Das Schweizerische Radio und Fernsehen will ein politisches Zeichen setzen und bestraft sein treustes Publikum.
Bei SRF Virus müssen die Programmmacher künftig auf die bisherigen News-Bulletins verzichten und die regulären Nachrichten ausstrahlen. Und sie müssen bei der Planung besser mit anderen SRF-Jugendformaten zusammenarbeiten.
Radio SRF Virus wird von etwa 23 000 Menschen gehört. Marktanteil: 0,5 Prozent. Man spart ein wenig in einem Spartenprogramm.
Das Schweizer Fernsehen ist spätestens seit der No-Billag-Abstimmung am Sparen. Die Volksinitiative wurde klar abgelehnt, dafür versprach SRF Selbstregulierung, ein zeitgemässeres Angebot für weniger Geld. Doch die politische Gefahr ist noch nicht gebannt. Der Bundesrat lehnt die Halbierungsinitiative zwar ab, doch sinken sollen die Gebühren trotzdem – einfach weniger stark.
Verständnis für die Forderung nach einem etwas bescheideneren Service public, der mehr Rücksicht auf private Medienhäuser nimmt, zeigte die SRG lange keine. Der ehemalige Generaldirektor Gilles Marchand gab lieber den sterbenden Schwan. Die Leidtragenden, pflegte er zu sagen, seien die Sprachminderheiten. Die italienischsprachige Schweiz werde wohl künftig auf Sport und Kultur verzichten müssen. SRF werde unter solchen Umständen dem gesetzlichen Auftrag nach verhältnismässiger Berücksichtigung der Landesteile nicht nachkommen können.
Marchands Unbelehrbarkeit wurde schliesslich sogar seinem Arbeitgeber zu viel, und deshalb wurde er ausgetauscht. Neue Generaldirektorin der SRG wurde die ehemalige Moderatorin und SRF-Kulturchefin Susanne Wille.
Anders als ihr Vorgänger konnte sie die Stimmung in der Politik lesen. In den Kommissionen für Verkehr und Fernmeldewesen im National- und Ständerat kommen die Politiker nach einem Auftritt Willes jeweils gar nicht mehr aus dem Schwärmen heraus. Endlich eine SRG-Chefin, die gemerkt hat, woher der Wind weht.
Auch SRF hat mittlerweile realisiert, dass die Mittel auch im öffentlichrechtlichen Bereich knapp werden. Die Investitionen werden teurer, Drittmittel knapper. Bis Ende 2026 müssen Fernsehen und Radio insgesamt 9 Millionen Franken einsparen. Bereits bis Anfang nächsten Jahres sollen rund 50 Vollzeitstellen abgebaut werden. Grund sei die angespannte Lage, sagte Direktorin Nathalie Wappler an einer länglichen Medienkonferenz. Zudem müsse SRF sein Angebot dem veränderten Nutzungsverhalten anpassen.
Ein Stellenabbau ist nichts Schönes, doch bei SRF arbeiten 3200 Menschen. Das private Medienhaus CH-Media, das 2000 Mitarbeiter beschäftigt, musste im November 2023 einen Abbau von 150 Stellen bekanntgeben – ohne grosse Inszenierung.
Dass SRF den Spardruck spürt, ist unbestritten. Aber der Ab- und Umbau hat noch andere Gründe. SRF hat ein überaltertes Publikum, die werbemarktrelevante Gruppe der Jüngeren schrumpft und schrumpft. Deshalb verzichtet SRF nun auf jährlich zwei Ausgaben «SRF bi de Lüt – Live», und deshalb wird die Unterhaltungssendung «G&G» gestrichen. Die Zuschauer sind primär Rentner; doch SRF will– wie die Privaten auch – die digitale Transformation vorantreiben.
SRF muss nicht nur sparen, es muss auch sein Angebot verjüngen: Mit der Inszenierung am Donnerstag wollte es eine Botschaft platzieren: Seht her, wir sparen – und das sind die bitteren Konsequenzen.
Ob das funktioniert? Dass bei SRF noch Luft nach oben besteht, zeigt die Tatsache, dass die Stelle der Kulturchefin nicht mehr nachbesetzt wird. Offenbar ist sie nicht zwingend nötig. Dafür streicht man G&G. Eine Sendung, die mit dem Namenswechsel von «Glanz & Gloria» auf «Gesichter & Geschichten» früher schon für Symbolpolitik herhalten musste. Dabei liefert sie im Bereich Veranstaltungen und Kultur das, worauf sich SRF konzentrieren müsste: Service public.