Die Craft-Beer-Szene wächst auch in der Limmatstadt. Immer mehr Bars eröffnen, die sich auf Getränke aus lokalen und internationalen Spezial-Brauereien fokussieren.
Seit letztem November hat die dänische Craft-Beer-Kette Mikkeller einen Standort in Zürich. An der Zweierstrasse im Kreis vier eröffnete das Lokal, in dem 20 Zapfhähne mit stetig wechselnden Bieren stehen. Welche gerade zapfbereit sind, kann man auf der kreativ beschrifteten Wandtafel hinter dem Tresen ablesen. 15 sind für dänisches Bier reserviert, während aus den anderen 5 Craft-Biere aus der Schweiz fliessen. Ausserdem gibt es stets 2 alkoholfreie Varianten direkt aus dem Hahn.
Mikkeller hat Bierbars auf der ganzen Welt. Mit dem Lokal in Zürich eröffnete das erste der Schweiz. Geführt wird es vom Bier-Blogger Florian Habenicht, der sich beim Mikkeller-Besitzer Mikkel Bjergsö per Mail beschwerte, dass es in Zürich keine Craft-Beer-Bar gebe. Kurz darauf kam das Angebot, den Standort in der Limmatstadt zu führen.
«Mikkeller», Zweierstrasse 124, 8003 Zürich
Text: Claude Menzi
Eldorado ist ein sagenhaftes Goldland im Inneren des nördlichen Südamerika. Auch Zürich hat ein «Eldorado», nur ist das Gold hier flüssig. Insgesamt 101 Biere aus aller Welt werden hinter dem Tresen gezapft. IPA aus Grossbritannien, belgisches Trappistenbier oder klassisches deutsches Weizenbier – im «Eldorado» werden sämtliche Bierbedürfnisse befriedigt.
Wer es schafft, sich einmal durch die Karte zu trinken, wird zum «Eldorado» gekürt. Verewigen darf er oder sie sich in Form eines Flaschenöffners mit eingraviertem Namen, der mit anderen in einer Ecke der Craft-Beer-Bar aufgehängt ist. Jeden Sonntag findet hier ausserdem Karaoke statt.
«Eldorado», Limmatstrasse 109, 8005 Zürich
Text: Claude Menzi
Wo einst der «Esel» zu Hause war, ist heute der «Ponyhof»: Geändert hat sich sonst (zum Glück) nicht viel. Noch immer werden die Gäste von der Eselfigur, die über dem Eingang steht, begrüsst. Zur Auswahl stehen elf Biere aus dem Zapfhahn; die Karte wechselt ein- bis zweimal wöchentlich, immer dann, wenn ein Fass leer ist. Wer sich nicht entscheiden kann, erhält an der Bartheke ein «Probiererli» – und fachmännische Beratung vom Bier-Connaisseur Rudy Carpineti. Er war auch beim «Esel»-Pop-up mit dabei und führt die Bar seit Anfang Jahr mit ProBier unter neuem Namen weiter.
Hier in der alten «Idaburg» fühlt wird probiert und experimentiert. Mit Biersorten, die «Strawberry Birthday Cake» heissen (und auch so schmecken), mit wechselnder Pop-up-Küche und mit gemixten Drinks aus Sauerbier und Prosecco – «schmeckt wie ein Bellini», sagt Carpineti. Was bei ihnen in der Bar am wenigsten gefragt sei, das seien die «normalen Biere». Die Gäste kommen hierher, um Neues zu entdecken. Und langweilig soll es schliesslich ja nicht werden, wenn man schon einmal im «Ponyhof» weilt.
«Ponyhof»-Bar, Gertrudstrasse 44, 8003 Zürich
Text: Lea Hagmann
Die Brauereianlage mit dem Drei-Geräte-Sudhaus sagt schon alles: Im Lokal, das mit den schönen Holzvertäfelungen eine urchige Beizengemütlichkeit ausstrahlt, wird selbst gebraut.
Internationale Bierstile werden in diesem schönen Brewpub lokal hergestellt, und dies seit sechs Jahren. Im Wochentakt wird ein neues Bier gebraut, ohne dabei je ein Rezept zu wiederholen. Ziemlich nerdig. Kein Wunder, denn die Gründungsmitglieder Pierre Elser, Jessica Stabile und Daniele Torresin sind nicht einfach nur ehemalige Hobbybrauer, sondern stammen aus der Wissenschafts-Ecke, wo man es sich gewohnt ist, gewisse Abläufe etwas akribischer anzugehen.
Die acht Zapfhähne des «BIERlab» sind mit den 500-Liter-Tanks im Keller verbunden, deren Temperaturen zwischen 3 und 13 Grad Celsius spezifisch reguliert sind. Die grosse Leuchttafel über den Köpfen des Barpersonals zeigt, was derzeit ausgeschenkt wird. Die Biere tragen alle Song-Namen: «Room for 2» heisst das funky DIPA, «Wannabe» das Saison-Sour-Bier oder «Call Me» ein belgisches Blondbier.
IPA und Lager sind beim international gemischten Publikum die beliebtesten Sorten, doch es gibt auch unbekanntere Gebiete der Bierwelt zu entdecken. Einen Überblick über das derzeitige Gesamtangebot bietet der «Flight» für 24 Franken: Auf zwei Platten kriegt man alle acht Biere in 1-dl-Gläsern serviert. Für 12 Franken 50 lässt sich auch die Hälfte probieren. Darunter befindet sich auch ein mit 0,3 Prozent fast alkoholfreies Hazy IPA und momentan auch ein glutenfreies Pils.
Das Cold IPA «Real Power», mit Pink-Boots-Hopfen und dank Randen in einem schönem Rosa, wurde im Rahmen des «International Women’s Collaboration Brew Day» in Kollaboration mit «Frau Brau» gebraut. Teile des Gewinns werden an die Laureus-Stiftung gespendet und fliessen unter anderem in die Förderung von jungen Frauen im Fussball.
Langweilig wird es hier beim Degustieren also nicht: Demnächst soll gar ein Sweet Stout mit Kokos- und Vanillearoma angezapft werden.
«BIERlab», Grüngasse 7, 8004 Zürich
Text: Kim Dang
«Ich nimm nomol eis»: Kurz nach acht Uhr abends zapft Petra bereits das dritte Bierfass an. Es ist ein lauer Dienstagabend vor Ostern, die Leute machen es sich draussen vor der Bar mit einem Feierabend-Drink bequem.
Die «Bar am Egge» ist vielleicht nicht die offensichtlichste Bierbar, jedoch eine der immer rarer werdenden Quartierbeizen, die weder zu sehr gestylt noch zu Tode saniert wurde, sondern noch jene Atmosphäre ausstrahlt, die der Behaglichkeit eines britischen Pubs nahekommt. Das kleine Lokal mit winziger Konzertbühne unter einer Discokugel punktet zudem mit einer ziemlich feinen Selektion von lokalen Bieren.
So wird im Offenausschank das «Züri-Hell» der Brauerei Uster ausgeschenkt, ein samtiges Helles mit sanftem Aroma. 5 Franken kostet hier die Stange inklusive Service – ein ziemlich gutes Preis-Leistungs-Verhältnis für ein gutes Produkt. Der Inhaber Simon Hesse, ehemaliger Filmproduzent, bietet in seiner «Bar am Egge» das wohl grösste Sortiment von «Usterbräu» an. Beliebt ist etwa auch das Alkoholfreie für 6 Franken – laut Swiss Beer Award 2024/25 das beste der Schweiz.
Aus dem anderen Zapfhahn wird ein wechselndes Monatsbier angeboten, derzeit ist es das «Schumchrönli» der Brauerei Seebueb in Rapperswil, ein Pale Ale für 7 Franken die Stange. Zudem stehen ein knappes Dutzend Flaschenbiere zur Auswahl: In Zürich äusserst schwer zu finden sind die Sorten von Baarer Bier, das «Erdmandli»-Amberbier und das «Goldmandli», ein Premiumbier nach Pilsner Art.
Die Krönung für viele Fans lokaler Gerstensäfte sind drei Sorten in den kultigen Bügelflaschen von BFM aus dem Jura. Neben dem kultigen «La Salamandre» gibt es das würzig-dunkle «La Torpille» und das «La Meule», ein Helles mit bitterem Salbeigeschmack.
Unkompliziert ist die Stimmung hier in der «Bar am Egge», es herrscht ein wohlwollender Geist ohne Chichi. Neben den regelmässigen Konzerten (Pause im Sommer) und dem samstäglichen Marktstand (von 10 bis 12 Uhr) mit frischen Naturprodukten vom Hüttenhof Auslikon organisiert der Inhaber Simon Hesse zudem ab und zu auch einmal eine Bierdegustation mit der Biersommelière Mara Lehmann. Nächste Daten sind noch offen, aber auch so lohnt es sich, für das eine oder andere Bier – und vielleicht auch «nomol eis» – vorbeizuschauen.
«Bar am Egge», Asylstrasse 11, 8032 Zürich
Text: Kim Dang