David Coote erklärt den Drogenkonsum mit seiner Homosexualität. Einen Dienst tut er den Schwulen im Fussball damit nicht.
«Ich bin schwul», sagte David Coote am vergangenen Dienstag in einem Interview mit der Boulevardzeitung «The Sun». Das Bekenntnis wirkt wie ein Versuch, seine Laufbahn als Profischiedsrichter in der Premier League zu retten. Denn vor anderthalb Monaten hat die englische Schiedsrichtervereinigung das Arbeitsverhältnis mit dem Referee aufgelöst. Man habe das Handeln des 42-Jährigen als «schwerwiegenden Verstoss gegen die Bestimmungen des Arbeitsvertrags gewertet und seine Position als unhaltbar eingestuft», hiess es in der Verlautbarung.
Zu Cootes Absetzung führten zwei im vergangenen November aufgetauchte Videos. Darin ist zu sehen, wie Coote den FC Liverpool und den dort bis zum Ende der Vorsaison tätigen Coach Jürgen Klopp auf obszöne Art beleidigte – und dass er ein weisses Pulver durch die Nase zog.
Nun räumte Coote sein Fehlverhalten ein und entschuldigte sich. Als Erklärung gab er an, Probleme mit seinem Selbstwertgefühl gehabt zu haben. Er habe lange darum gekämpft, stolz darauf zu sein, wer er sei. So habe letztlich eine Mischung aus unterdrückten Emotionen und der Unerbittlichkeit des Schiedsrichterberufs dazu geführt, dass er Kokain genommen habe. Die Droge sei ein «Fluchtweg» gewesen, betonte Coote. Er habe nicht derjenige sein wollen, der den Kopf über die Brüstung hebe und beschossen werde. Damit meinte er allfällige Anfeindungen nach einem Comingout in der «Machowelt Fussball» – wobei der «Guardian» zu Recht anmerkte, Referees würden wohl viel mehr dafür gehasst, dass sie einfach Schiris seien.
Die Schilderung der Situation war für Coote – gegen den auch wegen Spielmanipulation ermittelt wird, die er bestreitet – sichtlich eine Herausforderung, mehrmals brach er in Tränen aus. Er habe sich zuletzt in einem «unglaublich dunklen Zustand» befunden, berichtete er. In dieser Hinsicht dürfte die Offenbarung eine Befreiung für ihn sein.
Allerdings hinterlässt Cootes Rechtfertigung den wohl von ihm unbeabsichtigten Eindruck, dass Homosexualität im Fussball weiterhin ein gravierendes Problem darstelle. Die Art seiner Erörterung schreckt eher von einem Comingout ab, als dass sie dazu ermuntert. Sie geht sogar in gewisser Weise auf Kosten von anderen Schwulen. Männer, die zu ihrer Homosexualität stehen, sind zwar nach wie vor nicht verbreitet im Fussball, aber ein Tabu ist Schwulsein auch nicht mehr. Als einer der ersten Fussballer outete sich der Deutsche Thomas Hitzlsperger, allerdings erst nach Karrierenende. Er arbeitet zurzeit als angesehener Experte für die BBC. Mit Ryan Atkin machte im Sommer 2017 auch ein aktiver englischer Profischiedsrichter seine Homosexualität öffentlich – er erhielt dafür durchweg Zuspruch aus der Branche.
Statt Begründungen für seine Bedenken gegen ein Comingout zu liefern, die vielleicht für mehr Verständnis gesorgt hätten, erging sich Coote in Allgemeinplätzen. Er sagte, es gebe viel zu tun, was Diskriminierung angehe. Seine Hoffnung ist derweil, dass seine Erfahrungen auf und neben dem Platz im Fussball irgendwann genutzt werden könnten. Doch dafür wäre es hilfreich gewesen, mehr zu erfahren, als dass er schwul ist.
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