Nach der Winterpause sollten sowohl das Velo als auch die Ausrüstung überprüft und gepflegt werden. Wer dabei ein paar Regeln beachtet, hat mehr von seinem Bike.
Die Fahrradsaison 2025 hat begonnen, eingefleischte Radfahrer haben sie schon vor Wochen eingeläutet. Nach einem wechselhaften April entstauben nun auch Herr und Frau Schweizer ihre Drahtesel. Nicht selten fehlt den Reifen der Luftdruck, Spinnen haben ihre Fäden zwischen Felgen und Rahmen gezogen. Das sind deutliche Anzeichen für längere Nichtbenutzung. Doch auch ohne Plattfuss gilt: Ein wenig Pflege tut not, will man sicher und ohne böse Überraschungen unterwegs sein.
Die Zeiten, in denen man dies selbst in die Hand nahm, sind allerdings weitgehend vorbei: Je neuer ein Fahrrad ist, desto anspruchsvoller ist die Wartung. Mit der Zunahme technischer Komponenten ist der Wartungsaufwand gestiegen. Man denke nur an variable Sattelstützen oder hydraulische Scheibenbremsen mit Antiblockiersystem (ABS).
Solche Komponenten erfordern nicht nur spezielles Werkzeug, sondern auch ein tieferes Verständnis für den richtigen Umgang mit ihnen. Das fängt schon bei den unterschiedlichen Drehmomenten und Materialien an: Wer die Schraube eines versetzten Bremsgriffs am Karbonlenker zu fest anzieht, riskiert dessen Bruch.
Werterhaltende Massnahmen sind alle Jahre nötig
Für einen umfassenden Frühlingsservice sollte man sich deshalb rechtzeitig an den Spezialisten, die Velo-Fachwerkstatt, wenden. Deren Mitarbeitende sind entsprechend geschult und vorbereitet und bieten kleine und grosse Checks zu Fixpreisen an, die je nach Umfang zwischen 50 und 200 Franken liegen. Ein Minimum an Wartung ist ratsam, um höhere Folgekosten zu vermeiden.
Der Chefmechaniker Marc Schneeberger von Velo Schmutz in Worb zählt auf, wo Pflege am wichtigsten ist: «Neben Bremsen, Licht und Gangschaltung braucht es Pflege an Gabel und Dämpfer sowie bei E-Bikes ein Update der elektrischen Komponenten.»
Und der Trend geht klar zum E-Bike: Laut Velosuisse wurden 2005 in der Schweiz weniger als 1800 Pedelecs verkauft, 2014 waren es bereits über eine Million, der Durchschnittspreis lag zwischen 3000 und 5000 Franken.
Laien können solche Velos oft nicht mehr reparieren: Selbst scheinbar einfache Komponenten wie eine nachgerüstete Beleuchtung müssen heute an das Bordnetz angeschlossen werden und lassen sich nicht mehr so einfach montieren wie früher der Dynamo oder das Batterielicht. Grosse E-Bike-Akkus können sich bei falscher Lagerung oder Feuchtigkeit in Einzelfällen sogar entzünden. Eine fachgerechte Wartung ist also unerlässlich.
Das heisst aber nicht, dass man nichts mehr selbst machen kann oder soll. Vor allem klassische, vollmechanische Fahrräder freuen sich über ein wenig Aufmerksamkeit oder ein paar Tropfen Öl. Jeder Radfahrer ist gut beraten, sein Zweirad regelmässig einer Sichtkontrolle zu unterziehen – das ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit, aber dennoch macht dies nicht jeder.
Ist das Profil des Reifens noch in Ordnung? Weisen die Flanken keine Haarrisse auf? Spröde Reifen müssen ersetzt werden. Als Faustregel gilt: Ab fünf Jahren wird es kritisch, mehr als zehn Jahre alte Pneus sind zu alt. Eine seitlich angebrachte DOT-Nummer verrät das Herstellungsdatum: Die ersten beiden Ziffern stehen für die Kalenderwoche, die letzten beiden für das Jahr.
Reifenreparaturen können auch Laien erledigen
Ein zu geringer Reifendruck ist meist auf ein defektes Ventil oder einen undichten Schlauch zurückzuführen. Für Anfänger ist der Wechsel anspruchsvoll, aber machbar. Anleitungen gibt es im Internet zuhauf, und als Belohnung winkt das gute Gefühl, es selbst geschafft zu haben.
Das gilt auch für die Kontrolle des häufigsten Verschleissteils: Bremsbeläge in Form von herkömmlichen Felgengummis oder Scheibenbelägen (Ausnahme: Trommeln). Und auch der Antriebsstrang von Trekking-, Gravel- und Mountainbikes ist im Gelände einem erhöhten Verschleiss ausgesetzt. Dieser lässt sich verringern, wen man die Teile regelmässig putzt. Für die Pflege von Kette, Ritzel, Kassette und Umwerfer hält der Fachhandel geeignete langborstige Pinsel oder weiche Schaber bereit – notfalls tut es auch eine alte Zahnbürste.
Service- und Reparaturarbeiten setzen in der Regel einen gereinigten Zustand des Fahrrads voraus, um Schäden besser erkennen und beheben zu können. Profis haben ihr Sportgerät bereits vor der Winterpause gereinigt. Es lohnt sich vor der Übergabe des Bikes an den Fachmann eine Grundreinigung.
Ein paar alte Putzlappen und Pflegemittel von der milden Seife über den Fettlöser bis zum Kettenöl ergeben immer Sinn. Hilfreich ist auch ein kleines Werkzeugsortiment mit Inbus-, Torx- und Maulschlüsselsätzen. Zudem sollte man wissen, ob und wann Ersatzteile benötigt werden und wo man sie bekommt.
Wurde das Fahrrad vielleicht zur besseren Lagerung über Winter in seine Einzelteile zerlegt? Wenn es jetzt wieder zusammengebaut werden soll, müssen die Schraubverbindungen überprüft werden: Wenn sich ein Lenker auf dem Geländepfad im Wald löst, kann dies schlimme Folgen haben.
Sind diese Vorarbeiten erledigt, ergibt sich ein gutes Gesamtbild, und man kann das Velo beim Profi-Service anmelden und dort auch auf eventuelle Schwachstellen hinweisen.