Der Ausverkauf an den weltweiten Aktienmärkten setzt sich auch am dritten Handelstag seit den Zoll-Ankündigungen des US-Präsidenten vom 2. April fort. Eine Übersicht in elf Grafiken.
Donald Trump hat mit seinen am vergangenen Mittwoch angekündigten Importzöllen an den globalen Finanzmärkten den grössten Crash seit der ersten Covid-Panik im März 2020 ausgelöst. Innerhalb von zwei (USA) respektive drei (Asien) Handelstagen haben die wichtigsten Aktienindizes Verluste im zweistelligen Prozentbereich erlitten. Noch härter traf es Rohstoffe wie Rohöl und Silber, aber auch Bitcoin, der sich anfänglich dem Abwärtssog widersetzen konnte.
Von den mehr als vierzig Anlageklassen, die The Market verfolgt, boten einzig sechs Schutz vor den Verwerfungen. Sie stammen alle aus dem Bond-Bereich, der von den sinkenden Renditen profitierte (die Anleihenkurse steigen, wenn die Zinsen fallen). Bemerkenswert ist das Abschneiden des chinesischen Aktienindex CSI 300, der im Lokalwährung gerechnet nur knapp im Minus notiert.
Ganz anders der S&P 500, der mit einem Minus von 10,5% am vergangenen Donnerstag und Freitag den fünftgrössten Zweitages-Crash der vergangenen achtzig Jahre erlitten hat:
Eine Erholung zeichnet sich noch nicht ab. Die Futures in den USA indizieren für heute Montag weitere Verluste von 4 bis 5%.
Der Volatilitätsindex der Chicago Board Options Exchange (Vix), der die von den Optionsmärkten implizierte Volatilität des S&P 500 misst, ist auf über 50 in die Höhe geschossen und notiert damit auf dem höchsten Niveau seit der Covid-Panik vor fünf Jahren.
Schweiz: Schindler, Swisscom und Geberit halten sich
An der Schweizer Börse sind besonders die Aktien aus konjunktursensitiven Sektoren sowie Unternehmen, die besonders von Importzöllen in den USA betroffen sein könnten – beispielsweise Logitech – unter Druck geraten. Im dreissig Titel umfassenden Swiss Leader Index notiert verglichen mit den Schlusskursen vom 2. April kein einziger Titel im Plus.
Am besten gehalten haben sich bis kurz nach Handelseröffnung am Montagmorgen die Valoren des Aufzugs- und Rolltreppenherstellers Schindler, gefolgt von Swisscom und Geberit. Am Ende der Rangliste finden sich neben Logitech die Papiere des Vakuumventilherstellers VAT sowie die Finanzwerte Julius Bär, Partners Group und UBS, die unter der Furcht vor einer Rezession leiden.
Die generellen, von Trump am 2. April angekündigten Zölle von 10% auf Importen aus allen Ländern, sind seit dem 5. April in Kraft. Die länderspezifischen, von der US-Regierung als «reziprok» bezeichneten Zölle sollen ab dem 9. April gelten. Für die Schweiz beispielsweise sollen die Importzölle 31% betragen. Pharmazeutische Produkte sind davon zunächst noch ausgeschlossen.
Der US-Präsident sagte am Wochenende, er sei für «Deals» offen. Allerdings ist nicht klar, wie und in welcher Form überhaupt bilaterale Verhandlungen möglich sind. Die Schweizer Staatssekretärin für Wirtschaft, Helene Budliger Artieda, ist am Sonntag in die USA gereist. Die Direktorin des Seco soll in Washington unter anderem einen Besuch von Wirtschaftsminister Guy Parmelin und Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter vorbereiten.
Chinas Regierung kündigte bereits am Freitag Gegenzölle in Höhe von 34% auf alle Einfuhren aus den USA an. Zudem verhängt Peking weitere Restriktionen bei der Ausfuhr von Seltenen Erden. Diese Zölle sollen ab dem 10. April gelten.
Erste prominente Stimmen aus der US-Finanzwelt kritisieren die Politik von Trump. Der Hedge-Fund-Manager Bill Ackman, im Wahlkampf ein flammender Befürworter Trumps, kritisiert das Vorgehen auf X scharf.
Bondrenditen in den USA sinken deutlich
An den Devisenmärkten setzte eine Flucht in den Yen und den Franken ein. Der Dollar-Index (DXY), der den handelsgewichteten Wechselkurs des Dollars zu Euro, Yen, Pfund, Kanada-Dollar, schwedische Krone und Schweizer Franken misst, hat sich am Freitag kurz aufgebäumt, ist aber heute Montag wieder um gut 0,5% gefallen.
Eine erste Indikation, dass Chinas Regierung eine Abschwächung des Yuan einleiten könnte, erfolgte heute Montag. Die chinesische Valuta wertete sich zum Dollar auf 7.31 Yuan/$ ab.
Die Rendite zehnjähriger Treasury Notes ist innerhalb von drei Tagen um knapp 20 Basispunkte auf 3,95% gefallen. Die Rendite zweijähriger Treasuries ist auf 3,5% gesunken.
Der Renditeaufschlag (Spread) auf Unternehmensanleihen ohne Anlagequalität (Junk Bonds) beginnt sich deutlich auszuweiten:
Auch die Rohstoffmärkte verzeichnen heftige Verwerfungen. Der Ölpreis der Referenzsorte Brent sinkt am Montagmorgen um knapp 5% auf den tiefsten Wert seit mehr als vier Jahren.
Der Kupferpreis ist um mehr als 10% auf unter 9000 $ je Tonne eingebrochen.