Fünf Beobachtungen zu den Zürcher Gemeindesteuern 2025.
Der allgemeine Trend
Einen übergeordneten Steuertrend gibt es im Kanton Zürich nicht – weder 2025 noch langfristig. Obwohl viele Gemeinden ihre Steuern über die letzten zehn Jahre deutlich verändert haben, blieb der durchschnittliche Steuerfuss meist nah bei 106 Prozent. Unter dem Strich gleicht sich alles aus. Auch dann, wenn man die Gemeinden nach Grösse und Steuerkraft gewichtet. In den Jahren bis 2018 – also noch vor der Pandemie – stieg der Wert leicht, seither geht er wieder zurück.
Das gleiche Muster zeigt sich, wenn man nur die Gemeinden mit der höchsten Steuerkraft pro Kopf betrachtet. Dort liegt der durchschnittliche Steuerfuss aber auf tieferem Niveau, bei um die 83 Prozent.
Auffällige Ausnahmen sind der Bezirk Andelfingen, also das Zürcher Weinland, und der Bezirk Meilen mit der Goldküste. Hier wie dort ging der Durchschnittswert in den letzten Jahren merklich zurück. Im Weinland liegt dies vor allem daran, dass mehrere Kleingemeinden mit hohen Steuern fusioniert wurden.
Wie viel Steuern man sparen kann
Kilchberg am Zürichsee ist die steuergünstigste Gemeinde, Maschwanden an der Grenze zum Kanton Zug die teuerste. Für einen Steuerzahler mit dem Zürcher Medianeinkommen von 55 000 Franken und geringem Vermögen macht es 950 Franken aus, ob er hier oder dort wohnt – die höhere Wohnungsmiete dürfte den Vorteil wegfressen. Wer hingegen 200 000 Franken Einkommen versteuert und 5 Millionen auf dem Konto hat, spart in Kilchberg 14 000 Franken.
Städte verlangen viel – aber nicht alle
Über ein Drittel aller Steuerzahler lebt in den Grossstädten Zürich und Winterthur. Diese gehören seit Jahren zu den Gemeinden mit den höchsten Steuerfüssen, mit derzeit 119 beziehungsweise 125 Prozent. In Zürich stemmen sich der grüne Finanzvorsteher Daniel Leupi und die linken Parteien immer wieder gegen eine Steuersenkung, die letzte liegt siebzehn Jahre zurück. In Winterthur strebten die gleichen Parteien eine Erhöhung an, scheiterten aber.
Unter den mittleren Städten mit über 30 000 Einwohnern fällt vor allem Dübendorf auf, eine direkte Nachbarin Zürichs. Mit 96 Prozent liegt der Steuerfuss dort klar unter dem kantonalen Durchschnitt. Er ist in den letzten zehn Jahren um zehn Prozentpunkte gesenkt worden. Dies, obwohl die Bevölkerung von Dübendorf in der gleichen Zeit um fast 25 Prozent gewachsen ist, mehr als doppelt so stark wie jene Zürichs.
Anders als in Zürich, wo die linken Parteien im Stadtparlament eine Mehrheit haben, halten sie in Dübendorf nur einen Viertel aller Sitze. Ein Durchschnittsverdiener mit einem steuerbaren Einkommen von 55 000 Franken und wenig Vermögen zahlt in Dübendorf 550 Franken weniger Steuern, als er ein paar hundert Meter weiter in Zürich Schwamendingen zahlen würde.
Bewegung unter den Tiefsteuergemeinden
Der Klub der Gemeinden mit einem Steuerfuss unter 80 Prozent ist innert zehn Jahren von neun auf dreizehn Mitglieder gewachsen. Fünf Gemeinden haben inzwischen sogar Sätze von 75 Prozent und tiefer, die vor zehn Jahren noch eine Ausnahme waren.
Vor allem rund um den Zürichsee scheint eine neue Runde im Steuerwettbewerb eingeläutet. Am linken Seeufer wurden für 2025 zwei der deutlichsten Reduktionen beschlossen, mit minus 5 Prozentpunkten in Thalwil und minus 4 in Oberrieden. Kilchberg bleibt mit 72 Prozent wie seit Jahren die steuergünstigste Gemeinde im Kanton. Insgesamt hat sich aber das rechte Ufer, die Goldküste, gegenüber dem linken jüngst etwas nach unten absetzen können.
Zwischen tiefen Steuersätzen und hoher Steuerkraft besteht eine signifikante Korrelation. Nicht nur aus rein arithmetischen Gründen oder weil gute Steuerzahler an ihrem Wohnort tiefe Steuern verlangen. Sondern auch, weil sie sich von solchen anziehen lassen.
Dies zeigt sich abseits des Sees, in den Gemeinden Winkel und Neerach nahe dem Flughafen. Beide profilieren sich seit Jahren mit Sparsamkeit und tiefen Steuern. Im ehemaligen Bauerndorf Neerach ist die Steuerkraft pro Kopf in den letzten zehn Jahren um 60 Prozent gestiegen – ein Vielfaches mancher Nachbargemeinden.
Die Konstanten, die Unsteten und ein Jo-Jo-Effekt
Ein Dutzend Gemeinden hat den Steuerfuss seit 2012 um maximal zwei Prozentpunkte oder gar nicht bewegt. Weil die Steuerkraft zunimmt, nehmen sie pro Kopf dennoch Jahr für Jahr mehr Geld ein. In diese Kategorie fallen mehrheitlich Gemeinden mit hohem Steuerfuss, kleine und grosse wie die Stadt Zürich. Aber auch die erwähnten Tiefsteuergemeinden Winkel und Neerach setzen auf eine ruhige Hand.
Umgekehrt gibt es Gemeinden, in denen der Steuerfuss permanent in Bewegung ist, vor allem kleinere auf dem Land: Rifferswil, Ossingen oder Hüttikon etwa.
Eine Art Jo-Jo-Effekt macht sich nördlich von Winterthur bemerkbar, wo die Steuern 2025 am stärksten steigen: In den Nachbargemeinden Thalheim an der Thur, Dinhard (je plus 7 Prozentpunkte) und Rickenbach (plus 6). Die letzten beiden haben ihre Steuern im Vorjahr nach langer Stabilität merklich gesenkt und müssen nun nach oben korrigieren. In Dinhard zeigt sich, was in solch kleinen Gemeinden den Ausschlag geben kann: Der anstehende Ausbau eines Schulhauses und die Sanierung einer Strasse genügen.