Der Luxusgüterkonzern LVMH spürt die Flaute im Luxussegment. Der Umsatz stagnierte 2024, statt wie üblich zweistellig zu wachsen. Bernard Arnault ist trotzdem zuversichtlich für 2025. Er wünscht sich für sein Land allerdings wirtschaftsfreundlichere Bedingungen.
Pressekonferenzen zu Jahresabschlüssen sind oft nicht nur wegen der Zahlen interessant, sondern wegen der politischen und wirtschaftlichen Einblicke, die sie bieten. Das war in diesem Jahr beim Luxusgüterkonzern LVMH besonders der Fall. In der Fragerunde wurde CEO und Verwaltungsratspräsident Bernard Arnault gefragt, wie er zu Donald Trumps angedrohten Zöllen stehe. Arnault, der kürzlich mit zwei seiner Kinder an Trumps Amtseinführungszeremonie teilgenommen hatte, wich einer direkten Antwort aus – nutzte die Gelegenheit jedoch, um die französische Regierung zu kritisieren.
«Ich habe in den USA einen grossen Optimismus gespürt. Nach Frankreich zurückzukehren, war fast wie eine kalte Dusche», sagte Arnault. Er bemängelte die hohe Steuerlast in Frankreich, die mit 40 Prozent deutlich über dem US-Niveau von 15 Prozent liege. Zudem würden amerikanische Bundesstaaten Subventionen für neue Produktionsstätten gewähren, was die Attraktivität der USA als Wirtschaftsstandort erhöhe. «Da muss man sich nicht wundern, wenn Unternehmen abwandern.» Auch forderte er eine entschlossenere Deregulierung in Frankreich. Dabei spielte er auf die Rolle von Elon Musk in der Trump-Regierung an: «Es braucht auch bei uns jemanden wie in den USA, der die Bürokratie ein wenig beschneidet.»
Teure Olympische Spiele
Arnault eröffnete die Präsentation der Geschäftszahlen mit dem Satz: «Ausnahmsweise werde ich Ihnen keine Rekordergebnisse vorlegen.» Dennoch zeigte er sich gelassen. Der Konzern habe sich solide entwickelt, auch wenn das Umfeld herausfordernd sei. In China spüre LVMH, wie die gesamte Luxusindustrie, die wirtschaftliche Flaute, und in den USA habe bis zu den Wahlen Verunsicherung geherrscht.
Der Umsatz von LVMH, zu dem Marken wie Louis Vuitton, Dior, Tiffany, Bulgari und TAG Heuer gehören, sank um 2 Prozent auf 84,7 Milliarden Euro – nach einem Rekordjahr 2023. Bereinigt um Währungseffekte und Portfolioveränderungen stiegen die Erlöse jedoch leicht um 1 Prozent. Auch im Schlussquartal konnte der Konzern ein organisches Umsatzplus von 1 Prozent verbuchen und übertraf damit die Erwartungen.
Beim Gewinn waren die Rückgänge deutlicher. Der Betriebsgewinn fiel um 16 Prozent auf 18,9 Milliarden Euro, der Nettogewinn um 17 Prozent auf 12,5 Milliarden Euro. Laut Arnault trugen auch Sonderaufwendungen dazu bei, darunter die Olympischen Spiele. Laut Medienberichten hat LVMH 150 Millionen Euro investiert, um Medaillen zu entwerfen und Frankreichs Sportler auszustatten. Zudem habe man negative Währungseffekte nicht einfach mit höheren Preisen kompensieren können. Besonders der Yen war im vergangenen Jahr schwach. Das zog viele Uhrenkäufer aus Asien an, die in Japan günstig Uhren kauften.
Parfums als Wachstumstreiber
Besonders schleppend liefen die Verkäufe im Segment Wein und Spirituosen. LVMH besitzt unter anderem Moët & Chandon und Hennessy. Der Umsatz in diesem Bereich schrumpfte um 11 Prozent, was laut Arnault vor allem auf den Cognac-Absatz zurückzuführen sei. Er rechne damit, dass das Geschäft in zwei Jahren wieder normal laufe. Sein Finanzchef Jean-Jacques Guiony und sein Sohn Alexandre, der Anfang 2024 von Tiffany zu Moët Hennessy wechselte, sollen das Ruder herumreissen.
Auch die wichtigste Sparte, Mode und Lederwaren, verzeichnete ein Minus von 3 Prozent. Louis Vuitton und Dior, die beiden wichtigsten Marken, generierten zwar weiterhin hohe Umsätze, blieben jedoch hinter dem Vorjahr zurück.
Besser lief es im Segment Parfum und Kosmetik. Arnault hob mehrfach die beiden Dior-Düfte Sauvage und Miss Dior hervor. Zudem bleibt die Beauty-Kette Sephora eine Erfolgsgeschichte: Seit der Übernahme durch LVMH 1998 hat sich der Umsatz von damals 100 Millionen Euro laut Arnault verzehnfacht.
Tiffany versus Cartier
Für Vergleiche mit Schweizer Luxuskonzernen ist vor allem das Schmuck- und Uhrensegment mit Marken wie TAG Heuer, Hublot, Zenith, Bulgari oder Tiffany. Hier konkurriert LVMH mit Richemont, dem Mutterkonzern von Cartier. Während Richemont zuletzt starke Zahlen vorlegte, war LVMH etwas schwächer unterwegs. Der Umsatz der Sparte sank um 3 Prozent. Arnault betonte jedoch, dass sich Tiffany erholt habe und im Weihnachtsquartal um 9 Prozent gewachsen sei – fast so stark wie Cartier.
Für 2025 zeigte sich Arnault optimistisch. Das Jahr sei gut gestartet, vor allem in den USA. In China erwartet er eine schrittweise Erholung des Konsums in den nächsten zwei Jahren. Trotz der aktuellen Herausforderungen bleibt der Luxusmarkt für ihn eine Erfolgsgeschichte.