Die Fifa präsentiert fast im Akkord Ideen zur Ausweitung der Fussball-Zone. Hört das nie auf?
In letzter Zeit wurde in der Schweiz öfter mal darüber orakelt, ob das sinkende Niveau der nationalen Fussballliga bald dazu führen könnte, dass sich das Nationalteam nicht mehr für die grossen Turniere qualifiziert. Jetzt können sich die Verbandsoberen zurücklehnen, die Perspektiven werden immer besser.
Am nächsten WM-Turnier 2026 werden 48 Teams teilnehmen, und jetzt wird bereits darüber diskutiert, das Teilnehmerfeld für 2030 auf 64 Mannschaften aufzublasen. Die Fifa zählt stolze 211 Mitgliederverbände, darunter San Marino (33 000 Einwohner) oder Anguila (13 000). Gelingt die Aufstockung, darf künftig fast jedes dritte Fifa-Mitglied an der WM mitkicken. Wäre ja gelacht, wenn die Schweiz da nicht dabei wäre.
Die WM 2030 wurde passenderweise an sechs Länder auf drei Kontinenten vergeben. Fussball ist halt wirklich global. Und da liegt auch das Potenzial für künftige Titelkämpfe. Das ultimative Projekt: Alle 211 Verbände sind fix qualifiziert, einen Monat lang wird auf der ganzen Welt gekugelt und gefeiert.
Das würde auch der Schweiz die Chance eröffnen, 100 Jahre nach 1954 endlich wieder einmal WM-Ausrichter zu sein: zwei Spiele im Letzigrund (der neue Fussballtempel wurde leider nicht rechtzeitig fertig) und überall im Land Public Viewings, an denen das offiziell von der Fifa lizenzierte Bier in Strömen fliesst.
In dieses Konzept würde wunderbar auch eine weitere Neuerung passen, die der Fifa-Präsident Gianni Infantino dieser Tage präsentiert hat: die grosse Halbzeitshow. Was der American Football am Super Bowl schon seit Jahrzehnten praktiziert, kann dem richtigen Fussball nur recht sein. Während die Recken sich in der Kabine die Waden massieren lassen, wird auf dem Rasen abgerockt.
Die Deutschen haben das 2017 schon im Cup-Final versucht, Helene Fischer schwang die Hüften, und das Publikum pfiff sie gnadenlos aus. Das zeigt, dass es bei der Auswahl des Halbzeit-Acts ein gutes Händchen braucht und Schlagerdrosseln wohl nicht fussballkompatibel sind.
Aber eine Fussball-WM ist ja eine andere Kiste als ein Cup-Final, seit 1962 gibt es bereits offizielle WM-Songs, und wir erinnern uns gerne an Gianna Nannini und Edoardo Bennato («Un’estate italiana» 1990) oder Shakira («Waka Waka» 2010). Im Letzigrund könnte DJ Bobo einheizen, der ist familientauglich und hat schliesslich seinen grössten Hit für den Fifa-Sponsor Coca-Cola produziert («Chihuahua»).
Damit man das alles schön inszenieren kann, möchte Infantino die Halbzeitpause von 15 auf 25 Minuten verlängern. Das reicht für mehrere Songs, ein paar millionenteure Werbespots am TV und steigert im Stadion den Absatz von Hotdogs und offizieller Fifa-Plörre. Stellt sich einzig die Frage, ob das rundum beduselte Publikum beim Wiederanpfiff noch weiss, wie eigentlich der Halbzeitstand war. Aber den könnte man ja auf Grossleinwänden einblenden – sponsored by Saudi Tourism Authority.