Das in finanzielle Schieflage geratene Kispi muss einen neuen Direktor suchen – dafür bleibt ihm wenig Zeit.
Es sind turbulente Zeiten für das Zürcher Kinderspital: Erst vor knapp drei Monaten ist es umgezogen. Noch sind die neuen Abläufe nicht eingespielt. Und finanziell befindet sich das Spital in Schieflage: Im letzten Frühling musste die Zürcher Regierung das Kinderspital vor der drohenden Insolvenz retten. Sie hat ein Darlehen gesprochen über 100 Millionen Franken für den teuren Neubau und einen Beitrag von 35 Millionen Franken, um das Betriebsdefizit zu decken. Und im Januar wurde bekannt: Das Kinderspital braucht nochmals Geld. Der Kanton hilft mit weiteren 25 Millionen Franken aus.
Nun folgt der nächste Schlag: Per Ende Juni verlässt der CEO Georg Schäppi das Spital. Im Interview mit der NZZ sagte Schäppi im letzten April noch: «Wir müssen das Spital 2025 wieder in den normalen Zustand zurückführen.» Nun geht er überraschend. Das Kinderspital gab am Mittwoch bekannt, Schäppi wechsle per 1. Juli 2025 zur Kühne-Stiftung. Diese vereint am Standort Davos Forschung und Rehabilitation.
Die Entscheidung sei ihm schwer gefallen, sagt Schäppi. Natürlich habe er sich gefragt: Was löst das im Kinderspital aus, wenn ich gehe?
Einen Konflikt habe es nicht gegeben, beteuert Schäppi. Ihm sei wichtig gewesen, dass die finanzielle Situation stabilisiert sei. Das sei nun vergangene Woche geschehen, als die Regierung die weitere Subvention von 25 Millionen Franken gesprochen habe.
Deshalb sei aus seiner Sicht jetzt «der richtige Moment», die Leitung des Kinderspitals in neue Hände zu übergeben, sagt Schäppi. Einen guten Moment gebe es in solchen Positionen sowieso nie.
Auch Martin Vollenwyder, Präsident des Stiftungsrats, bekräftigt, Schäppis Abgang habe nichts mit den finanziellen Turbulenzen am Kinderspital zu tun. «Er hat eine persönliche Berufung von Klaus-Michael Kühne bekommen», sagt Vollenwyder. Die Kühne-Stiftung sei die zweitgrösste in Europa und damit eine «Schuhnummer grösser als das Kispi».
Die Stelle als CEO des Medizincampus in Davos wurde neu für Schäppi geschaffen. Für ihn ist es eine Rückkehr. Er war bereits von 2010 bis 2020 für die Kühne-Stiftung tätig. Schäppi wird die strategische und operative Verantwortung für die gesamten Aktivitäten der Kühne-Stiftung im Gesundheitsbereich übernehmen – und das schon per Anfang Juli.
In der gegenwärtigen Situation so schnell einen neuen CEO zu finden, dürfte für das Kinderspital schwierig werden. Er habe «rasch absitzen und durchschnaufen» müssen, sagt Vollenwyder, als er gestern erfahren habe, dass Schäppi das Kinderspital verlasse. «Das ist jetzt schon nochmals eine Herausforderung, die da auf den Stiftungsrat zukommt», sagt Vollenwyder.
Gesucht werde jemand, der Ahnung von Medizin habe und einen ökonomischen Hintergrund. Und er brauche viel Empathie für die jungen Patienten, ihre Eltern und das Personal.
Es werde jetzt eine Findungskommission eingesetzt und ein Head-Hunter-Büro beauftragt, einen CEO zu bestimmen. Gleichzeitig sei man daran, eine Übergangslösung zu finden. Kaderpersonen hätten meist sehr lange Kündigungsfristen von einem halben, ja teilweise gar einem ganzen Jahr, sagt Vollenwyder. Deshalb werde es sehr wahrscheinlich jemanden brauchen, der die CEO-Funktion ad interim übernehme, bis der oder die neue CEO die Stelle antrete.