Der US-Präsident hat nebst dem Bitcoin weitere Krypto-Währungen bekanntgegeben, die in eine neue strategische Reserve aufgenommen werden sollen. Ein Experte kritisiert die Auswahl.
Lange hat sich der amerikanische Präsident nicht zu seinen Krypto-Plänen geäussert. Doch am Sonntagabend hat Donald Trump die Idee einer staatlichen Krypto-Reserve konkretisiert. Auf der eigenen Kurznachrichten-Plattform Truth Social gab er bekannt, welche Währungen Teil der Reserve sein sollen. In einem ersten Post nannte Trump Ripple, Solana und Cardano.
Über eine Stunde später, als habe er es vergessen, schrieb Trump, «natürlich» sollen die beiden grössten Kryptowährungen Bitcoin und Ethereum das «Herzstück der Reserve» sein. Er versprach erneut: «Ich werde dafür sorgen, dass die USA die Krypto-Hauptstadt der Welt sind.»
Trumps Truth-Social-Posts trieben am Sonntag diverse Krypto-Währungen in die Höhe. Solana stieg um über 20, Ripple um über 30 und Cardano um über 60 Prozent. Nachdem der Bitcoin am vergangenen Freitag noch bei rund 78 000 Dollar stand, kletterte er nach Trumps Ankündigung zwischenzeitlich auf über 95 000 Dollar. Auch die zweitgrösste Kryptowährung Ethereum legte am Sonntag um rund 13 Prozent auf gut 2500 Dollar zu. Bitcoin und andere Krypto-Währungen hatten Ende Februar stark an Wert verloren.
Auswahl wirkt «zufällig» und «wenig methodisch»
Dominic Weibel leitet die Research-Abteilung beim Krypto-Dienstleister Bitcoin Suisse. Er sagt: «Die Auswahl der Kryptowährungen ist überraschend. Sie wirkt zufällig, wenig methodisch und wird deshalb in der Branche kontrovers diskutiert.» Intensive Lobbyarbeit im Hintergrund könne nicht ausgeschlossen werden.
Weibel sieht darin ein wiederkehrendes Muster in Trumps Verhandlungsverhalten: Polarisierende Forderungen, die zu pragmatischen Kompromissen führen sollen. «Am Ende könnte es schlicht auf eine Bitcoin-Reserve hinauslaufen.» In diesem Fall müssten die USA nicht zwingend neuen Bitcoin dazukaufen. Das Land besitzt bereits über 200 000 Bitcoin, die unter anderem im Zusammenhang mit Straftaten beschlagnahmt wurden. Diese Summe entspricht rund 18 Milliarden US-Dollar.
Weibel sieht mehrere Gründe für Trumps Bemühungen um eine staatliche Krypto-Reserve. Erstens könne Trump damit die Kryptobranche wieder vermehrt in den USA ansiedeln. «Denn mehrere Unternehmen haben die USA zuletzt verlassen, da die Regulierungsbehörden unter Trumps Vorgänger Joe Biden mit eisernen Besen kehrten und somit wenig Spielraum für Innovation blieb.» Zweitens sei es den USA damit möglich, Schulden abzubauen. Vorausgesetzt natürlich, Kryptowährungen steigen auch weiterhin. «Drittens sind die Kryptowährungen als Finanzsystem komplett neutral.»
Trump umgibt sich mit Krypto-Befürwortern
Die Einführung einer strategischen Bitcoin-Reserve ist eines der vielen Versprechen, die Trump im Wahlkampf im vergangenen Herbst abgegeben hat. Er versprach ausserdem, die Regulierung für digitale Assets zu liberalisieren. Als Trump im November schliesslich gewählt wurde, überstieg der Bitcoin erstmals die Marke von 100 000 Dollar. Im Januar dann berief Trump eine Arbeitsgruppe ein. Sie sollte überprüfen, ob beschlagnahmte Kryptowährungen als staatliche Reserve genutzt werden können.
Die Idee indes stammt nicht von Trump. Im vergangenen Sommer schlug die republikanische Senatorin Cynthia Lummis einen Gesetzesentwurf vor, wonach eine staatliche Reserve an Kryptowährungen anzulegen sei. Heute leitet Lummis den Krypto-Ausschuss im amerikanischen Senat. Das zeigt Trumps Krypto-freundliche Politik. Seit seinem Amtsantritt wurden diverse Stellen mit Krypto-Befürwortern besetzt. Am 7. März veranstaltet das Weisse Haus zudem einen «Crypto Summit».
In seiner ersten Amtszeit galt Trump nicht als Fan von Bitcoin. Das hat sich inzwischen geändert. Kurz vor seiner Inauguration im vergangenen Jahr brachte er sogar seine eigene Krypto-Währung auf den Markt: den «$Trump»-Coin.
Als Reserve sind Kryptowährungen umstritten
Die USA wären nicht das erste Land, das Kryptowährungen zu horten beginnt. Der Staatsfonds von Abu Dhabi etwa hat Bitcoin-ETF im Wert von 461 Millionen Dollar gekauft. Auch die öffentliche Pensionskasse State of Wisconsin Investment Board hat in Bitcoin-ETF investiert – im Wert von 321 Millionen Dollar.
Krypto-Assets als Reservewährung zu halten, ist aber umstritten. Anders als staatliche Währungen gründet ihr Wert oft ausschliesslich auf Spekulation. Doch kauft ein mächtiges Land wie die USA Krypto-Währungen, dürften weitere Staaten nachziehen.
Christine Lagarde, Präsidentin der europäischen Zentralbank (EZB) stellte sich zuletzt jedoch gegen eine solche Reserve. Sie sagte, Währungsreserven müssten sicher, liquide und geschützt sein. Sie gehe deshalb davon aus, dass die EZB auf Krypto-Reserven verzichten werde.
Die strategischen Reserven der USA waren bisher grosse Mengen an Erdöl, die das Land seit der Erdölkrise Anfang der Siebzigerjahre hält. Reserven entsprechen auch einem Selbstbild des Landes: China hält Schweinefleisch-Reserven, Kanada Ahornsirup-Reserven. Die Schweiz verfügt über eine der grössten Gold-Reserven der Welt.