Mathys gilt als Pionier in der Entwicklung und Herstellung künstlicher Implantate. Nach der Zusammenführung mit einem Konkurrenten aus Italien haben sich aber Doppelspurigkeiten gebildet.
Am Sitz des einstigen Familienunternehmens Mathys im solothurnischen Bettlach sollen 30 bis 35 von 265 Stellen gestrichen werden. Das kündigte der amerikanische Mutterkonzern Enovis am Mittwoch an.
Konsultationsverfahren bereits eingeleitet
Wegen der geplanten Massenentlassung hat das Medizintechnikunternehmen, das auf die Entwicklung und Herstellung von Implantaten spezialisiert ist, das gesetzlich vorgeschriebene Konsultationsverfahren mit Vertretern der Belegschaft eingeleitet. Der geplante Stellenabbau betrifft Funktionen in verschiedenen Einheiten ausserhalb der Produktion wie Forschung und Entwicklung, Marketing, Finanzen, Logistik und Rechtswesen.
Laut Enovis soll ein Teil der Dienstleistungen, die bis anhin separat von Mathys erbracht wurden, in das internationale chirurgische Geschäft integriert werden. Einer der beiden Vorgängergesellschaften des US-Konzerns, Colfax, hatte die Firma Mathys 2021 für 285 Millionen Dollar erworben. Mathys gilt als Pionier in der Herstellung von künstlichen Implantaten. 2022 spaltete sich das einstige Industriekonglomerat in die Medizintechnikfirma Enovis und den Schweissanlagenhersteller ESAB auf.
In den ersten neun Monaten des zurückliegenden Jahres steigerte Enovis vor allem dank einer weiteren Übernahme, der italienischen Firma Lima Corporate, den Umsatz von 1,3 auf 1,5 Milliarden Dollar. Zugleich resultierte ein Verlust von 122 Millionen Dollar.
Italienischer Manager übernimmt Leitung
Lima Corporate stiess 2023 zu Enovis. Das Unternehmen aus dem friaulischen San Daniele, das ebenfalls Produkte für die Medizintechnikbereiche Orthopädie und Traumatologie herstellt, war zuvor in direkter Konkurrenz zu Mathys gestanden. Im Zuge der Zusammenführung der beiden Wettbewerber entstanden Doppelspurigkeiten, die nun offenbar beseitigt werden sollen.
Wie bereits vergangene Woche bekanntwurde, erhält das internationale chirurgische Geschäft von Enovis mit Davide Visentin auch einen neuen Chef. Der Italiener soll zwischen den Geschäftsstellen in San Daniele und Bettlach pendeln.
Für den Wirtschaftsstandort Solothurn ist die Ankündigung des Stellenabbaus bei Mathys die zweite Hiobsbotschaft innerhalb von weniger einem Monat. Vorletzte Woche bestätigte der amerikanische Gesundheitskonzern Johnson & Johnson, die Belegschaft in der Schweiz reduzieren zu wollen. Er nannte dazu keine Details, doch soll laut Medienberichten die Zentrale der Tochterfirma DePuy Synthes in Zuchwil im Zentrum der Massnahmen stehen. DePuy Synthes ist ebenfalls in den Bereichen Orthopädie und Traumatologie tätig.