Ein Zuhause kann durch die richtige Wahl der Vorhänge individuell gestaltet und verschönert werden. Eliane Ernst, Produktmanagerin beim Schweizer Textilunternehmen Création Baumann, erklärt, worauf man bei der Auswahl achten sollte.
Vorhänge sind ein wesentlicher Bestandteil der Einrichtung und können die Atmosphäre eines Raumes stark beeinflussen. Vor einem Kauf lohnt es sich daher, Schritt für Schritt vorzugehen und einige grundlegende Punkte zu beachten.
Für welchen Raum benötige ich die Vorhänge?
Als Einstiegsfrage sollte man sich immer überlegen, für welchen Raum die Vorhänge gedacht sind und was alles in diesem Raum passiert. Dabei spielt nicht nur dessen Optik und Grösse eine Rolle, sondern auch der Sichtschutz, die Akustik und die Lichtverhältnisse, die darin herrschen. Scheint die Sonne tagsüber schwach oder stark hinein? Ist der Raum von aussen gut einsehbar? Wird viel gesprochen oder regelmässig Musik gehört?
Mit der Beantwortung dieser Fragen trifft man bereits eine erste Auswahl. So lässt ein Vorhang aus dichtem und strukturiertem Stoff Stimmen und Musik weicher und gedämpfter klingen. Auch die Lichtverhältnisse werden durch einen dichten Stoff anders reguliert als durch einen transparenten. Aus diesem Grund, betont die Textildesignerin Eliane Ernst, sollte man sich bei der Wahl des Vorhangs immer zuerst über die Nutzung und die Beschaffenheit des Raumes im Klaren sein.
Welchen Zweck sollen die Vorhänge erfüllen?
Die Frage, für welchen Raum die Vorhänge benötigt werden, hängt eng mit der Frage nach der konkreten Funktion des Textils zusammen. Im Schlafzimmer nutzt man Vorhänge beispielsweise in den meisten Fällen als Sichtschutz und zur Abdunkelung. Demnach sollte der Stoff des Vorhangs auch dicht sein, um das Licht effektiv zu dimmen. Will man hingegen im Wohnzimmer tagsüber einen leichten Sichtschutz erzeugen, ohne den Blick nach aussen komplett zu verhindern, eignet sich ein transparenteres Textil. Eine weitere zentrale Funktion von Vorhängen ist die Steigerung des Wohlbefindens im Raum. Ernst vergleicht dies gerne mit einem Kleidungsstück: Wie beispielsweise ein Schal sollte auch ein Vorhang in einem Raum das Gefühl von Geborgenheit, Wärme und Schutz vermitteln.
Zur Person
Eliane Ernst, Textildesignerin und Produktmanagerin
Seit 1996 ist Eliane Ernst bei dem Familienunternehmen Création Baumann tätig, seit 2001 als Produktmanagerin und Verantwortliche für einen Teil der Kollektion. Zusammen mit ihrem Team begleitet sie die Entwicklung neuer Textilien von der Idee bis zur Produktion.
Welche Stoffe eignen sich?
Für den privaten Gebrauch werden natürliche oder synthetische Materialien verwendet. Besonders beliebt sind Naturstoffe wie Leinen oder Baumwolle, da sie schöne Strukturen aufweisen und eine beruhigende und gediegene Raumatmosphäre erzeugen. Grundsätzlich gilt: Je transparenter ein Vorhangstoff ist, desto mehr Licht dringt durch. Ist man hingegen sehr lichtempfindlich und möchte das Zimmer komplett abdunkeln, gibt es dicht gewebte Konstruktionen, die das Licht stark dimmen.
Welche Farbe ist die passende?
Je nach Farbe eines Textils kann ein Raum eine ganz andere Ausstrahlung haben, deshalb sollte man sich für die Farbenauswahl genügend Zeit nehmen. Man darf nie vergessen, dass ein Vorhang in der Regel eine grosse Fläche in einem Raum einnimmt und die Farbe daher sehr präsent wird. Vorhänge in hochwertiger Qualität sind zudem langlebig und können bis zu zwanzig Jahre vor den Fenstern hängen. Deshalb sind zeitlose, neutrale Farben immer eine gute Wahl. Helle Töne wie Weiss, Eierschale, Beige und Sand schaffen eine besonders schöne und angenehme Atmosphäre. Ernst empfiehlt auch warme Grautöne. Grüntöne sind derzeit ebenfalls sehr gefragt, da sie dem Raum etwas Natürliches verleihen.
Bei knalligen Farben wie Blau oder Rot ist hingegen Vorsicht geboten. Ist ein blauer Vorhang zugezogen und das Licht scheint durch, erstrahlt der ganze Raum in blauer Farbe, was kühl und unruhig wirken kann. Solche kräftigen Farben können aber auch als bewusster Blickfang eingesetzt werden. Dies kann in kleineren Räumen wie beispielsweise im Bad oder Gang gut funktionieren.
Wie sieht es mit Mustern aus?
Gemusterte Vorhänge sind eine weitere kreative Möglichkeit, einem Raum eine persönliche Note zu verleihen. Im Gegensatz zu unifarbenen Vorhängen, die in den Raum hineinragen, kann ein gemusterter Stoff herausstechen und die Blicke auf sich ziehen. Eliane Ernst verweist im Zusammenhang mit Dessins erneut auf den aktuellen Trend zu einem natürlichen, organischen Look mit Bezug zur Natur. Als Beispiel nennt sie Muster in Form von Blumen, Blättern oder Pflanzen.
Neben organischen Designs sind bei Création Baumann auch geometrische und grafische Muster durchaus beliebt. Als Alternative zu aufgedruckten Dessins weist die Textildesignerin ausserdem noch auf die Möglichkeit von Stickereien hin. Gestickte Motive auf Vorhängen wirken besonders hochwertig und setzen einen schlichten, aber dennoch lebendigen Akzent.
Création Baumann unterscheidet zwischen zwei Arten von Dessins: organisch und geometrisch.
Welche Masse gilt es zu beachten?
Die Entscheidung über die Länge eines Vorhanges hängt eng mit dessen Material zusammen. Leinen eignen sich laut Ernst beispielsweise sehr gut in einer längeren Ausführung und sollten ein bis zwei Zentimeter über den Boden hinausragen. Dies wirkt elegant und dynamisch. Mehr als zwei Zentimeter empfiehlt die Textildesignerin nicht, da sich der Stoff sonst unschön wölbt und Staub ansetzt. Bei Vorhängen gilt grundsätzlich: Je grosszügiger das Textil im Raum, desto schöner. Ist man allerdings auf der Suche nach Vorhängen für ein Fenster, das nicht bodentief ist, reicht der Stoff im besten Fall bis knapp über das Fenstersims.
Auch was die Breite des Vorhangs angeht, sollte genügend Material verwendet werden, um ein gewisses Volumen zu erzeugen. Als Faustregel empfiehlt die Textildesignerin, dass der Stoff doppelt so breit wie das Fenster sein sollte. Das richtige Ausmessen der Fenster und Vorhänge sei aber nicht zu unterschätzen, weshalb es sich immer lohne, die Masse von Fachspezialisten nehmen zu lassen.
Wie lassen sich Vorhänge am besten anbringen?
Vorhänge lassen sich am besten an Schienen oder Stangen befestigen. Schienen haben den Vorteil, dass sie unauffälliger sind und an ihnen zwei Vorhangreihen angebracht werden können. Idealerweise verlaufen die Schienen entlang einer ganzen Wand. So kann der Vorhang flexibel verschoben werden. Sind solche Vorrichtungen nicht vorhanden, kann man diese auch selbst oder durch eine Fachperson anbringen lassen.
Wie stylt man seine Vorhänge?
Die klassische und wohl am weitesten verbreitete Art, seine Vorhänge zu drapieren, besteht darin, die beiden Stoffe gleichmässig auf die linke und die rechte Seite des Fensters zu schieben. Eliane Ernst weist noch auf eine zweite Möglichkeit hin, in der beide Vorhänge auf der gleichen Seite des Fensters vor einer Wand aufgezogen werden. Diese Variante ist modern und akustisch sehr wirkungsvoll.
Wünscht man sich den ganzen Tag einen Sichtschutz vor dem Fenster, kann man die Vorhänge selbstverständlich auch komplett zuziehen. In diesem Fall empfiehlt es sich, einen leichten Stoff zu wählen, damit das Tageslicht weiterhin in den Raum einfallen kann. Es ist auch möglich, zwei Vorhänge aus unterschiedlichen Stoffen hintereinander anzubringen, wobei der leichtere Vorhang als Sichtschutz und der dichtere als Verdunkelung dient. Diese Methode kann je nach Raum und Bedarf sehr sinnvoll sein.
Wie pflegt man seine Vorhänge?
Sind die Vorhänge ausgesucht, ausgemessen und vor dem Fenster angebracht, stellt sich noch die Frage nach der Pflege. Aus Sicht von Ernst sollte man seine Vorhänge einmal im Jahr gründlich waschen. Das reiche völlig aus, da das Textil grundsätzlich nicht schmutzig wird. Durch das Waschen kommen Farbe und Stoff aber wieder besser zur Geltung.
Vorhänge können in der Regel problemlos selbst gewaschen werden – es sei denn, der Stoff ist mit aufwendigen Applikationen wie beispielsweise den oben erwähnten Stickereien versehen. In diesem Fall lohnt es sich, eine professionelle Reinigung in Anspruch zu nehmen.