Luxus versprochen, Chaos geliefert: 2017 wurde das Fyre Festival zum Symbol für Betrug und Grössenwahn. Acht Jahre später soll es erneut stattfinden – doch vieles erinnert an damals.
Es sollte die beste Party aller Zeiten werden. Vierzehn Tage auf einer Privatinsel in den Bahamas. Berühmte Musiker, Bikini-Models, Promis auf Luxusjachten, umgeben von kristallklarem Wasser. Zwei Wochen lang leben wie die Reichen und Schönen.
Doch das erste Fyre Festival entpuppte sich als Desaster. Anstelle von Strandhütten und Gourmetkost präsentierten die Veranstalter Zelte und Käsebrote.
Nun, acht Jahre später, kehrt das Festival als Fyre 2 zurück. Der Mann hinter dem Desaster, Billy McFarland, sass als Konsequenz vom ersten Fyre vier Jahre im Gefängnis. Heute bewirbt er erneut Festivalträume – diesmal auf einer Insel vor Mexiko. Die ersten Tickets stehen bereits zum Verkauf, obwohl es weder ein Line-up noch behördliche Genehmigungen gibt. Parallelen zum ursprünglichen Fiasko sind allgegenwärtig.
Wohlklingende Versprechen
Alles begann im Jahr 2017 auf der Plattform Youtube. Im offiziellen Ankündigungsvideo räkeln sich Supermodels wie Bella Hadid oder Hailey Bieber im weissen Karibiksand, fahren Jetski, köpfen Champagnerflaschen.
Zwischen 1500 und 5000 Dollar kosteten damals die regulären Tickets mit unterschiedlichen Zusatzleistungen. VIP-Pakete standen für 12 000 bis sogar 100 000 Dollar zum Verkauf – obwohl das Festival offiziell noch nicht genehmigt war. Insgesamt wurden 8000 Tickets verkauft.
Doch zu diesem Zeitpunkt war der beworbene Anlass nicht mehr als ein virales Youtube-Video. Es fehlten jegliche Bewilligungen, Finanzierungspläne und Logistikkonzepte. Wovon es allerdings sehr viel gab, waren blühende Visionen des damals 25-jährigen Festivalgründers Billy McFarland.
Anatomie einer Katastrophe
Ein Millionenpublikum verfolgte im April 2017 auf den sozialen Netzwerken, wie das Fyre Festival in biblischem Chaos versank. Statt auf einer Privatinsel landeten die nichtsahnenden Besucher auf der bahamischen Insel Great Exuma mit 7000 Einwohnern.
In Schulbussen wurden sie vom Flughafen zum Veranstaltungsort verfrachtet. Statt der versprochenen Strandbungalows wartete ein Zeltlager auf sie. Von Promis und Kaviar keine Spur.
Erst nach Stunden bekamen die Gäste spätabends eine Mahlzeit: Brot und zwei Scheiben Käse, dazu etwas Salat. Eigentlich hätte der Sternekoch Stephen Starr für ein Gourmetabendessen sorgen sollen.
Auch die musikalischen Stars fehlten. Grosse Namen wie Tyga, Blink-182 oder Major Lazer standen auf dem Line-up – später wurde bekannt, dass keiner von ihnen jemals bezahlt wurde.
In der Nacht brach Chaos aus. Gäste stolperten verzweifelt durch die Dunkelheit, denn für Licht wurde nicht gesorgt. Einige zündeten Zelte an, andere plünderten Wertsachen, Anarchie schien zu herrschen. Am Folgetag war das ursprünglich auf zwei Wochen angelegte Festival nach weniger als 24 Stunden vorbei.
The dinner that @fyrefestival promised us was catered by Steven Starr is literally bread, cheese, and salad with dressing. #fyrefestival pic.twitter.com/I8d0UlSNbd
— Tr3vor (@tr3vorx) April 28, 2017
Fyre-Comeback im Jahr 2025
Kaum zurück in seiner Heimatstadt New York, erwartete den Fyre-Gründer Billy McFarland eine Sammelklage. Wegen mehrfachen Betrugs wurde er zu sechs Jahren Haft und einer Strafzahlung von 26 Millionen Dollar verurteilt. Nach vier Jahren im Gefängnis kam er 2022 auf Bewährung frei und begann umgehend, an seinem nächsten Projekt zu arbeiten.
Und weil sich manche Lektionen offenbar nicht beim ersten Mal lernen lassen, verkauft Billy McFarland nun Tickets für das Fyre 2. Diesmal findet das Festival nicht auf den Bahamas, dafür auf der kleinen Isla Mujeres in Mexiko statt.
Wie schon beim ersten Mal sind die Eintrittspreise hoch und die Versprechen gewaltig. Vom 30. Mai bis zum 2. Juni 2025 dürfen sich «Fans» gemäss der offiziellen Website auf Musik, Kunst, Kulinarik, Comedy und sogar eine Schatzsuche «freuen». Die günstigste Option gibt es für 1400 Dollar – Anreise und Unterkunft sind nicht im Preis inbegriffen. Und wer McFarlands Planungstalenten nochmals blind vertrauen möchte, kann für sage und schreibe 1,1 Millionen Dollar das sogenannte Prometheus-Paket buchen. Es verspricht den Aufenthalt auf einer Jacht, die An- und Abreise von Miami im Privatjet, Helikopterservice und ein «Leben, wie die Götter des Feuers» es haben.
Während die Preise für die Tickets bereits feststehen, bleibt vieles andere unklar: Details zu Bühnen, dem Line-up oder einen Infrastrukturplan sucht man bislang vergeblich.
Mexikanische Insel weiss noch nichts von ihrem Glück
Billy McFarland gibt sich derweil gewohnt euphorisch: Aus seinen Fehlern habe er gelernt und während seiner Haftstrafe ein fünfzigseitiges Konzept auf Papier gebracht. Diesmal werde alles reibungslos verlaufen, verspricht er.
In diesen Tagen tritt er vor die Kameras, gibt Interviews, erklärt seine Vision. Auf die Frage, ob er schon Acts für Fyre 2 gebucht habe, antwortet McFarland: «Ich möchte Fyre zum ersten Festival machen, das sich ohne Ankündigung von Künstlern ausverkauft.» Man könnte es entwaffnendes Selbstbewusstsein nennen oder beharrliche Desillusion.
Vor kurzem folgte das entlarvende Déjà-vu: Das Rathaus der kleinen mexikanischen Insel machte bekannt, dass weder McFarland noch irgendein anderer Veranstalter bisher eine Erlaubnis für das Festival eingeholt habe.
Selbst der genaue Standort bleibt ungewiss. Die auf der offiziellen Website angegebenen Koordinaten verorten das Fyre 2 einige hundert Meter neben der Isla Mujeres – mitten im Meer. Vielleicht ist das nur ein Versehen. Vielleicht aber auch die ehrlichste Ankündigung in der Geschichte dieser Veranstaltung. Auch dieses Festival dürfte ins Wasser fallen.