US-Präsident Donald Trump will der amerikanischen Industrie mit seiner aggressiven Zollpolitik zum Comeback verhelfen. Grosskonzerne reagieren prompt mit der Ankündigung milliardenschwerer Investitionen. Doch was passiert dann wirklich?
Das Thema Zölle hält die Märkte in Atem. Anders als in seiner ersten Amtszeit heizt US-Präsident Donald Trump Handelskonflikte dieses Mal gleich von Beginn weg an. Wie ernst er es mit seinen Drohungen letztlich meint, wird sich zeigen. Befürchtungen vor steigenden Preisen und einer Abschwächung des Konsums machen Investoren nervös.
Offensichtlich ist, dass protektionistische Tendenzen zunehmen. Wie die untenstehende Grafik illustriert, haben die USA die Handelsschranken letztmals Anfang der Dreissigerjahre mit dem Smoot-Hawley-Zollgesetz in aggressivem Stil hochgezogen. Gemäss historischen Daten der Handelsbehörde USITC stiegen die Zolleinnahmen damals auf annähernd 20% der Importe.
In den folgenden Jahrzehnten ging die Rate sukzessive zurück: vom Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen (GATT) nach dem Zweiten Weltkrieg über die Öffnung des Ostblocks mit dem Fall der Berliner Mauer sowie dem Nordamerikanischen Freihandelsabkommen (NAFTA) bis hin zum Beitritt Chinas zur Welthandelsorganisation. Das Tief wurde 2008 markiert, als die Zolleinnahmen auf bis zu 1,2% der Einfuhren sanken.
Grosse, runde Zahlen
Dann hat der Trend gedreht. Im Zug des ersten Handelskriegs zwischen den USA und China in den Jahren 2018/19 haben Restriktionen für Importe wieder zugenommen und könnten nun deutlich steigen. Trump hat es zum Ziel erklärt, damit industrielle Produktion nach Amerika zurückzubringen. Diverse Konzerne haben darauf bereits mit der Ankündigung von Grossinvestitionen regiert.
Das jüngste Beispiel ist TSMC, der weltgrösste Hersteller von Computerchips aus Taiwan. Konzernchef C.C. Wei hat diese Woche bekanntgegeben, dass er in den USA für 100 Mrd. $ drei neue Fabriken, zwei Werke zur Halbleitermontage sowie ein Forschungszentrum errichten will. Dies, zusätzlich zu den bereits budgetierten 65 Mrd. $ für den Standort Arizona, wo TSMC derzeit die erste von drei geplanten Fabriken in Betrieb nimmt.
Trump bezeichnete die Ankündigung als Beweis dafür, dass seine Drohungen wirken. TSMC müsse bei Importen von Chips in die USA mit Zöllen von «25% oder 30% oder 50% oder wie hoch auch immer» rechnen. «Wenn sie es hingegen hier machen, gibt es keine Zölle», sagte er bei einem gemeinsamen Auftritt mit TSMC-Chef Wei im Weissen Haus.
Ernüchternde Realität
Die Bekanntmachung sorgt für Schlagzeilen, lässt allerdings viel offen. In welchem Zeitraum TSMC das Geld investieren wird, ist nicht definiert. Der Konzern passt sein Budget normalerweise den zyklischen Entwicklungen im Halbleitermarkt an. Beim Bau der Fabrik in Arizona ist es wiederholt zu Verzögerungen gekommen. Zudem produziert TSMC die fortschrittlichsten Chips ausschliesslich in Taiwan.
Mit anderen Ankündigungen verhält es sich ähnlich. Die Details bleiben häufig vage und es ist oft unklar, ob es sich um neue oder bereits bestehende Pläne für Investitionen handelt. Apples Ansage beispielsweise, in den nächsten vier Jahren 500 Mrd. $ in den USA auszugeben und 20’000 Jobs zu schaffen, entspricht etwa dem bisherigen Investitionstempo. Bei den 500 $ Mrd. $ für das KI-Projekt Stargate von OpenAI, Oracle und Softbank wird bezweifelt, ob das Geld überhaupt vorhanden ist.
Bereits in Trumps erster Amtszeit folgten auf solche Meldungen nicht selten Enttäuschungen. 2017 etwa kündigte der IT-Auftragsproduzent Foxconn ein 10 Mrd. $ teures Werk mit 13’000 Arbeitsplätzen im Bundesstaat Wisconsin an. Von Trump als «Achtes Weltwunder» gefeiert, wurde das Projekt später weitgehend begraben. Ein anderes prominentes Beispiel ist sein Deal mit dem Klimatechnikkonzern Carrier zum Erhalt einer Fabrik in Indianapolis, worauf das Unternehmen dann einfach an anderen US-Standorten Stellen abbaute.