Trotz rückläufigem Umsatz konnte Holcim die Profitabilität auf hohem Niveau steigern. Der Zementkonzern kann dem bevorstehenden Spin-off gelassen entgegensehen.
«2024 war ein Jahr der Rekordperformance für Holcim», sagte CEO Miljan Gutovic an der Jahresmedienkonferenz 2024 im Erweiterungsbau des Kunsthauses Zürich. Für das vom Stararchitekten David Chipperfield entworfene Gebäude wurden nachhaltige Baustoffe des Zementkonzerns verwendet.
Das Unternehmen, das neben Zement auch Transportbeton, Zuschlagstoffe (Sand, Kies, Schotter) sowie nachhaltige Baustofflösungen herstellt, überzeugt mit den vorgelegten Zahlen zum Geschäftsjahr 2024 insbesondere durch seine Profitabilität: Der Umsatz ging zwar leicht auf 26,4 Mrd. Fr. zurück, aber der wiederkehrende Ebit lag mit 5,05 Mrd. Fr. über den Erwartungen und erreichte einen neuen Rekordwert.
Tatsächlich hat Holcim trotz Währungsgegenwinds eine sehr gute Performance beim wiederkehrenden Ebit erzielt. Das organische Wachstum lag mit 10,8% auf hohem Niveau. Damit stellt der Zuger Konzern einmal mehr seine ausgeprägte Leistungskultur unter Beweis.
«Unsere Ebit-Marge ist branchenführend», betonte CEO Gutovic. Mit 19,1% wurde das anvisierte Ziel von 18,5% deutlich übertroffen.
Mit 3,8 Mrd. Fr. erreichte auch der freie Cashflow einen neuen Rekordwert – bei einer hohen Cash Conversion im Verhältnis zum bereinigten Ebitda.
Der Gewinn pro Aktie erreichte mit 5,7 Fr. ebenfalls einen Höchstwert. Seit 2018 ist dieser jährlich im Schnitt um 14 % gewachsen. Die beantragte Dividende von 3,1 Fr. je Aktie liegt derweil 11% über dem Vorjahreswert und ist für Schweizer Anlegerinnen und Anleger besonders attraktiv, da sie aus den Kapitaleinlagereserven stammt und somit steuerfrei ausgeschüttet wird.
Positive Marktreaktion – Neue Details zum Spin-off
Der Markt honorierte diese Entwicklung am Freitag mit einem Kursplus von bis zu 3% auf 98,5 Fr. Die Aktien haben in den letzten zwölf Monaten 39% zugelegt und damit den breiten Markt abgehängt.
«Holcim hat 2024 ein starkes Ergebnis mit deutlich verbesserten Margen und einem neuen Rekord beim freien Cashflow erzielt. Damit kann das Unternehmen die anstehende Konzernaufspaltung mit operativer Stärke angehen», sagt Martin Hüsler, Analyst bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB), in einer ersten Reaktion. Er erachtet die Bewertung weiterhin als attraktiv und bestätigt die Einstufung «Übergewichten».
Im Fokus standen and der Medienkonferenz zudem weitere Details zur geplanten Ausgliederung des Nordamerika-Geschäfts. Der Spin-off sei auf gutem Weg, im ersten Halbjahr erfolgreich abgeschlossen zu werden, so der Tenor. Holcim Nordamerika soll unter dem Namen Amrize sowohl an der New York Stock Exchange (NYSE) als auch an der Schweizer Börse SIX kotiert werden.
Neu ist die Einreichung des sogenannten Form 10 bei der US-Börsenaufsicht SEC. Dieses Dokument enthält Informationen über die Geschäftstätigkeit von Amrize sowie die historischen Abschlüsse nach dem Rechnungslegungsstandard US-GAAP. Für das Jahr 2024 erzielte Amrize einen Umsatz von 11,7 Mrd. $ sowie ein bereinigtes Ebitda von 3,2 Mrd. $, was einer operativen Marge von 27% entspricht.
Zudem kündigte Holcim an, dass die seit längerem geplanten Investorentage nun im März stattfinden werden: zuerst am 25. März für Amrize in New York, dann am 28. März für Holcim in Zürich. Dort sollen Details zur Schuldenaufteilung, Bewertung, Auslizenzierung einzelner Produkte sowie zur Strategie kommuniziert werden.
Der Spin-off bedarf noch der definitiven Zustimmung der Holcim-Aktionäre, die an der Generalversammlung vom 14. Mai 2025 eingeholt werden soll.
Wie die Ausgangslage für die beiden Holcim-Einheiten aussieht, hat The Market erst kürzlich analysiert.
Ausblick für 2025 ist sehr zuversichtlich
Holcim rechnet für alle Regionen und Bereiche mit positiven Impulsen.
Die Modernisierung der Infrastruktur und die Rückverlagerung der Produktion sollen das Wachstum in Nordamerika 2025 vorantreiben. Mehr als 200 Infrastrukturprojekte seien bereits gesichert. CEO Miljan Gutovic erwartet unter Präsident Donald Trump mehr Dynamik als unter der Vorgängerregierung.
In Lateinamerika hofft man auf den öffentlichen und privaten Sektor, der die Investitionen in Infrastruktur und Industrie vorantreibt. In Europa profitiert Holcim von der anhaltend hohen Nachfrage nach nachhaltigen Baustofflösungen. Die Binnennachfrage in Nordafrika bleibt gemäss Holcim stark, der Ausblick für Australien sei positiv und insbesondere in China erholten sich die Preise, so das Unternehmen.
Auch die Aussichten für Solutions & Products im Neubau sowie in der Sanierung und Instandhaltung klingen weiterhin vielversprechend. Der Bereich umfasst innovative und nachhaltige Baulösungen, die über das traditionelle Zementgeschäft hinausgehen. Dazu zählen Produkte wie Beschichtungen, Dämmstoffe, Klebstoffe und Bodenbeläge.
Auffällig ist die wachsende Bedeutung nachhaltiger Marken: 26% des Zementabsatzes entfallen auf ECOPlanet (2023: 19%), 29% des Transportbetonabsatzes auf ECOPact (2023: 19%). Mit ECOCycle wurden 2024 insgesamt 10,2 Mio. Tonnen Bauabfälle recycelt – ein Plus von 20% gegenüber dem Vorjahr. Dies entspricht rund 2000 Lastwagenladungen pro Arbeitstag.
CEO Miljan Gutovic rechnet 2025 mit profitablem Wachstum
Holcim erwartet 2025 ein Umsatzwachstum in Lokalwährungen im mittleren einstelligen Prozentbereich und eine überproportionale Steigerung des wiederkehrenden Ebit. Die Ebit-Marge soll sich weiter verbessern, und der freie Cashflow wird auf über 3,5 Mrd. Fr. geschätzt. Zudem soll das Geschäft mit recycelten Bau- und Abbruchmaterialien erneut zweistellig wachsen.
«Holcim erwartet 2025 profitables Wachstum», fasste CEO Gutovic die Ausgangslage an der Medienkonferenz zusammen. Er tritt nahtlos in die grossen Fussstapfen seines Vorgängers Jan Jenisch und überzeugt durch konsequentes Handeln und Reden.
Erfreulich ist zudem, dass sich auch die Kapitalrendite (Return on Invested Capital, ROIC) weiter verbessert. Holcim setzt investierte Mittel also immer gewinnbringender ein.
The Market geht davon aus, dass Holcim auch in den kommenden Quartalen positives Überraschungspotenzial bietet und bleibt bei seiner Kaufempfehlung.