Lisa ist Mitglied der K-Pop-Gruppe Blackpink. Jetzt spielt die Thailänderin mit Schweizer Wurzeln auch eine Rolle in der Serie «The White Lotus». Ausserdem hat sie ein Soloalbum veröffentlicht.
Prominent ist sie schon lange, als Mitglied der K-Pop-Gruppe Blackpink wurde sie weltberühmt. Jetzt aber versucht sich die Thailänderin Lalisa «Lisa» Manobal etwas von der Girl-Group zu lösen, um auch auf Solopfaden erfolgreich zu sein. Das gelingt ihr bis jetzt bestens. An der Oscar-Verleihung 2025 schwebte Lisa , von einem Millionenpublikum beobachtet, von der Hallendecke, um in der James-Bond-Tribute-Nummer «Live And Let Die» mitzusingen.
Wenige Tage zuvor erschien ihr erstes Soloalbum «Alter Ego», auf dem sie mit illustren Gästen wie Rosalía oder Megan Thee Stallion zusammen singt. Auf «Alter Ego» interpretiert der K-Pop-Star nun auch explizite Rap-Tracks, R’n’B und sanfte Pop-Balladen. Lisa zeigt sich selbst überrascht: «Ich wusste gar nicht, dass ich meine Stimme so variieren kann. Ich bin sehr neugierig darauf, ob ich noch verrückter sein kann.»
Das erforscht sie auch in der dritten Staffel der Kultserie «The White Lotus», in der sie die Hotelangestellte Mook spielt. Laut dem Regisseur Mike White wird Lisa in Thailand, wo die Staffel spielt, «wie ein Pop-Star und Lady Diana in einer Person» gefeiert.
Belächelt und ignoriert
Lisa folgen auf Instagram 105 Millionen Menschen. Trotzdem kommt es vor, dass man selbst Musikinteressierten erklären muss, wer sie ist. Das liegt daran, dass K-Pop in westlichen Medien lange als rein kommerzielles Unterhaltungsprodukt für Teenager belächelt oder aber völlig ignoriert wurde.
Mit dem weltweiten Erfolg von Acts wie Blackpink oder BTS mag sich das geändert haben. Aber nun sind es K-Pop-Stars wie Lalisa Manobal selbst, die sich aus dem angestammten K-Pop-Umfeld hinausbewegen. Das merkt man schon daran, dass sie Interviews geben und dabei erstaunlich frei über ihre Karriere und ihr Leben sprechen. Noch vor wenigen Jahren wäre das in der kontrollwütigen K-Pop-Welt nicht vorstellbar gewesen.
So erscheint im Londoner «Rosewood Hotel» in Covent Garden auch die leicht erkältete, aber strahlende Lisa pünktlich zum Interview. Und in perfektem Englisch – einer von fünf Sprachen, die sie spricht – erklärt sie: «Jetzt ist eine gute Zeit, um mich selbst zu erforschen.» Sie liebe es, sich selbst anzutreiben, neue Dinge zu tun, die sie noch nie getan habe.
Zu den neuen Projekten zählt die Gründung der eigenen Firma Lloud. Es handelt sich um eine Mischung aus Agentur und Label. Das Unternehmen übernimmt die Betreuung von Künstlern, was im K-Pop sonst grossen Produktionsfirmen vorbehalten ist. Mit Blackpink etwa ist Lisa selbst bei YG Entertainment unter Vertrag – einem der grössten Player im millionenschweren K-Pop-Business.
Die 27-jährige Künstlerin, die in Bangkok bei ihrer Mutter Chitthip Brüschweiler und ihrem Schweizer Stiefvater Marco Brüschweiler aufwuchs, ging schon mit 14 Jahren allein nach Seoul. Dort wurde sie von YG fünf Jahre lang zum «Idol» ausgebildet, um mit 19 Jahren als Rapperin und Tänzerin bei Blackpink zu debütieren.
Dass sie für ihre Soloprojekte und ihre zahlreichen Model-Aufträge auf ein eigenes Business setzt, ist jetzt bestimmt nicht im Sinne von YG. Lisa spricht nicht schlecht über die Firma, die viel Geld in ihre Karriere investiert hat. Aber sie macht auch kein Geheimnis daraus, dass sie sich bei der eigenen Firma freier fühlt. «Wir haben bei Lloud ein sehr freundschaftliches Arbeitsverhältnis. Ich kommandiere hier niemanden herum, es ist eher so, dass ich mal gefragt werde: ‹Hey Boss, was hältst du von dieser Idee?›» Und wenig später gibt sie zu: «Es ist einfach schön zu wissen, dass ich mich nicht sorgen muss, ausgenutzt zu werden.»
Keine Angst vor Sex und Gewalt
Lisas neue Freiheiten haben sich auch im Stilgemisch auf ihrem Soloalbum «Alter Ego» niedergeschlagen. Sie hat sich hier gezielt vom braven, jugendfreien Image von Reinheit, Schönheit und Gesundheit abgewendet, dem die K-Pop-Idols sonst noch immer verpflichtet sind. Auch die Serie «The White Lotus», zu deren DNS die Themen Gewalt, Sex und Drogen zählen, widerspricht eigentlich den K-Pop-Idealen. «Ich habe deswegen aber keine Bedenken gehegt», sagt Lisa. «Ich weiss, dass die Serie sehr böse werden kann, aber sie ist eben einzigartig.»
Die Schauspielerei sei eine neue Erfahrung für sie. «Auf der Bühne aufzutreten, ist das eine. Aber vor der Kamera zu stehen – da bin ich anfangs erstarrt.» Auf der Bühne müsse man gestisch und mimisch übertreiben, um auch das Publikum in den hintersten Reihen zu erreichen. Vor der Kamera hingegen gehe es um feine Nuancen des Rollenspiels.
Lisa hätte unterdessen Lust auf eine Rolle in einem Action-Film. «Ich glaube, das liegt mir.» Im James-Bond-Tribute war sie also gut aufgehoben. Jetzt fehlt eigentlich nur noch ein Engagement für einen James-Bond-Film. Zunächst geht es aber mit Blackpink wieder weiter. Die Band, die weltweit Streams im Milliardenbereich sammelt, kehrt im Sommer nach einer zweijährigen Pause mit einer Stadion-Welttournee zurück. Wenige Minuten nach Beginn des Vorverkaufs war diese bereits ausverkauft.