finanzfachleute, Datenanalysten und Versicherungsmathematiker aus aller Welt rangen im Final der Microsoft Excel World Championship um den Titel des weltbesten Tabellenkalkulators. Es handelt sich dabei um den Super Bowl für Excel-Nerds. So jedenfalls drückte es ein Zuschauer gegenüber der «New York Times» aus.
Nun verfolgten am letztjährigen Super Bowl, bei dem die besten Teams der National Football League (NFL) aufeinandertreffen, durchschnittlich rund 123,4 Millionen Zuschauer das Spiel. Ganz so hoch sind die Zuschauerzahlen bei der Excel-WM nicht. Laut der «New York Times» waren rund 400 Zuschauer live vor Ort, einige mehr verfolgten das Spektakel im Livestream.
Auch das Preisgeld ist geringer: Dem Gewinner winkten 5000 Dollar und ein Meisterschaftsgürtel, dem eines Wrestling-Champions nicht unähnlich.
Las Vegas hosts the Microsoft Excel World Championship — considered to be the ‹Super Bowl for nerds› — and it doesn’t get enough attention. pic.twitter.com/ZARYchVzZu
— Las Vegas Locally 🌴 (@LasVegasLocally) January 20, 2025
Geht es beim Super Bowl der NFL um «blitz», «execution» oder «huddle», ist das Vokabular bei den Excel-Spezialisten ein anderes: Hier hilft, wenn man sich mit «randbetween» oder «xlookup» auskennt. Um Finanzen geht es nicht, die Teilnehmer müssen ungewöhnliche Spielaufgaben in Excel lösen. Eine der Aufgaben bei der diesjährigen WM: elf Tieren helfen, sicher durch ein Labyrinth zu navigieren. Die Endrunde ähnelte dem Online-Rollenspiel «World of Warcraft». Dafür mussten die Teilnehmer Excel-Formeln entwickeln, um die Avatare und deren Lebenszeichen zu verfolgen.
«Excel Esports verwandelt ein gewöhnliches Office-Tool in einen dynamischen Sport», wirbt Microsoft auf der Website. Der Konzern gehört zu den Hauptsponsoren des Events. Er bringe eine globale Gemeinschaft von Enthusiasten zusammen, um sich zu messen, zu lernen und die Leistungsfähigkeit von Excel zu feiern, heisst es vom Konzern. Das Softwareunternehmen führte Excel 1985 ein, seitdem ist es aus dem Büroalltag nicht wegzudenken. 400 Millionen Nutzer verwenden laut Angaben von Microsoft die Bürosoftware, zu der Excel gehört. Zudem arbeiten laut Google knapp eine Milliarde Menschen mit Sheets, dem Tabellenprogramm von Google.
Jedes Jahr mehr Spieler und mehr Zuschauer
Organisiert wird die Weltmeisterschaft von Andrew Grigolyunovich. Der Finanzanalyst und Sudoku-Champion aus Lettland hat das Tournament vor vier Jahren gestartet. Jedes Jahr zieht es mehr Teilnehmer und Zuschauer an. Grigolyunovichs Traum: aus dem Excel-Wettbewerb einen beliebten E-Sport zu machen, bei dem Profis um Millionen von Dollar und den Ruhm der grossen Liga kämpfen. Das sagte Grigolyunovich gegenüber amerikanischen Medien. In Las Vegas könnten gewöhnliche Finanzfachleute zu Stars werden. Immerhin: Als 2021 die erste Excel-WM stattfand, lief alles nur online ab, das Gesamtpreisgeld lag bei 10 000 Dollar, jetzt liegt die Gesamtsumme schon bei mehr als 61 000.
Andrew Ngai, der dreimalige Gewinner, musste sich diesmal allerdings mit dem Titel des Vize-Champions zufriedengeben. Den Titel des Excel-Weltmeisters schnappte sich der 30-jährige britische Finanzberater Michael Jarman, der in Toronto arbeitet. Und Jarman ist entschlossen, Ngais Rekord zu brechen und wieder anzutreten. Auf der Karriereplattform Linkedin teilte er einen humorvollen Beitrag über seinen Sieg in Las Vegas und schrieb: «Auf geht’s ins Jahr 2025! Nur noch 3 weitere Meisterschaften in Folge, um Andrews Rekord zu brechen . . .»