Im Kalten Krieg besass die Schweiz eine ansehnliche Anzahl Panzer. Inzwischen wurde abgebaut. Das soll sich ändern, verlangt eine Offiziersgesellschaft.
Die Schweiz verfügt zurzeit über 373 Kampf- und Schützenpanzer. Für eine «glaubwürdige Landesverteidigung» brauche es doppelt so viel. Dieser Ansicht ist die Offiziersgesellschaft der Panzertruppen, die OG Panzer. In drei separaten Bestandesaufnahmen verlangt sie Investitionen in Höhe von 12,8 Milliarden Franken.
Die Schweizer Armee leidet unter einem Panzermangel. Zwar verfügt sie auf dem Papier über sechs Panzerbataillone, doch gleichzeitig und vollständig ausrüsten kann sie nur zwei. Viele Panzer stehen kurz vor dem Ende ihrer Nutzungsdauer oder haben es bereits erreicht und sind somit anfällig für Pannen oder Ausfälle. Für die Offiziere der Panzertruppen ist dieser Zustand untragbar, auch wenn der Bundesrat bereits neue Systeme beantragt hat.
Neue Systeme «reichen nicht im Ansatz aus»
In der kommenden Sommersession berät das Parlament die Armeebotschaft 2025. Der Bundesrat beantragt darin Rüstungsinvestitionen im Umfang von 1,5 Milliarden Franken. Enthalten sind auch Neubeschaffungen, darunter 32 neue Artilleriesysteme für 850 Millionen Franken als Ersatz für die veralteten Panzerhaubitzen M109. Laut der OG Panzer besitzt die Schweizer Armee derzeit noch 133 dieser Fahrzeuge, genug, um alle Artillerieeinheiten vollständig auszurüsten. Die neuen 32 Systeme hingegen reichten «nicht im Ansatz» aus, um die notwendige Feuerunterstützung für die mechanisierten Verbände zu gewährleisten.
Der Bundesrat plant, weitere 255 Millionen in die Wartung der seit 1987 genutzten Leopard-Kampfpanzer zu stecken. Betroffen sind die derzeit einsatzbereiten 134 Panzer. 71 weitere Leoparden lagert die Armee an einem geheimen Ort.
Die OG Panzer fordert, dass alle 205 Kampfpanzer auf den neusten technischen Stand gebracht und einsatzbereit gemacht werden. Zusätzlich fordert sie den Kauf von 110 neuen Kampfpanzern. Das kostet laut OG 4 Milliarden Franken. Für den gleichen Betrag verlangt sie 330 neue Schützenpanzer. Weitere 4,8 Milliarden sollen in neue Panzerhaubitzen und Unterstützungsfahrzeuge wie Sanitäts- oder Brückenpanzer fliessen.
Auch bei den Beständen soll aufgestockt werden, fordert die OG Panzer. Statt wie bisher zwei Panzer- und vier Panzergrenadierbataillone soll die Schweiz künftig je sechs haben. Diese müssen vollständig mit Panzern ausgestattet werden. Es sei «für eines der reichsten Länder schlichtweg unredlich», wenn dieses seine Soldaten nicht so ausrüstet, dass sie im Krieg «mindestens eine faire Chance haben», schreibt die OG.
Forderungen mit geringen Erfolgschancen
Die Forderungen der Offiziersgesellschaft dürften im Parlament kaum auf Anklang stossen. Zwar verweist die OG darauf, dass die Schweiz noch bis in die frühen 2000er Jahre über mehr Panzer verfügte, als sie jetzt fordere. Doch das Parlament tut sich schwer mit der Budgeterhöhung für die Armee. Zwar setzten die Befürworter im Dezember 2024 eine Erhöhung des Armeebudgets auf ein Prozent des Bruttoinlandprodukts durch. Allerdings wurde die Erreichung des Ziels von 2030 auf 2032 verschoben.
Die Chancen, dass jetzt auf einmal zusätzliche 12,8 Milliarden Franken gesprochen werden, sind deshalb gering. Zudem ist die Finanzierung der Budgeterhöhung ungeklärt. Auch stellt sich die Frage, woher die Soldaten für weitere sechs Bataillone kommen sollen. Die Armee leidet schon heute unter mangelnden Beständen.