Elektroauto-Käufer suchen die Alternative zu Tesla. In Deutschland sind Neuzulassungen in den ersten zwei Monaten um massive 70 Prozent eingebrochen. Das liegt auch, aber nicht nur am inzwischen umstrittenen Besitzer und Donald-Trump-Fan Elon Musk.
Der Besitz eines Tesla galt bisher als Statussymbol. Er zeigte, dass der Eigentümer fortschrittlich, technikaffin und umweltbewusst ist. Dieser stand damit im Gegensatz zu den ewiggestrigen Verbrennerfahrern auf der guten Seite der Geschichte.
Inzwischen ist der Tesla-Stolz aufgrund der politischen Aktivitäten des Konzernchefs Elon Musk bei vielen zur Tesla-Scham geworden. Mehr noch, Tesla ist in manchen Kreisen toxisch. Im Internet kursieren Aufkleber mit Slogans wie «I bought this before Elon went crazy», «Love Tesla, Hate Musk», «Anti Elon, Pro Tesla» und unflätigeren Parolen.
Brutaler Verkaufseinbruch im Februar
Der Stimmungswandel zeigt sich inzwischen auch bei den Absatzzahlen, denn wohl kein Unternehmen wird so sehr in Verbindung mit seinem Besitzer gesehen wie Tesla. Aus dem einstigen Boom ist eine Flaute geworden. Im Februar sind die Verkäufe der Marke in Deutschland laut dem deutschen Kraftfahrtbundesamt (KBA) um satte 76 Prozent im Vergleich mit dem gleichen Vorjahresmonat gesunken.
Damit bestätigt sich der seit Jahresbeginn herrschende Trend, der in ganz Europa zu sehen war. Im Januar hatte das Verkaufsminus bei Tesla in Deutschland bereits stattliche 60 Prozent betragen, während der Absatz rein batterieelektrischer Autos um 54 Prozent gestiegen war. In der EU sackte der Absatz um 50 Prozent ab. Zudem sind die Verkäufe in Frankreich, Schweden, den Niederlanden und Norwegen eingebrochen. Auch in der Schweiz gingen sie mit –27 Prozent deutlich zurück.
Zugleich hatten in Deutschland die Verkäufe reiner Elektroautos bei BMW um 25 Prozent zulegt und waren bei Mercedes-Benz nur um 6 Prozent gesunken. Bei Volumenmarken wie VW und Skoda stieg der Absatz sogar dreistellig um 130 und 376 Prozent. Bei den starken Zahlen des Gesamtmarktes im Januar und auch im Februar (+31 Prozent) ist jedoch ein Basiseffekt zu berücksichtigen, weil Anfang 2024 die Neuzulassungen von reinen Elektroautos aufgrund der weggefallenen staatlichen Kaufanreize deutlich zurückgegangen waren.
Viele Käufer scheinen es Elon Musk übelzunehmen, dass er den in Europa unpopulären Donald Trump unterstützt, fortwährend die Politik in Deutschland und Grossbritannien kommentiert und in diesen Ländern explizit Parteien vom rechten Rand unterstützt. Im deutschen Wahlkampf hatte er sich beispielsweise für die Alternative für Deutschland (AfD) eingesetzt und ein vielbeachtetes Internet-Gespräch auf X mit der Kanzlerkandidatin Alice Weidel geführt.
Laut Medienberichten sollen sich vor allem Firmenchefs, leitende Angestellte und Vertriebsmitarbeiter inzwischen um ihr Image sorgen, wenn sie mit einem Tesla vorfahren. Das ist insofern bedeutsam, als in Deutschland rund zwei Drittel der Neuwagenverkäufe auf gewerbliche Halter entfallen. Die Skepsis bei Privaten soll dagegen niedriger sein.
Die Fachzeitschrift «Automobilwoche» hatte im Januar in einer Erhebung gefragt, ob die Person Elon Musk und ihre politischen Äusserungen für den Befragten persönlich eher dafür oder dagegen sprächen, ein Auto von Tesla zu kaufen. Dabei gaben 65 Prozent der Umfrageteilnehmer an, Tesla deshalb künftig eher meiden zu wollen, während sich 19 Prozent eher zum Kauf der Marke ermutigt fühlten.
Alte Modellpalette und neue Konkurrenten
Die politischen Aktivitäten von Musk sind allerdings nicht das einzige Problem von Tesla. Bereits im vergangenen Jahr waren die Verkäufe in Deutschland mit –41 Prozent deutlich stärker zurückgegangen als der Gesamtmarkt für batterieelektrische Fahrzeuge (–27 Prozent). Zudem legten Konkurrenten wie Mercedes-Benz und VW deutlich weniger schlechte Verkaufszahlen vor. Der Absatz von BMW kletterte in diesem Segment im Jahr 2024 sogar gegen den Trend um 4 Prozent.
Die Marke leidet laut Beobachtern auch unter einer veralteten Modellpalette. Erst in diesem Frühjahr soll eine neue Variante des Model Y auf den Markt kommen. Darauf warten viele Kaufinteressenten möglicherweise bisher. In Deutschland hatten sich darüber hinaus im vergangenen Jahr viele Flottenmanager über die plötzlichen Preissenkungen von Tesla geärgert, wodurch die Restverkaufswerte der Fahrzeuge gesunken sind. Einige Autovermieter und grosse Unternehmen haben Tesla aus dem Sortiment genommen.
Zudem drückt die zunehmende Konkurrenz bei batterieelektrischen Fahrzeugen auf den Absatz von Tesla. Vor wenigen Jahren hatte das amerikanische Unternehmen kaum Wettbewerber in seinem Segment. Nun drängen aber auch Hersteller wie BMW, Mercedes-Benz, Volkswagen und andere stärker auf den Markt reiner Elektrofahrzeuge. Zudem versuchen chinesische Anbieter seit gut einem Jahr, immer stärker in Europa Fuss zu fassen. Die Kunden haben somit vermehrt eine Alternative zu Tesla.
Schwacher Start ins Autojahr 2025
Insgesamt ist der Neuwagenmarkt in Deutschland weiterhin schwach. Im Februar sind die Zulassungen im Vergleich zum Vorjahr um 6,5 Prozent auf 203 000 Einheiten gesunken. Im Januar hatte der Rückgang bereits 3 Prozent betragen. Damit war Deutschland jedoch kein Einzelfall, auch in den meisten anderen europäischen Ländern sind die Verkaufszahlen im Rückwärtsgang. Im Jahr 2019, dem letzten guten Autojahr vor der Corona-Pandemie, hatten die Neuzulassungen im Februar noch bei knapp 270 000 Fahrzeugen gelegen.
Der Absatz von Elektroautos stieg dagegen um 31 Prozent gegenüber dem schwachen Vorjahresmonat. Das lag aber vor allem an dem erwähnten Basiseffekt. Im grossen Bild wirken die Verkaufszahlen immer noch mässig. Laut Beobachtern sind die schwache Konjunktur und die politischen Unsicherheiten der Hauptgrund für die Zurückhaltung der Kunden. «Das ist noch keine positive Trendwende», sagte entsprechend Constantin M. Gall, Leiter Mobility bei der Unternehmensberatung EY, zu den Zahlen. Der Absatz von Elektroautos pendele sich bei einem Marktanteil um die 16 Prozent ein. Von einem echten Hochlauf der Elektromobilität sei man noch weit entfernt.
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