Der Eishockeyspieler Miro Aaltonen gibt zu, Kokain konsumiert zu haben, und kommt mit der kürzestmöglichen Sperre davon – nun wechselt er per sofort zum SC Bern, zum Nachteil des EHC Kloten.
Kürzlich kommunizierte die Swiss Sport Integrity (SSI), die Disziplinarkammer des Schweizer Sports, in einer Medienmitteilung: «Miro Aaltonen für einen Monat gesperrt». Der finnische Center des EHC Kloten war Ende Dezember bei einer Wettkampfkontrolle positiv auf eine verbotene Substanz getestet worden. Die SSI sperrte den 31-jährigen Aaltonen daraufhin vorsorglich, gab aber nicht bekannt, um welche Substanz es sich bei dem Vergehen gehandelt hatte.
Für Dopingfälle unüblich rasch kam nun das definitive Urteil, das mehr oder weniger einem Freispruch gleichkommt. Aaltonen wurde zu einem Monat Sperre, die er in Kürze abgesessen haben wird, und einer Busse von 1000 Franken verurteilt. Dazu muss er die Kosten für die Analyse der Dopingprobe von 800 Franken übernehmen.
Aaltonens Reue wirkte strafmildernd
Dass er so glimpflich davongekommen ist, liegt in der Art seines Vergehens. Aaltonen hat sich nicht gedopt, um im Wettbewerb leistungsfähiger zu sein. Er hatte an einer Party Kokain geschnupft. Der Finne verzichtete darauf, das abzustreiten. Umgehend gab er gegenüber finnischen Medien zu, einen Fehler begangen zu haben. Gleichzeitig verpflichtete er sich, auf eigene Kosten an einem Rehabilitationsprogramm teilzunehmen. Das führte dazu, dass Aaltonen nun mit der kürzestmöglichen Sperre davongekommen ist.
Der glimpfliche Ausgang für Aaltonen wird auch zum Glücksfall für den SC Bern. Bereits vor dem Vorfall hatte der Olympiasieger von 2022 für die kommenden zwei Jahre in Bern unterschrieben. Der Vertrag mit dem EHC Kloten wurde nach dem Bekanntwerden des Vergehens in gegenseitigem Einvernehmen aufgelöst. Aaltonen wurde in der entsprechenden Medienmitteilung mit den Worten zitiert: «Ich möchte mich in aller Form bei unseren Fans, meinen Mitspielern und dem ganzen Klub und dessen Mitarbeitenden entschuldigen. Mir ist es wichtig, nun die Konsequenzen für mein Handeln zu tragen.»
Es war ein Versuch der Klotener, einen Imageschaden zu vermeiden. Sportlich gesehen wird die sofortige Vertragsauflösung für den Verein jedoch zum Bumerang. Aaltonen war Klotens bester Spieler in der ersten Phase der Qualifikation. Er erzielte in 36 Partien 35 Skorerpunkte, war der Topskorer. Seit seiner Sperre und dem folgenden Abgang bringen die Klotener kaum mehr ein Bein vor das andere. Vor den letzten sechs Qualifikationsspielen liegen sie in der National League nur noch auf Platz sieben, vier Punkte hinter dem letzten Platz, der zur direkten Play-off-Teilnahme berechtigt.
Der SCB geht gestärkt in die Play-offs
Der SC Bern hingegen erhält kurz vor dem Beginn der Play-offs am 13. März ein unerwartetes Upgrade. Nur Stunden nach dem Urteil der SSI verkündeten die Berner, Aaltonen werde «den SC Bern ab dem 18. Februar» verstärken. In einer Medienmitteilung rechtfertigt der SCB-CEO Marc Lüthi den sofortigen Transfer. «Aaltonen bedauert sein Vergehen aufrichtig. In mehreren persönlichen Gesprächen hat er uns dies klar, nachdrücklich sowie glaubhaft vermittelt. Da die einmonatige Sperre seinen Arbeitsvertrag beim SC Bern ab dem 1. Mai 2025 nicht berührt hätte, wäre sein Einstieg zu diesem Zeitpunkt planmässig erfolgt», so wird Lüthi zitiert. Nach sorgfältigen Überlegungen habe der SC Bern entschieden, den Spieler bereits jetzt in die Mannschaft aufzunehmen.
Zwischen diesen Zeilen schimmert auch ein wenig Schadenfreude durch. In der Rechtsprechung gilt gemeinhin der Grundsatz: Im Zweifelsfall für den Angeklagten. Mit der vorzeitigen Vertragsauflösung verstiess Kloten gegen diesen Grundsatz. Der Spieler wurde von seinem Arbeitgeber vorverurteilt, ehe das Verfahren der Swiss Sport Integrity abgeschlossen war. In der restlichen Schweiz witzelt man gerne über die Langsamkeit der Berner. Doch von Zeit zu Zeit scheint es gar nicht schlecht, wie der SC Bern abzuwarten und keine vorschnellen Urteile zu fällen.