Mit günstigen Indexfonds können Anleger für das Studium der Kinder oder für das Alter vorsorgen. Wie es funktioniert, welche ETF-Sparpläne sich eignen und wer die geringsten Gebühren hat.
Systematisch mit kostengünstigen Indexfonds Vermögen aufbauen – und dies bereits mit 50, 100 oder 200 Franken im Monat. Dies ermöglichen Sparpläne auf Exchange-Traded Funds (ETF). Während solche Daueraufträge zum Kauf von ETF-Anteilen in Deutschland fast schon zum Volkssport geworden sind, fristeten sie in der Schweiz lange ein Nischendasein.
Dies hat sich nun geändert. Viele Anbieter haben ETF-Sparpläne in ihr Angebot aufgenommen, und die Produkte gewinnen bei Schweizer Anlegern an Popularität (vgl. Tabelle). «Wir sind hier noch nicht ganz so weit wie etwa in Deutschland, aber ETF-Sparpläne etablieren sich zunehmend auch in der Schweiz», sagt Sven Württemberger, Chef des Vermögensverwalters DWS in der Schweiz.
Was ist ein ETF-Sparplan?
ETF sind kotierte Indexfonds, die zumeist deutlich geringere Gebühren haben als herkömmliche Anlagefonds. Sie bilden Börsenindizes ab und versuchen gar nicht erst, eine bessere Performance zu erzielen als diese. Den meisten Fonds gelingt das auf längere Sicht ohnehin auch nicht. Mit ihren Gebühren schmälern sie die Nettorendite der Sparer bei einer langen Anlagedauer erheblich. Im Gegensatz dazu gibt es mittlerweile bereits ETF-Produkte ohne Verwaltungsgebühren. Folglich gelten ETF-Sparpläne als sehr gutes Instrument für Privatpersonen, um langfristig ein Vermögen aufzubauen.
Dazu eignet sich beispielsweise ein Sparplan auf einen Welt-Aktien-ETF wie den MSCI World. Es kann aber auch sinnvoll sein, mehrere ETF-Sparpläne abzuschliessen. Den meisten ETF-Sparplänen liegt ein Aktienindex zugrunde, es gibt aber auch Produkte auf Anleihen-, Immobilien- oder Rohstoffindizes, Gold und Kryptowährungen. Folglich kann man sein Erspartes auch über mehrere Anlageklassen diversifiziert investieren.
Sparpläne auf Anlagefonds waren lange teuer
In der Schweiz gibt es zwar schon lange Sparpläne auf aktiv verwaltete Anlagefonds, doch die Auswahl war gering und die Gebühren und Konditionen meist wenig vorteilhaft. Um ihre eigenen Produkte nicht zu kannibalisieren, hatten die Banken in der Schweiz lange keine ETF-Sparpläne angeboten. Auch galt der Markt vielen als zu klein – schliesslich handelt es sich bei ETF um Anlageprodukte, die ein gewisses Volumen brauchen, um rentabel betrieben zu werden.
Zudem sind Schweizer Anleger oftmals weniger kostenbewusst als beispielsweise deutsche Privatinvestoren. So war es den Finanzhäusern möglich, Schweizer Kunden jahrelang mit hohen Gebühren zu «melken».
Erst mit dem Markteintritt verschiedener Smartphone-Banken in der Schweiz gewannen ETF-Sparpläne an Bedeutung. Die etablierten Banken zogen zunehmend nach und verbesserten ihre Sparplan-Angebote. «Die Neobanken sind ein ganz wichtiger Treiber dieser Entwicklung», sagt Württemberger. Auch habe sich die Finanzbildung jüngerer Leute verbessert, viele wüssten um die Vorteile des Vermögensaufbaus mit ETF. Württemberger geht davon aus, dass die Volumen in ETF-Sparplänen in der Schweiz in den nächsten Jahren weiter rasant zulegen dürften. Auch gebe es eine «Pipeline» an Anbietern, die mit neuen ETF-Sparplänen auf den Markt kommen dürften.
Sparen für Kinder und Patenkinder
«Vor allem zwei Gruppen von Leuten schliessen ETF-Sparpläne ab», sagt Ralf Beyeler vom Online-Vergleichsdienst Moneyland. Bei der ersten Gruppe handle es sich um Personen, die bequem und kontinuierlich an der Börsenentwicklung teilhaben wollten. Die andere Gruppe spare mit den ETF-Plänen vor allem für Kinder, Enkel oder Patenkinder, beispielsweise für deren Ausbildung.
Sparpläne auf Exchange-Traded Funds (ETF) haben viele Vorteile. Neben den oftmals geringen Kosten ist mit ihnen der Vermögensaufbau schon mit kleinen Beträgen möglich. Zudem kann man mit ETF-Sparplänen quasi «per Autopilot» investieren. Man legt kontinuierlich, beispielsweise Monat für Monat, Geld zurück und lässt sich von den Launen der Börse nicht beeindrucken.
So kann mithilfe des Zinseszinseffekts über die Jahre hinweg gerade mit Aktien-ETF ein beträchtliches Vermögen entstehen. Ändert sich aber die Finanzsituation und man kann vorübergehend weniger oder nichts mehr einzahlen, so ist auch das möglich – denn mit ETF-Sparplänen sind Anleger flexibel. Im Gegensatz zur Säule 3a können sie bei Bedarf zudem jederzeit Geld aus den Sparplänen herausnehmen.
ETF-Sparpläne im Vergleich
In der Schweiz gibt es mittlerweile ein beträchtliches Angebot an ETF- und Fondssparplänen. Die Auswahl will aber gut überlegt sein.
Bei allen Vorteilen müssen Anleger aber auch bei ETF-Sparplänen einiges beachten. Dies sind folgende Punkte:
Den passenden Index auswählen: «Für den Vermögensaufbau sind ETF auf Welt-Aktienindizes besonders gut geeignet», sagt Ralf Beyeler vom Online-Vergleichsdienst Moneyland. Dazu zählen beispielsweise die Indizes MSCI World, MSCI ACWI oder der FTSE All-World-Index. Wer gerne Schweizer Aktien im Depot hat, kann ebenfalls auf ETF auf den Swiss-Market-Index (SMI), den Swiss-Leader-Index (SLI), den Swiss-Performance-Index (SPI) oder den Index der mittelgrossen Schweizer Unternehmen SMI Mid (SMIM) setzen. Auch ein Mix aus einem Produkt auf einen Welt-Index und einem ETF auf ein Schweizer Börsenbarometer ist denkbar.
Anbieter einschätzen: Auch sollte man einen Blick auf den Anbieter des ETF-Sparplans und die entsprechende Depotbank werfen. «Wer Bedenken gegenüber neuen Anbietern hat, kann sich für Anbieter entscheiden, die bereits seit einigen Jahren am Markt sind», sagt Beyeler. ETF sind Sondervermögen und im Fall einer Insolvenz des Anbieters von der Konkursmasse getrennt. Folglich besteht nicht die Gefahr, dass die im Sparplan gesammelten Gelder bei einem Verschwinden des Anbieters einfach weg sind. Allerdings droht den Anlegern bei der Geschäftseinstellung eines Sparplan-Anbieters ein gewisser administrativer Aufwand.
Auf das Volumen des ETF achten: Zudem ist es empfehlenswert, in ETF mit einem gewissen Volumen zu investieren. Als Orientierungspunkt gilt laut Experten ein Volumen von 100 Millionen Franken. Ist ein Produkt bereits einige Zeit auf dem Markt und hat kaum Gelder, ist das kein gutes Zeichen. Ein hohes Volumen ist ein Hinweis auf die Popularität eines Produkts am Markt. ETF brauchen eine gewisse Grösse, damit man sie rentabel betreiben kann. Ist dies nicht der Fall, besteht die Gefahr, dass das Produkt über kurz oder lang geschlossen wird.
Abbildung des Index: Zudem ist wichtig, auf welche Art und Weise der Index abgebildet («repliziert») wird. Bei manchen ETF kaufen die Anbieter die im entsprechenden Index enthaltenen Aktien physisch und halten diese. Bei anderen Produkten hingegen werden die Indizes mittels Swaps, also Derivaten, abgebildet. Letztere Methode ist etwas günstiger, aber weniger transparent als die erste. Zudem besteht beim Einsatz von Derivaten die Gefahr, dass Gegenparteien ausfallen. Die physische Abbildung von Indizes gilt folglich als die sicherere Variante.
Gesamtgebühren im Auge behalten: Die Gebühren von ETF-Sparplänen sind unterschiedlich hoch. Gerade auf lange Sicht haben die Kosten einen erheblichen Einfluss auf die Netto-Rendite, die Anleger mit einem ETF-Sparplan erzielen. Ein Anhaltspunkt für Anleger ist dabei die sogenannte Total Expense Ratio (TER). Es ist aber wichtig, immer die Gesamtgebühren im Auge zu behalten. In der TER sind Verkaufsgebühren, Transaktionskosten oder allfällige Ausgabekommissionen für das Produkt nicht enthalten.
«Manche Anbieter verlangen auch recht hohe Depotgebühren», sagt Beyeler. Wer also auf einen ETF mit einer niedrigen TER von beispielsweise 0,2 Prozent spart, dann aber zusätzlich Depotgebühren von 0,4 Prozent bezahlt, sollte dies zusammenrechnen.
Gibt es eine Mindestanlagesumme? «Auch Angebote mit Mindestanlagesummen sind nicht optimal», sagt Beyeler. Bei manchen Anbietern liegen diese bei mehreren tausend Franken. Dies dürfte vor allem jüngere Anleger abschrecken.
Wird der Cost-Average-Effekt überschätzt? Als Alternative zu ETF-Sparplänen bieten sich Einmal-Anlagen in ETF an. So kann man beispielsweise ein bis zwei Mal im Jahr einen grösseren Geldbetrag investieren. Damit sollte sich auf längere Sicht ebenfalls ein grösseres Vermögen aufbauen lassen.
Als grossen Vorteil von Sparplänen nennen Anbieter oft den sogenannten Cost-Average-Effekt (Durchschnittskosteneffekt). Dabei verweisen sie darauf, dass Anleger, die jeden Monat denselben Betrag investieren, bei niedrigen Kursen mehr Anteile und bei hohen Kursen weniger Anteile bekommen. Dies könnte die Risiken der Geldanlagen mindern, argumentieren sie. In der Wissenschaft ist der Cost-Average-Effekt allerdings umstritten.
Auf das Domizil des ETF achten: Will man in Schweizer Aktien sparen, sollte man beim entsprechenden ETF darauf achten, dass dessen Domizil die Schweiz ist. Dies ist wichtig, denn auf die Dividenden von Schweizer Aktien fällt die Verrechnungssteuer von 35 Prozent an – und man kann diese bei der Steuererklärung zurückfordern. Bei ETF auf Welt-Aktienindizes gilt das Steuerdomizil Irland als am besten geeignet, um ausländische Quellensteuern zurückfordern zu können.