Nach einer erfolgreichen Festtagssaison kann Logitech die Jahresprognosen leicht nach oben anpassen. Am bevorstehenden Kapitalmarkttag sind von der neuen Konzernchefin neue strategische Impulse gefordert.
Es läuft gut für die neue Logitech-Chefin. Die mittlerweile seit gut einem Jahr an der Spitze der Geschäftsleitung stehende Hanneke Faber wusste bisher stets die Erwartungen tief zu halten und anschliessend mit etwas besseren Ergebnissen die Investoren und Analysten zufrieden zu stellen.
Das ist der Niederländerin, die seit einigen Monaten die Geschicke des Schweizer Herstellers von Computerzubehör vom operativen Zentrum in Kalifornien aus leitet, erneut gelungen. Das wegen der Festtagssaison mit Abstand wichtigste dritte Quartal des Fiskaljahrs 2025 (September bis Dezember 2024) ist besser als erwartet verlaufen.
Der Umsatz stieg um 7% auf 1,34 Mrd. $, der Konsens ging von 1,23 Mrd. $ aus. Auch die bereinigten Gewinne (non-GAAP), auf die die Analysten am meisten achten, waren höher als erwartet. Der operative Gewinn erreichte im Berichtszeitraum 266 Mio. $ (+7%; Konsens: 223 Mio.), was fast 20% über den Markterwartungen war.
Die erfreulichen Nachrichten trieben den Aktienkurs von Logitech am Mittwochmorgen um mehr als 9% in die Höhe, bevor er sich bei einer Tagesavance von gut 6% einpendelte.
Prognosen nach oben angepasst
Das gute Abschneiden während den entscheidenden Festtagen (Erntedankfest, Weihnachten) schafft dem Logitech-Management Raum, die Prognosen für das Ende März endende Fiskaljahr 2025 etwas nach oben anzupassen, den Umsatz um 2,8%, den Betriebsgewinn um 3,7%.
Das laufende Fiskaljahr wird voraussichtlich mit einem Umsatz von 4,56 Mrd. $ (Mittelwert) sowie einem Non-GAAP-Betriebsgewinn von 763 Mio. $ schliessen. Das würde ein Umsatzwachstum in Lokalwährung von gut 6% oder doppelt so viel wie bisher angenommen bedeuten. Auf Stufe Ebit kann mit einer gut 40 Basispunkte höheren Marge gerechnet werden.
Mit Blick auf die früheren Wachstumsraten ist das zwar noch nicht berauschend, aber es stimmt zuversichtlich, dass sich das Unternehmen wieder auf dem aufsteigenden Ast befindet. Zweistellige Wachstumsraten und Margen von 20% und mehr müssten in diesem Geschäft eigentlich drin liegen.
Zugpferd Gaming
Dafür müssten sich aber alle Produktekategorien überdurchschnittlich gut entwickeln. Das ist derzeit – mit Ausnahme der Produkte für Videospiele – noch nicht der Fall. Nach wie vor ist der Bereich Gaming die Lokomotive, die den Konzern nach vorne zieht und mittlerweile knapp ein Drittel der Gesamteinnahmen bestreitet.
Im Berichtsquartal beschleunigte sich das Umsatzwachstum im Gaming-Bereich auf 14% (Q2: +8%). Die Lancierung neuer Produkte kurz vor den Feiertagen traf offenbar den Geschmack der Konsumenten. Die Umsätze bei Gaming bewegen sich schon fast wieder auf den Höchstständen, die sie während der Pandemie erreicht haben.
Erfreulich ist auch der weitere Abbau von Vorräten bei den Einzelhändlern. In allen Regionen waren die Verkäufe an die Kunden höher als die den Einzelhändlern gelieferten Volumen. Bei den meist kurzfristigen Trends unterliegenden Produkten von Logitech sind zu hohe Lager bei den Zwischenhändlern Gift. Nach der Pandemie konnten die zu viel bestellten Produkte nur mit grossen Preisnachlässen verkauft werden. Dieser Effekt dürfte nun vorbei sein.
Produktionsverlagerung funktioniert
Positives konnte das Logitech-Management am Webcast von Dienstagnacht auch aus China melden. In der Vergangenheit war diese Region für die Herstellung fast aller Logitech-Produkte zuständig. Die durch den Handelskonflikt zwischen den USA und China aufgestellten neuen Spielregeln mit hohen Strafzöllen hat Logitech wie andere Schweizer Unternehmen zum radikalen Umdenken gezwungen. Die Bestrebungen, vermehrt ausserhalb Chinas zu produzieren, zeigen Wirkung. Laut Konzernchefin kämen mittlerweile mehr als die Hälfte der in die USA gelieferten Produkte von ausserhalb Chinas. Zudem fiel auch das Umsatzwachstum in China mit gut 11% erfreulich aus.
Raum für Verbesserungen hat das Geschäft mit Videokonferenzlösungen. Der während der Pandemie boomende Bereich hat sich im Büroalltag trotz grosser Hoffnungen noch nicht als Standard durchgesetzt. Das in dieser Kategorie im dritten Quartal erzielte Umsatzwachstum von 4% ist bescheiden.
Ihren bisher wichtigsten Auftritt wird die Logitech-Chefin am 5. März haben, wenn sie sich den Fragen von Analysten und Investoren stellen wird. Kann sie mit ihrer strategischen Ausrichtung überzeugen, steht einer Fortsetzung der im Herbst 2024 begonnenen Erholung nichts im Weg. Bewertungsmässig scheint das Potenzial indes ausgereizt zu sein. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) befindet sich nun wieder auf dem in den vergangenen Jahren erreichten Niveau.
Vor einem wichtigen Termin
Bisher hat Faber wenig am Geschäftsmodell von Logitech geändert. Auch was die Produktekategorien betrifft, hat sie keine neuen Impulse gesetzt. Das muss kein Nachteil sein, sondern beweist, dass die von ihrem Vorgänger Bracken Darrell eingeschlagene Richtung nach wie vor Erfolg bringt.
Vor allem ist es anpassungsfähig genug, um in diesem flatterhaften Geschäft kontinuierlich gute Margen zu erwirtschaften. Der interne Fokus auf Kostendisziplin spiegelt sich in den hohen Bruttomargen. Im Berichtsquartal lagen sie bei 43,2% (non-GAAP) oder 90 Basispunkte über dem Vorjahr. Für das Schlussquartal wird wie üblich ein etwas geringes Niveau in Aussicht gestellt.
Längerfristig disponierten Investoren wird das jedoch nicht genügen. Logitech muss beweisen, dass es frühzeitig auf einen Trend bei der Unterhaltungselektronik gesetzt hat. Videokonferenzlösungen sind es (noch) nicht, auch wenn das Management eine allgemeine Verbesserung des Marktes identifiziert haben will. Das Unternehmen ist den Beweis bisher schuldig geblieben, dass es auf die Bedürfnisse von Geschäftskunden gleich gut reagiert wie auf die der privaten Konsumenten.
Logitech und der SMI-Fluch
Ungeachtet der jüngsten Kursavancen der Logitech-Aktien darf nicht vergessen werden, woher sie kamen. Als die Valoren im Herbst 2021 Aufnahme in den Schweiz Blue-Chips-Index SMI fanden, befand sich das Unternehmen in der Pandemieeuphorie. Dass danach die Kursentwicklung enttäuschte, war nicht zu erwarten, aber auch nicht aussergewöhnlich. Auch andere Aktien mussten mit dem Fluch leben, in einen prestigeträchtigen Index aufgenommen zu werden.
Zumindest diesen Spuk hat Logitech nun hinter sich gelassen.