Die Inhaber einer Wandelanleihe gewähren dem Schlafmittel-Anbieter Idorsia einen Zahlungsaufschub. Doch das Unternehmen benötigt zugleich dringend mehr Einkünfte.
Das Baselbieter Biotechnologieunternehmen Idorsia steckt seit Monaten in einem Kampf ums Überleben. Um die Kosten drastisch zu senken, sah sich die Firmenführung gezwungen, die Belegschaft von einst 1300 auf rund 450 Mitarbeitende zu verkleinern. Wie ein Klotz am Bein wirkten aber nach wie vor Verpflichtungen aus zwei Wandelanleihen mit einem Gesamtvolumen von 800 Millionen Franken.
Idorsia braucht eine Fristverlängerung bei der Rückzahlung
Am Dienstag konnte sich Idorsia an einer Versammlung mit den Inhabern der einen Wandelanleihe auf eine Verlängerung der Rückzahlungsfrist einigen. Das Papier ist mit einem Volumen von 200 Millionen Franken ausgestattet und hätte ursprünglich schon am 17. Januar 2025 zurückbezahlt werden sollen. Die Frist wurde nun in einem ersten Schritt bis am 17. September erstreckt. In einem zweiten Schritt soll sie sogar um 10 Jahre verlängert werden.
Dies gilt auch für die zweite Wandelanleihe, deren Rückzahlung im August 2026 zum Thema geworden wäre. Bei beiden Papieren signalisierten die Inhaber, die mehr als 70 Prozent der emittierten Volumen vertreten, sich an kommenden Zusammenkünften für die Fristverlängerung um eine Dekade auszusprechen.
Damit zeichnet sich wieder eine längerfristige Perspektive für Idorsia ab. Aus heutiger Sicht könnte sich das Unternehmen die Rückzahlung der Wandelanleihen nicht einmal annähernd leisten. Per Ende vergangenen Jahres befanden sich lediglich noch rund 100 Millionen Franken an liquiden Mitteln in der Firmenkasse.
An Bewegungsspielraum hat das Unternehmen auch dank einer neuen Finanzierung von 150 Millionen Franken gewonnen, die ihm Inhaber der Wandelanleihen gewähren. Sie hat eine Laufzeit von 24 Monaten.
Viatris übernimmt Entwicklungskosten
Dem Management gelang es zudem, den Beitrag für die Entwicklung zweier noch nicht zugelassener Medikamente von 200 auf 100 Millionen Dollar zu halbieren. Die entsprechenden Kosten werden vom amerikanischen Pharmakonzern Viatris übernommen, der im März 2024 die Rechte für die Vermarktung der beiden Präparate erwarb. Zugleich entgehen Idorsia dadurch potenzielle Meilensteinzahlungen von 250 Millionen Dollar, deren Entrichtung an gewisse Fortschritte in der verbleibenden Entwicklung sowie an bestimmte Umsatzziele gebunden war.
Anleger reagierten am Mittwoch mit grosser Erleichterung auf die Neuigkeiten von Idorsia. Der Aktienkurs stieg bis zum Mittag um 25 Prozent auf 1.15 Franken. Allerdings wird die Firma auch so nur noch mit gut 200 Millionen Franken bewertet. Über die letzten fünf Jahre gerechnet, erlitten Investoren mit Engagements in Idorsia beinahe einen Totalverlust. Die Notierung fiel um 95 Prozent.
Für 2025 rechnet das Management mit einem Betriebsverlust von 155 Millionen Franken, wie es am Mittwoch ebenfalls bekanntgab. 2027 wolle man dann aber in die schwarzen Zahlen stossen, versprach die Unternehmensleitung.
Viele Versprechen wurden nicht eingelöst
Ob dies gelingen wird, ist indes mit vielen Fragezeichen behaftet. In der Vergangenheit leistete sich die Firmenführung immer wieder Versprechen, die nicht erfüllt wurden.
Gerade muss Idorsia einen herben Rückschlag verkraften. Die Gespräche mit einem potenziellen Käufer für das aussichtsreichste Produkt der Firma, nämlich das Medikament Aprocitentan gegen resistenten Bluthochdruck, wurden ohne Ergebnis beendet. Damit fehlt dem Unternehmen auch weiterhin ein Partner, um diesen potenziellen Blockbuster mit jährlichen Einnahmen von über einer Milliarde Dollar zu vermarkten. In den USA und in Europa wurde das Produkt zwar bereits zugelassen, doch bringt es Idorsia noch immer kein Geld ein.
Probleme im Absatzmarkt USA
Die Biotechfirma wäre gleichzeitig dringend auf Einnahmen aus einer Transaktion mit Aprocitentan angewiesen. Nur so dürfte es dem Unternehmen nämlich gelingen, die Geschäfte mit seinem zweiten Hauptprodukt, dem Schlafmittel Quviviq, endlich anzukurbeln.
In den USA harzt die Vermarktung weiterhin, obschon das Medikament dort bereits Anfang 2022 die Zulassung erhielt. Idorsia wird einen zweiten Anlauf nehmen müssen, um Ärzte im mit Abstand lukrativsten Pharmamarkt der Welt doch noch von einer Verschreibung zu überzeugen. Dies dürfte mit erheblichen Marketingkosten verbunden sein.
In Europa laufen die Geschäfte mittlerweile besser. Idorsia stellt für 2025 einen weltweiten Umsatz von 110 Millionen Franken mit Quviviq in Aussicht. Allerdings wird auch dies das Medikament noch längst nicht zum erhofften Umsatzrenner machen.