Beim Hearing vor der eigenen Partei verdeutlicht sich einmal mehr: Zwischen den beiden Kandidaten der Mitte gibt es einen scharfen Kontrast.
Es war Bewährungsprobe und Pflichtübung zugleich. Am Freitagnachmittag haben sich Markus Ritter und Martin Pfister, die beiden Bundesratskandidaten der Mitte, beim ersten Hearing den Fragen ihrer Fraktion gestellt. Das war der schwierigere Teil. Anschliessend wurden Pfister und Ritter offiziell als Kandidaten nominiert. Reine Formsache, denn bekanntlich wollte sonst niemand.
Und so galten an diesem Nachmittag für beide Bundesratskandidaten der Mitte dieselben Regeln, aber gegenteilige Umstände.
Pfister musste schauen, dass er beim Hearing seiner Partei offensiver auftritt und sich klarer positioniert als zuletzt. Ritter, der durchsetzungsstarke Bauernpräsident, hingegen hatte sich in den vergangenen Jahren zur Genüge positioniert. Beim Hearing musste Ritter also vor allem darauf achten, dass er seinen früheren Äusserungen nicht widerspricht.
Martin Pfister, der Zuger Regierungsrat und Herausforderer in diesem Wahlkampf, war zuerst dran.
«Konnte alle Antworten geben»
Kurz nach 15 Uhr verliess Pfister nach gut einer Stunde das Kommissionszimmer 287 im Bundeshaus. Erst wirkte er noch etwas angespannt. Vor der Tür wurde er bereits von den Medien erwartet, die seine wenigen und defensiven Auftritte in den vergangenen Wochen immer wieder kritisiert haben. Pfister stellte sich auf und hielt seine Unterlagen vor seinen Bauch und fing an zu lächeln.
Er sagte, die Fraktion habe ihm viele Fragen zu seinen Haltungen und zu seiner Persönlichkeit gestellt und dazu habe er «gut Stellung nehmen können». Zudem wisse er nun, was die wichtigsten Bedürfnisse der Parlamentarierinnen und Parlamentariern seien. Weiter sei es darum gegangen, ob die Fraktion ihm zutraue, Bundesrat zu werden. Dann folgten einige Fragen – auch von deutschsprachigen Journalisten – auf Französisch.
Um sicher alles richtig zu verstehen, bat Pfister die Journalisten die Fragen in der zweiten Landessprache zu wiederholen. Erst danach gab er Auskunft. Schliesslich fragte ein Journalist, ob er seit seinen letzten Auftritten, als er bei einigen Themen noch auswich, seine Positionen habe klären können. Pfister sagte: «Es ist klar, man kann nur am ersten Tag den Joker ziehen, heute konnte ich alle Antworten geben.»
Eine Stunde später trat Markus Ritter vor die Medien und kontrastierte seinen Konkurrenten einmal mehr.
«Ein sehr guter Austausch»
Ritter sagte: «Ich glaube, es war ein sehr guter Austausch, ich kenne ja sämtliche Mitglieder der Fraktion und weiss auch ein wenig, welche Themen sie interessieren.» Das Hearing als Gespräch unter Vertrauten.
Neu sei für seine Parteikollegen allerdings gewesen, das er trotz der italienischen Herkunft seiner Mutter die Sprache nicht beherrsche, sagte Ritter dann und schmunzelte. Sonst bemühte er sich, mit seinen Aussagen und seiner Körperhaltung seinen Souveränitätsanspruch zu verdeutlichen. Ritter hielt während der Interviews seine linke Hand durchgehend im Hosensack und sagte: «Die Leute hier kennen mich seit 13 Jahren.»
Wie es aus der Partei heisst, hätten einige Parlamentarier den Eindruck, Ritter sei sich seiner Sache zu sicher, das stärke Pfisters Kandidatur. Und tatsächlich stolperte Ritter nach dem Hearing über eine Frage.
Als ein Westschweizer Journalist wissen wollte, ob die Fragen der Fraktion oder jene der Findungskommission anspruchsvoller gewesen seien, antwortete Ritter mit Äusserungen zu den Budgetdiskussionen der Armee.
Eine gute halbe Stunde später traten schliesslich Fraktionspräsident Philipp Matthias Bregy und Parteipräsident Gerhard Pfister mit den beiden Kandidaten vor die Medien und gaben bekannt, was eigentlich schon lange klar ist: Die Mitte tritt mit einem Zweierticket an.
Bregy ermahnte die Bundesversammlung, einen der beiden Kandidaten zu wählen. Doch darüber werden die anderen Parteien erst noch beraten, nachdem sie ihre eigenen Hearings veranstaltet haben. Am Samstag werden die beiden Kandidaten sich allerdings erst vor der Delegiertenversammlung in Visp – und vor den anwesenden Medien –positionieren müssen.