Zürichs Parteien sind sich uneins, wie Jugendgewalt verhindert werden soll.
Wie soll mit Gewalt unter Jugendlichen an Zürcher Schulen umgegangen werden? Braucht es zusätzliche Massnahmen, oder reichen die bisherigen Strategien?
Bei den Zürcher Parteien gehen die Meinungen dazu weit auseinander. Während die SP nicht daran glaubt, dass die Gewalt an Schulen zunehme, sprach die SVP am Mittwochabend im Parlament von einer regelrechten Eskalation, vor der man die Augen nicht länger verschliessen dürfe.
Fälle von Jugendgewalt und Mobbing sorgen in Zürich immer wieder für Schlagzeilen. Zwar zeigte die kantonale Statistik von 2022 einen Rückgang von fast 13 Prozent bei jugendlichen Straftätern. In den Jahren davor sind die Zahlen allerdings konstant gestiegen.
Nicht nur deshalb wollten die Behörden in Sachen Jugendgewalt keine Entwarnung geben. Denn gemäss Statistikern hat die Brutalität der begangenen Straftaten zugenommen. Faustschläge direkt ins Gesicht seien keine Seltenheit, bei jedem fünften Gewaltdelikt kämen gefährliche Gegenstände wie beispielsweise Messer zum Einsatz.
Auch hätten die Straftaten vermehrt tagsüber stattgefunden. Das könnte damit zusammenhängen, dass die Oberjugendanwaltschaft in den letzten Jahren vor allem bei den 13-Jährigen mehr Gewaltdelikte verzeichnet.
Während 2022 die meisten Fälle von Jugendgewalt nach wie vor auf öffentlichen Anlagen, in Parks und am See begangen wurden, traten Schulen wieder mehr in den Fokus. Erstmals seit 2018 sind wieder mehr Delikte auf Schularealen verzeichnet worden.
SVP fordert Nulltoleranz
Für die SVP gehen die bisherigen Massnahmen, um Gewalt an Schulen zu verhindern, zu wenig weit. So fordert die Partei, dass «renitente Täter mit wiederholter Gewaltanwendung in andere Schulen versetzt werden». Bei schweren Fällen sollten die Täter von der Schule verwiesen werden, führte Michele Romagnolo aus. Auch privates Sicherheitspersonal solle zur «Umsetzung von Recht und Ordnung» auf den Pausenplätzen zum Einsatz kommen.
Die linken Parteien konnten der Nulltoleranzforderung wenig abgewinnen. Balz Bürgisser (Grüne) argumentierte, an der Volksschule werde bereits unheimlich viel getan, um Gewalt zu verhindern. «Die Strukturen für Prävention und Krisenintervention sind etabliert und funktionieren.» Nebst disziplinarischen Massnahmen sei es stets wichtig, das Gespräch zu suchen.
Die AL-Parlamentarierin Sophie Blaser fand denn auch, dass die von der SVP geforderten Massnahmen wie Versetzungen in andere Schulen oder gar Verweise bereits heute möglich seien.
Die Freisinnigen räumten zwar ein, dass Schulen bereits viel zur Prävention von Gewalt unter Jugendlichen täten. «Es fehlt aber eine einheitliche Strategie», sagte Yasmine Bourgeois.
Dass sich am Schluss eine Mehrheit für den SVP-Vorstoss fand, war der Fraktion von Mitte und EVP zu verdanken. Diese schlug nämlich vor, das SVP-Postulat insofern anzupassen, als der Fokus stärker auf pädagogische Konzepte gelegt wird statt auf Sicherheitspersonal.
«Wir müssen die natürliche Autorität der Lehrpersonen und Schulmitarbeitenden stärken», argumentierte David Ondraschek (Mitte). Es brauche «griffige pädagogische Instrumente», um Gewaltsituationen zu entschärfen.
Damit konnten die Befürworter des Postulats die SP auf ihre Seite ziehen, wenn auch nur zähneknirschend, wie Marcel Tobler (SP) sagte. Der Vorstoss wurde mit 76 zu 38 Stimmen dem Stadtrat zur Prüfung überwiesen.