Der erzwungene Rücktritt von Klaus Schwab hat ein finanzielles Nachspiel. Zudem ist unklar, wie es mit den WEF-nahen Stiftungen weitergeht, die von seiner Frau und seiner Tochter präsidiert werden.
Klaus Schwab ist 87 Jahre alt. 55 davon investierte er ins World Economic Forum (WEF). Diese Verbindung lässt sich nicht über Nacht kappen –auch nicht durch seinen erzwungenen Rücktritt als Stiftungsratspräsident.
Die Abgangsmodalitäten des WEF-Gründers sorgen für Diskussionen, insbesondere wegen (angeblich) offener Geldzahlungen, die Schwab in seinem ausführlichen Statement vom 21. April 2025 zum Thema machte.
Darin ist die Rede von einer «Resolution» aus dem Jahr 1999, die ihm einen «Special Bonus» in Höhe von 5 Millionen Franken in Aussicht stelle. Dies als Entschädigung für den «besonderen Aufwand und das relativ geringe Gehalt» beim Aufbau des Weltwirtschaftsforums seit 1971.
Da er dem Forum stets Priorität eingeräumt habe, habe er die Auszahlung dieser 5 Millionen Franken nie veranlasst, schreibt Schwab. Auch eine Anpassung seines Gehalts habe er nie verlangt, nicht einmal an die Teuerung. Für den gefallenen Patron steht deshalb fest: «Das bedeutet, dass ich freiwillig auf einen Betrag von rund 8 Millionen Franken verzichtet habe, der mir aufgrund eines Verwaltungsratsbeschlusses zugestanden hätte.»
Die «NZZ am Sonntag» ersuchte bei Schwab um Einsicht in die genannte Vereinbarung. Vergeblich. Schwab teilte mit, dass er «zurzeit» keine weitere Stellungnahme abgebe.
Bei den Verantwortlichen des WEF war die Vereinbarung ebenfalls nicht zu bekommen. Die Organisation scheint aber nichts wissen zu wollen von nachträglichen Vergütungen an den Gründer: «Herr Klaus Schwab hat vom Weltwirtschaftsforum seit den 1990er Jahren eine marktübliche Vergütung erhalten», schreibt die Medienstelle.
Für «alle sonstigen Ansprüche» gelte, dass man als gemeinnützige Schweizer Stiftung dazu verpflichtet sei, sämtliche Mittel des Forums für «zweckgebundene Aktivitäten» einzusetzen. Die Bezahlung eines «Special Bonus» für den Gründer scheint das WEF darunter nicht zu verstehen.
«Schwab Foundation» ist nur bedingt unabhängig vom WEF
Offene Fragen gibt es auch um die WEF-nahen Stiftungen, die Schwab Foundation for Social Entrepreneurship sowie das Forum of Young Global Leaders (YGL). Beide wurden von Klaus Schwab und seiner Frau Hilde ins Leben gerufen: In die Schwab Foundation haben die beiden gemäss eigenen Angaben 12 Millionen Franken gesteckt, in das YGL-Forum 1 Million.
Offiziell handelt es sich um unabhängige Stiftungen, die nicht vom WEF abhängig sind. In der Praxis gibt es aber enge Verbindungen, so wurden bisher etwa Personal- und Gemeinkosten vom WEF übernommen. Auch in der Führungsetage gibt es Überschneidungen: François Bonnici, der Direktor der Schwab Foundation, sitzt auch in der Geschäftsleitung des WEF.
Doch damit nicht genug: Bei der Schwab Foundation fungiert Hilde Schwab als Stiftungsratspräsidentin, das Forum YGL wird von der Tochter Nicole Schwab präsidiert. Können und wollen sie in Zukunft tatsächlich mit den WEF-Verantwortlichen zusammenarbeiten, die Klaus Schwab zum Rücktritt gedrängt haben? Es scheint kaum vorstellbar. Die Betroffenen wollten sich dazu aber nicht äussern. Mehrere Anfragen der «NZZ am Sonntag» blieben unbeantwortet.
Die Medienstelle des WEF wollte auch nicht im Detail auf die Zukunft der Stiftungen eingehen. Auf die Frage, ob die neue WEF-Führung befugt wäre, die Dienstleistungen für die Stiftungen einzustellen, weicht man aus: Kein Kommentar, bevor nicht die Ergebnisse der unabhängigen Untersuchung gegen Klaus Schwab vorlägen.
Vorbehaltlose Unterstützung klingt anders.
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