In Ostfrankreich attackiert ein Mann auf einem Markt mehrere Personen. Ein Passant, der dazwischengeht, stirbt. Frankreichs Staatschef spricht von einer islamistischen Terrortat – und der Innenminister erhebt Vorwürfe.
(dpa/esb.) Nach der tödlichen Attacke im elsässischen Mulhouse gehen die französischen Ermittlungsbehörden von Terrorverdacht aus. Die nationale Anti-Terror-Staatsanwaltschaft hat den Fall übernommen. Staatspräsident Emmanuel Macron sprach von einer islamistischen Terrortat. Nach ersten Polizeiangaben soll die Tatwaffe um ein Messer gehandelt haben. Die 100 000-Einwohner-Stadt Mulhouse liegt nahe der Schweizer Grenze.
Der mutmassliche Täter hatte am Samstagnachmittag mehrere Polizisten auf einem Markt angegriffen und dabei «Allahu Akbar» (etwa «Gott ist gross» auf Arabisch) gerufen, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Ein 69-jähriger Passant aus Portugal, der einschreiten wollte, starb bei dem Angriff. Drei Personen wurden verletzt. Laut den Ermittlern handelt es sich bei ihnen um Polizisten, der französische Innenminister Bruno Retailleau sprach von Angestellten des Rathauses zur Parkplatzüberwachung. Einer von ihnen kämpfe um sein Leben.
Die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Tötung und versuchter Tötung mit Terrorbezug. Der französische Staatschef Emmanuel Macron sagte in einem Video-Statement: «Es gibt angesichts der Äusserung des Terroristen also keinen Zweifel an einer islamistischen Terrortat.» Der Familie des Opfers spreche er sein Beileid aus. Zugleich sagte Macron, er und die Regierung seien entschlossen, den Terrorismus in Frankreich auszuradieren.
Mutmasslicher Täter war bekannt
Der mutmassliche Täter wurde etwa 10 Minuten nach dem Angriff festgenommen und befindet sich in Polizeigewahrsam. Laut Innenministerium handelt es sich um einen 37-jährigen, ausreisepflichtigen Algerier mit psychischen Problemen. Mehrfach habe Frankreich versucht, den wegen Terrorverherrlichung verurteilten Mann ausser Landes zu bringen. Algerien habe den eigenen Staatsbürger, der 2014 irregulär nach Frankreich eingereist war, aber nicht zurückgenommen.
Zuletzt befand sich der Algerier unter einer Art Hausarrest und hätte sich täglich bei der Polizei melden müssen. Am Samstag tat er dies aber nicht. Innenminister Retailleau will nun härtere Saiten aufziehen und droht Algerien damit, die Visaregeln zu verschärfen und bestimmte Sonderrechte für Menschen aus der früheren französischen Kolonie abzuschaffen.
Am Sonntag wurden drei weitere Menschen in Polizeigewahrsam genommen. Details zu den Menschen nannte die Behörde nicht. Auch der mutmassliche Täter sei weiterhin in Gewahrsam.
Innenminister sieht «Migrations-Unordnung» als Ursache
Innenminister Retailleau kündigte an, er werde Rechtsänderungen prüfen. «Der islamistische Terrorismus hat zugeschlagen», sagte Retailleau im Sender TF1. «Und ich füge hinzu, dass ein weiteres Mal die Unordnung bei der Migration Ursache dieses Terroraktes ist.» Retailleau sprach sich dafür aus, verurteilte und «sehr gefährliche» Menschen, die nicht aus dem Land gebracht werden könnten, bis zur Abschiebung in Abschiebehaft zu bringen. Derzeit ist Abschiebehaft in Frankreich zeitlich befristet.
Die Bürgermeisterin von Mulhouse, Michèle Lutz, schrieb auf Facebook: «Der Horror hat unsere Stadt ergriffen.» Den Opfern und ihren Angehörigen sprach sie ihr Mitgefühl aus. Immer wieder hatte es in Frankreich in den vergangenen Jahren terroristische Anschläge gegeben.