Wer eine Fremdsprache langfristig beherrschen will, sollte regelmässig in sie investieren, zum Beispiel durch Lesen. Fünf Buchtipps für fünf Fremdsprachen, empfohlen von Expertinnen und Experten der Buchhandlung LibRomania.
Der Roman «Brooklyn» des irischen Schriftstellers Colm Tóibín erzählt die bewegende Geschichte der jungen Irin Eilis Lacey, die in den 1950er Jahren nach Amerika auswandert. Im urbanen Brooklyn angekommen, findet sie sich in zwei Welten wieder, zwischen deren beiden Identitäten sie sich hin- und hergerissen fühlt.
Der Roman bietet einen einfühlsamen Blick auf Migration, Familie und die Herausforderungen, die mit der Suche nach einem neuen Zuhause verbunden sind. Die tiefgründigen Charakterzeichnungen machen «Brooklyn» zu einer packenden und nachdenklich stimmenden Lektüre.
Tóibíns Erzählweise ist präzise und kompakt. Die Handlung ist stringent, klar und in kurzen Sätzen geschrieben. Der Leser befindet sich die meiste Zeit in der Gegenwart. So verliert man nicht schon nach wenigen Seiten die Motivation und die Lust, sich mit der Sprache zu beschäftigen.
Die französische Autorin Sandrine Collette erzählt in «Madelaine avant l’aube» vom Kreislauf des unausweichlichen Elends. Sie entführt die Lesenden in einen aus drei kleinen Bauernhöfen bestehenden Weiler, in dem harte Feldarbeit, Hunger und Ungerechtigkeit zum Alltag gehören. Eines Tages taucht Madelaine auf, eine «fille de faim», ein hungriges, verwildertes Mädchen. Sie wird von den Bewohnern aufgenommen, erzogen und geliebt. Doch je älter Madeleine wird, desto weniger ist sie in der Lage, diese trostlosen Lebensumstände zu akzeptieren.
Nach dem Erfolg von «On était des loups» erhält die Schriftstellerin Sandrine Collette für ihren neuen Roman den renommierten Prix Goncourt des lycéens, dessen Jury aus 2000 Gymnasiastinnen und Gymnasiasten besteht. Das Buch ist für Jugendliche, aber auch für Erwachsene geeignet, der sprachliche Schwierigkeitsgrad des Romans liegt zwischen den Niveaus B1 und B2.
Der historische Roman «La Malnata» erzählt die Geschichte einer Freundschaft zwischen zwei jungen Mädchen, Francesca und Maddalena. Sie kommen aus verschiedenen sozialen Schichten, dennoch werden beide mit der Gewalt, dem Machismo und der Diskriminierung im faschistischen Monza der 1930er Jahre konfrontiert – und lernen, sich gemeinsam dagegen aufzulehnen.
Die Geschichte ist in verständlicher Sprache geschrieben, erzählt aus der Ich-Perspektive der aus gutem Hause stammenden Francesca – eine Besonderheit in Salvionis Werk, die dem Roman eine besondere Nähe und Ehrlichkeit verleiht. Ein beeindruckendes Buch über die Kraft weiblicher Selbstbestimmung und eine Hymne an die Kraft der Freundschaft.
27 Jahre sind vergangen, seit der Schriftsteller Juan Gabriel Vásquez zum ersten Mal zufällig auf den Namen der kolumbianischen Bildhauerin Feliza Bursztyn stiess. Fasziniert von dieser Frau, ist es ihm nun gelungen, «Los nombres de Feliza» zum Leben zu erwecken – eine fiktive Geschichte, in der er das Leben der Künstlerin aus Bogotá nacherzählt.
Feliza Bursztyn war die Tochter polnisch-jüdischer Einwanderer im Kolumbien des 20. Jahrhunderts, einer Zeit grosser politischer Umbrüche. In diesem zutiefst katholischen Land mit starken patriarchalen Strukturen machte sich die jüdische Aussenseiterin Feliza schon früh einen Namen als «la loca», die Verrückte, denn sie verstand es, sich mit ihrer revolutionären Kunst über gesellschaftliche Normen und Erwartungen hinwegzusetzen. Eine fesselnde Erzählung, in der Realität und Phantasie aufeinandertreffen.
Der einzigartige Erzählstil von Juan Gabriel Vásquez ist sehr bildhaft und anschaulich, weshalb sich «Los nombres de Feliza» gut als Einstiegswerk eignet. Auch in Sprachkursen und Lesekreisen werden die Romane des kolumbianischen Schriftstellers immer wieder gerne verwendet.
Raul Minh’alma nimmt seine Leserinnen und Leser mit nach Herdade do Aragão, einem abgelegenen Landgut im portugiesischen Inland. Es ist Hochsommer, Benedita und ihr Freund verbringen ihre Ferien dort. Doch schon bald lernt sie den Pferdepfleger des Anwesens, Pedro, kennen. Er ist arrogant, wortkarg, seine Blicke gefühllos. Trotzdem fühlt sich Benedita aus irgendeinem Grund zu ihm hingezogen. Als sie sich näher kennenlernen, erfährt sie immer mehr über Pedros mysteriöse Vergangenheit.
Mit «Fomos Mais do que um Erro» hat der portugiesische Bestsellerautor eine weitere bewegende Liebesgeschichte geschrieben. Wie in seinen anderen Werken erzählt Minh’alma auch hier von Hingabe, Verlust und persönlicher Entwicklung. Die Themen sind durch seine besonders realistische und lebensnahe Erzählweise leicht zugänglich und verständlich, sprachlich befindet man sich meist in der Gegenwart mit vereinzelten Sprüngen in die Vergangenheit.
Über die Buchhandlung
LibRomania
Bei den fünf Büchern handelt es sich um persönliche Empfehlungen der Buchhändlerinnen und Buchhändler von LibRomania, der letzten und damit führenden Buchhandlung in der Deutschschweiz für Literatur aus dem romanischen Sprachraum. Als grosser Schulbuchanbieter führt das Geschäft auch ein breites Sortiment an Sprachlehrmitteln, die in der Schweiz sonst nirgends erhältlich sind. Die Buchhandlung befindet sich an der Länggassstrasse 12 in Bern.