Auf Donald Trumps Tour durch drei Golfstaaten zeigt sich eine eklatante Diskrepanz zwischen seiner Rolle als Präsident und seinen Geschäftsaktivitäten. Bei Demokraten und Republikanern regt sich Widerstand – aber nur leise.
Vielleicht ist der Korruption am schwierigsten beizukommen, wenn sie in aller Öffentlichkeit geschieht. Als Donald Trump diese Woche mit seinem Tross durch die Golfstaaten tourte, war allen vor Ort klar: Nicht nur die USA sind «wide open for business». Auch das Familienunternehmen des Präsidenten steigt bereitwillig auf geschäftliche Angebote ein. So hat die Trump Organization angekündigt, mit Partnern in Katar ein Luxusresort mit 18-Loch-Golfplatz zu bauen.
Gleichzeitig nimmt Trump gerne ein 400-Millionen-Dollar-Geschenk der katarischen Herrscherfamilie entgegen. Die Golfmonarchie, die als wichtigste Unterstützerin der Terrororganisation Hamas gilt, hat Trump einen Luxusjet in Aussicht gestellt, den dieser zur Air Force One umnutzen nutzen will.
Nur ein Dummkopf würde so ein Geschenk nicht annehmen, schrieb Trump auf seiner Social-Media-Plattform – was für einmal selbst innerhalb der republikanischen Partei für Unruhe sorgte.
«Fliegender Palast»
Nach seiner Amtszeit soll der «fliegende Palast» an Trumps Präsidentenbibliothek übergehen, eine Art Museumseinrichtung. Die Verfassung verbietet in einer «Emoluments Clause» eigentlich, dass der Präsident Geschenke ohne Zustimmung des Kongresses annimmt.
Dass Trump Saudiarabien, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate mit seiner ersten längeren Auslandsreise beehrt, kann man ohne weiteres im Kontext der persönlichen Geschäftsinteressen der Trump-Familie in der Region sehen.
Gemäss «CNN» hat sich das Volumen ihrer Geschäfte am Golf seit Trumps erster Amtszeit mehr als verdreifacht. Neben Luxushotels und Golfplätzen, die jeweils den Namen Trump tragen, sind es jüngst vor allem Kooperationen bei Krypto-Geschäften der Familienfirma World Liberty Finance.
Konflikte sind schon deshalb wahrscheinlich, weil Trump im Gegensatz zu früheren Präsidenten seine Geschäftsaktivitäten nicht in einen sogenannten Blind Trust einbrachte. Bei einem solchen Konstrukt haben die Eigentümer keine detaillierten Informationen über die Vermögenswerte im Trust und können so kaum Einfluss auf deren Verwaltung ausüben.
Diese besorgt eine dritte Partei, die keine Verbindung zum Begünstigten hat. Sein Geschäftsimperium hat Trump zwar in einen Treuhandfonds eingebracht, dieser wird aber von seinem Sohn Eric geführt.
Aufsehenerregende Krypto-Transaktion
Und Eric baut die Präsenz der Trump Organization in den Golfstaaten massiv aus. Vor kurzem etwa kündigte er an, dass die emiratische Firma MGX den Stablecoin USD1 des Trump-Familienunternehmens World Liberty Financial verwenden wird, um eine Investition von 2 Milliarden Dollar in die Krypto-Börse Binance zu bezahlen.
Bei einem so grossen Volumen ist die Verwendung von Stablecoins ungewöhnlich. Und wenn schon, erfolgt die Transaktion in einem der beiden grossen Digital-Dollar Tether oder USDC. Wieso die emiratische Firma den USD1 von Trump verwendet, ist ein Rätsel.
Kryptowährungen sind für ausländische Parteien ohnehin der direkteste Weg, um sich Einfluss auf den amtierenden Präsidenten zu erkaufen: Auch das ist kein Geheimnis. Dagegen regt sich bei den Demokraten unter der Führung ihres Vorsitzenden im Senat, Chuck Schumer, Widerstand – aber nur leise.
Galadinner für $Trump-Investoren
Dessen ungeachtet lädt Donald Trump am kommenden Donnerstag 220 spezielle Gäste an ein Galadinner in seinem privaten Golfklub bei Washington ein: Es handelt sich um die grössten Käufer seines $Trump-Memecoins, den er zu seinem Amtsantritt lanciert hat. Die 25 wichtigsten unter ihnen sollen in den Genuss eines «ultra-exklusiven privaten VIP-Empfangs» mit dem Präsidenten sowie einer «speziellen VIP-Tour» kommen.
Nachdem Trump diese «Einladung» ausgesprochen hatte, gaben Interessierte gemäss der Datenanalysefirma Inca Digital 148 Millionen Dollar aus, um seinen Memecoin zu kaufen. Der Kurs von $Trump sprang an.
Wer die Dinner-Gäste sind, ist mit der Ausnahme eines chinesischstämmigen Krypto-Unternehmers nicht bekannt. Da die $Trump-Transaktionen teilweise über Handelsplätze getätigt wurden, die in den USA gar nicht zugelassen sind, kann man davon ausgehen, dass es sich ebenfalls um ausländische Käufer handelt. Sie haben viel Geld in ein Treffen mit dem Präsidenten investiert, denn der $Trump hat sonst natürlich keinen inneren Wert.
Ist World Liberty Financial Teil der Aussenpolitik?
Dass World Liberty Financial mittlerweile eine aussenpolitische Dimension aufweist, zeigte sich, als die Firma Pakistan versprach, bei der Entwicklung von Blockchain-Produkten zu helfen. Details wurden zwar nicht bekannt, aber die indische Presse interpretiert die Vereinbarung natürlich als Versuch des Erzfeinds, Trumps Gunst zu gewinnen.
Steve Witkoff, Trumps einflussreicher aussenpolitischer Sondergesandter, ist übrigens World Libertys «Mitgründer emeritus»; dessen Sohn Zach Witkoff «Mitgründer». Was kann da schon schieflaufen?
Saudiarabien war auch in der Amtszeit von 2017 bis 2021 Trumps erstes Reiseziel, und schon damals zeigte sich ein handfester Interessenkonflikt. Als der Journalist Jamal Khashoggi – ein saudischer Dissident und in den USA ansässig – in einem saudischen Konsulat in der Türkei ermordet und zerstückelt wurde, kam die CIA zu dem Schluss, dass der Kronprinz hinter der Ermordung steckte. Doch Trump stellte dies infrage und stellte sich stattdessen hinter Mohammed bin Salman.
Der Kronprinz ist Gold wert
Das hat sich x-fach bezahlt gemacht. In den letzten Jahren investierte der saudiarabische Staatsfonds unter der Leitung bin Salmans zum Beispiel 2 Milliarden Dollar in eine von Trumps Schwiegersohn Jared Kushner gegründete Wagniskapital-Firma.
Trumps erster kommerzieller Vorstoss in den Nahen Osten erfolgte gemäss der Nachrichtenagentur AP schon 2005. Damals stand in Dubai ein tulpenförmiges Trump-Tower-Hotel zur Diskussion. Das Projekt kam allerdings nicht zum Blühen.
Doch wurde im Februar 2017 – am Anfang der ersten Amtszeit von Trump – die Eröffnung des Trump International Golf Club Dubai mit dem Immobilienentwickler Damac Properties des emiratischen Unternehmers Hussain Sajwani angekündigt.
Dieser Geschäftsmann taucht immer wieder auf in Trumps Leben. «Im Januar dieses Jahres stand ein strahlender Sajwani triumphierend an der Seite von Trump in dessen Anwesen Mar-a-Lago in Florida, um die Investition von Damac in US-Rechenzentren anzukündigen», schreibt AP.