Ein Kollege hat im letzten Jahr bemerkenswert viel Gewicht verloren. Darf ich fragen, ob er das mithilfe von Ozempic-Spritzen geschafft hat? – Gianna F., Luzern
Liebe Gianna, Ozempic ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen, und wir müssen damit klarkommen, dass Gewichtsverlust jetzt nicht mehr eine Frage ominöser Willenskraft ist, sondern auch von Geld und Medikamenten. Damit ist Dünnsein so etwas wie Schönsein geworden, nämlich ein Konsumgut. Wie geht man damit um? Ich finde es befreiend, wenn Frauen dazu stehen, wenn in ihren Gesichtern etwas passiert ist, und sie den Satz «Du schaust frisch aus» nicht mit «Ich trinke viel Wasser und schlafe ausreichend» beantworten – sondern den Namen der Hautärztin herausrücken.
Es wäre schön, wenn man auch beim Abnehmen den Natürlichkeitskult entzaubern würde, aber: Das ist allein die Sache derjenigen, um deren Körper es sich handelt. Ohnehin sollte man davon absehen, Menschen zusammenhangslos zum Gewichtsverlust zu gratulieren. Man weiss ja nie, ob jemand krank ist, eine Essstörung hat oder Liebeskummer. Zudem sollte man Mitmenschen nicht das Gefühl geben, dass man die Breite ihres Hinterns evaluiert hat. Wenn jemand von sich aus von einer Diät erzählt, dann ist es okay, nachzuhaken, wie man das geschafft hat. Doch letztlich ist niemand auf diese persönlichen Infos angewiesen. Wozu gibt es das Internet?
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