Der amerikanische Präsident entlässt den Direktor des Geheimdienstes NSA und andere hochrangige Sicherheitsbeamte. Laura Loomer hatte Trump am Vortag eine Liste von «unloyalen» Mitarbeitern präsentiert.
Am Donnerstag hat Donald Trump den Direktor des Geheimdienstes NSA, Timothy Haugh, entlassen. Es wurde vorläufig kein Grund genannt für die Absetzung des Generals, der erst vor etwa einem Jahr zum Chef der National Security Agency und des Kommandos für elektronische Kriegsführung ernannt worden war. Die NSA, die zum Verteidigungsministerium gehört, ist vor allem für Abhör- und Cyberspionage zuständig. Auch Haughs Stellvertreterin Wendy Noble wurde versetzt.
9/11 als «Inside Job»
Die Personalie ist besonders brisant, weil mehrere amerikanische Medien vermuten, dass die rechte Verschwörungstheoretikerin Laura Loomer die treibende Kraft hinter den Entlassungen ist. Sie hatte am Vortag eine Besprechung mit Trump im Oval Office des Weissen Hauses, was sie auf X bestätigte: «Es war eine grosse Ehre, Präsident Trump zu treffen und ihm die Ergebnisse meiner Recherchen zu unterbreiten.»
Darauf angesprochen, sagte Trump gegenüber den Medien: «Wir werden immer Leute entlassen – Leute, die wir nicht mögen, oder Leute, die uns ausnutzen, oder Leute, die vielleicht jemand anderem gegenüber loyal sind.» Trump bezeichnete Loomer später im Gespräch als grosse Patriotin, sagte jedoch, sie sei nicht in die Entlassungen involviert gewesen. «Sie gibt Empfehlungen ab, und manchmal höre ich auf diese Empfehlungen.» Weiter wurden beim NSA auch Brian Walsh, leitender Direktor für Geheimdienstangelegenheiten, und Thomas Boodry, leitender Direktor für legislative Angelegenheiten, entlassen. Auch beim Rat für Nationale Sicherheit (NSC) mussten sechs Mitarbeiter gehen.
Die «New York Times» schreibt, Loomer habe dem Präsidenten bei der Unterredung eine Liste von hochrangigen Mitarbeitern unterbreitet, die ihrer Ansicht nach nicht loyal genug seien. Loomer war während Trumps Wahlkampf oft an seiner Seite gewesen. Sie ist schon früh mit der Behauptung aufgefallen, die Anschläge vom 11. September 2001 seien ein «Inside Job» gewesen, also von der Regierung selbst verübt worden. Sie bezeichnet sich als «stolze Islamophobe». Während des Wahlkampfs postete sie wiederholt Nachrichten, die auf die indische Abstimmung von Kamala Harris anspielten. Falls die Demokratin die Wahl gewinnen sollte, werde das Weisse Haus nach Curry riechen und die Reden würden über ein Callcenter abgewickelt, schrieb sie zum Beispiel. Sie hatte auch gemutmasst, ob nicht Biden hinter dem Attentatsversuch auf Trump gesteckt habe.
Loomer ihrerseits schreibt sich die Kündigungen selbst zu
Am Freitag brüstete sich Loomer auf X unverhohlen damit, dass die Kündigungen ihr zuzuschreiben seien, und versprach, weitere Namen von Mitarbeitern zu publizieren, die ihrer Ansicht nach wegen früherer Angriffe auf Trump nicht in der Regierung sein sollten.
Unklar ist, ob die Entlassungen etwas mit Mike Waltz, Trumps Berater für nationale Sicherheit, zu tun haben. Waltz hatte aus Versehen einen Journalisten in eine Chat-Gruppe auf die private Nachrichten-App Signal eingeladen, in der hochrangige Mitglieder der Regierung Pläne zu Angriffen auf die Huthi-Miliz in Jemen diskutierten. Der Journalist publizierte später den ganzen Chat-Verlauf. Offenbar hatte Trump in Erwägung gezogen, Waltz zu entlassen, rückte dann jedoch davon ab. Am Mittwoch wurde bekannt, dass Waltz auch mit anderen Kollegen im Rat für nationale Sicherheit über unsichere Kanäle kommuniziert hatte.
Laut der «Washington Post» verfügt der nun entlassene Haugh über mehr als dreissig Jahre Erfahrung im Bereich der militärischen Cybertechnologie. Er war einer der führenden Köpfe beim Schutz der Kongresswahlen von 2018 gegen russische Einflussversuche. Er organisierte offensive Massnahmen gegen Troll-Netzwerke, veröffentlichte russische Spionage-Malware und lancierte «Hunt Forward»-Aktionen, die ausländische Geheimdienstaktivitäten aus Regierungsnetzwerken drängten.
Haugh im Visier von Loomer wegen seiner Nähe zu Milley
Mehrere Kongressabgeordnete zeigten sich schockiert über Haughs Entlassung. Der demokratische Senator Mark Warner, stellvertretender Vorsitzender des Geheimdienstausschusses im Senat, fragte, wie die Entlassung einer solchen Koryphäe Amerika sicherer machen könne – während das Land von massiven Cyberangriffen zum Beispiel aus China bedroht werde. Ähnlich äusserte sich der demokratische Abgeordnete Jim Himes vom Geheimdienstausschuss des Repräsentantenhauses.
Loomer schrieb am Freitag auf X: «Haugh war unloyal gegenüber Trump, deshalb wurde er gefeuert.» Gegenüber der «Washington Post» erklärte sie, sie habe Trump dazu gedrängt, sich von Haugh zu trennen, weil dieser von Mark Milley ausgewählt worden sei. General Milley war bis im September 2023 Vorsitzender der Vereinigten Stabschefs. Trump selbst hatte ihn 2018 als obersten Militärberater ausgewählt, später kam es jedoch zum Zerwürfnis. Für Trump-Anhänger wie Loomer ist Milley inzwischen eines der grossen Feindbilder; und offenbar nicht nur Milley selbst, sondern auch alle, die ihm nahestanden.