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Startseite » Ein Forscherpaar über den Rechtspopulismus: «Die heutige Zeit lässt sich nicht mit den 1930er Jahren vergleichen»
Feuilleton

Ein Forscherpaar über den Rechtspopulismus: «Die heutige Zeit lässt sich nicht mit den 1930er Jahren vergleichen»

MitarbeiterVon MitarbeiterMai 19, 2025
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Die Kulturtheoretikerin Christina von Braun und der Psychiater Tilo Held deuten die Krisen der Gegenwart. In ihrem Buch empfehlen sie: mehr Psychoanalyse statt ideologischer Verbohrtheit! Eine Begegnung.

Als Christina von Braun ihren Mann Tilo Held kennenlernte, war für sie klar: Ich muss eine Psychoanalyse machen. Erst dann konnte sie eine Beziehung mit ihm eingehen. Denn, so dachte sie damals, als Psychiater würde er sie durchschauen. «Er hatte die besseren Karten.»

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Das war 1969, beide lebten in Paris. Er arbeitete nach einem neuartigen psychiatrischen Modell, bei dem man die psychisch Kranken in ihrem Umfeld behandelte, um möglichst eine Hospitalisierung zu vermeiden. Sie war Journalistin und interviewte ihn fürs Radio. Danach verabredeten sie sich zum Mittagessen. Und alles begann.

Nach 52 Ehejahren wissen sie, dass das psychologische Wissen kein Schlüssel ist zum Inneren des andern. Die Ehe ist keine Therapie, und auch Psychoanalytiker lieben nicht professionell.

Dennoch halten beide heute die Psychoanalyse für eine der grössten kulturellen Errungenschaften. Nicht bloss hilft sie dem Einzelnen, sich besser zu verstehen und dadurch im besten Fall zu einer inneren Freiheit zu gelangen. Sondern, so sind sie überzeugt: Die Psychoanalyse als Kulturkritik bringt die Gesellschaft voran.

Darüber haben sie gemeinsam ein Buch geschrieben. «Kampf ums Unbewusste» erscheint in diesen Tagen, vier Jahre sassen sie daran. Der Untertitel «Die Gesellschaft auf der Couch» mag etwas abgenutzt klingen. Davon abgesehen handelt es sich um eine 730 Seiten umfassende, hochaktuelle Zeitanalyse.

Verdrängte Wünsche, ungelöste Konflikte

Es ist nicht ihr erstes, aber ihr erstes gemeinsames Buch. Die Kulturtheoretikerin Christina von Braun, 80 Jahre alt, hat zahlreiche Bücher veröffentlicht und Filme gedreht, über Geschlecht, Hysterie, Schönheit, Körper. Sie war Professorin an der Berliner Humboldt-Universität und brachte die Gender-Studies als Studiengang nach Deutschland.

Tilo Held, 87 Jahre alt, war in Deutschland der erste psychiatrische Klinikleiter, der zugleich Psychoanalytiker war. Er leitete lange eine Klinik in Bonn, wo er auch Professor für Psychiatrie war.

Nun erzählen von Braun und Held die Geschichte des Unbewussten. Die Rede vom Unbewussten setzte um 1800 ein, als die Religion an Bedeutung verlor. Die Romantiker sahen in ihm einen Ersatzgott, etwas Unberechenbares, das den Menschen regiert. Hundert Jahre später begründete Sigmund Freud die Psychoanalyse. Er definierte das Unbewusste als eine Kraft, die das menschliche Denken, Handeln und Fühlen bestimmt, ohne dass man sich dessen bewusst wäre. Es manifestiert sich in Träumen, in denen verdrängte Wünsche und ungelöste Konflikte zum Ausdruck kommen.

Das Unbewusste, wie es Freud fasste, gibt es aber auch als eine Art kollektive Psyche. Es ist in gesellschaftlichen Prozessen wirksam. Von Braun und Held zeigen auf, wie sich so Antisemitismus und Totalitarismus erklären lassen. Bereits die Nationalsozialisten nutzten das Unbewusste, indem sie via Massenmedien die Bevölkerung manipulierten. Es prägt uns und damit die Gesellschaft, ohne dass wir es spüren. Das Verständnis des Unbewussten hilft, Geschlechterbilder oder die Verführungskraft von Donald Trump besser zu verstehen.

«In die Macht der Skepsis vertrauen»

Am Altbau in Prenzlauer Berg in Berlin steht auf einer Klingel «von Braun» und auf der anderen «Held». Es gibt ein «Vorderhaus» und einen «Seitenflügel». Man habe eine Wand herausreissen und zwei Wohnungen zusammenlegen dürfen, sagt Christina von Braun, als sie ins grosse Wohnzimmer führt. Rote Wand, gerahmte Kinderfotos, viel Grün draussen vor dem Balkon. Der Geruch von gebratenem Fisch, es ist kurz nach Mittag.

Man wird sich bewusst, wie viel Wissen am Tisch sitzt, als das Paar seine Theorien erläutert. Er grossgewachsen, wacher Blick, freundlich-interessiert. Sie wirkt ernster, spricht mit leiser, konzentrierter Stimme.

Es sei nicht nur ihr Wissen, sagt von Braun. Alle hätten es. Es gebe ein «psychoanalytisches Wissen in der Gesellschaft», das aber verschüttet sei. Diesen «Fundus» gelte es zu reaktivieren, und die Psychoanalyse könne helfen, den Zugang freizulegen. Nur Reflexion und das kritische Denken befähigten dazu, starre Glaubenssysteme zu hinterfragen. Dies sei bei der gegenwärtigen Polarisierung nötig.

Nur so könne man erkennen, wenn man manipuliert werde, etwa durch die sozialen Netzwerke. Und stärke die psychische Widerstandskraft. Sie formuliere es paradox: «Statt sich einem Glauben zu unterwerfen, muss man wieder mehr in die Macht der Skepsis vertrauen.» Glaube und Vertrauen, die für das Bewusstsein und das Unbewusste stehen, sind für sie ein wichtiges Gegensatzpaar zum Verständnis der Welt.

Sie haben in ihren Analysen gelernt, Gefühle verstehen zu wollen, statt sie loszuwerden. Zu hinterfragen, statt von einem gesicherten Wissen auszugehen. Ambivalenzen auszuhalten. Mit dem psychoanalytischen Rüstzeug konnte von Braun zwar nicht die Gedanken ihres Mannes lesen. Aber es gelang ihr, «Ballast abzuwerfen», wie sie sagt.

Eine Kindheit im Vatikan

An der Familiengeschichte von Christina von Braun spiegeln sich die politischen Widersprüche des 20. Jahrhunderts. Die ersten fünf Lebensjahre verbrachte sie in Rom, wo ihr Vater Diplomat am Heiligen Stuhl war. Ihr Onkel war der Raketeningenieur Wernher von Braun, der mit den Nazis kollaborierte und für die NASA arbeitete. Die Grossmutter Hildegard Magris wurde von der Gestapo verhaftet, weil sie sich einer Widerstandsgruppe anschloss. Sie starb 1944 im Gefängnis.

Über ihre Herkunft hat von Braun mehrfach geschrieben. Die Kindheit in den Gärten des Vatikans erinnert sie als ein «nach Mimosen riechendes Paradies». Die Sehnsucht nach Italien ist geblieben. Ihre Grossmutter gehörte zur ersten Generation von Frauen, die das Wahlrecht hatte und für Gleichberechtigung kämpfte. Ihre Mutter litt an Depressionen und machte mehrere Suizidversuche. Über sie zu schreiben, war für von Braun auch eine Form der Versöhnung mit ihr.

In ihren 2021 erschienenen Memoiren «Geschlecht» offenbart sie ihr eigenes Ringen um Selbstbestimmung. Die Ehe empfand sie als tiefen Einschnitt in ihrem Leben. «Ich bin nicht als Feministin in die Ehe gegangen, ich bin zu einer geworden», sagte sie einmal. Obwohl Tilo Held der erste Mann war, mit dem sie sich ein Leben vorstellen konnte, folgten Jahre der «Territorialkämpfe». Wie viel Freiraum nimmt man sich, wie sind die Pflichten im Haus verteilt? Das Paar hat zwei Kinder.

Der intellektuelle Austausch als Kulturwissenschafterin und Psychoanalytiker hat die Beziehung lebendig gehalten. Das verbindet sie bis heute. Von Braun schreibt in «Geschlecht»: «Wir schlugen die Brücke zwischen der kollektiven und der individuellen Psyche – und das erwies sich auch als geeignete Brücke zwischen uns.»

Das gemeinsam verfasste Buch ist jetzt die Krönung. Jeder schrieb seine Kapitel, gab sie dem andern zum Lesen, sie hätten viel diskutiert. War das schwierig? «Es war jedenfalls einfacher als eine Ehe», sagt von Braun.

Nur selten widersprechen sie sich im Gespräch, meist weist sie ihn auf einen unvollständigen Gedanken hin. Und was macht für Held den Erfolg ihrer langen Ehe aus? «Die Anerkennung der Verschiedenheit als Paar», sagt er.

Freud und die Frauen

Einig sind sie sich darin, dass die Psychoanalyse als Theorie eine Erneuerung brauche. Viele von Freuds Ansichten zur Weiblichkeit sind überholt. «Es ist erstaunlich, wie wenig von der grossen Umwälzung der Geschlechterordnung im letzten Jahrhundert in die Psychoanalyse, die das Geschlecht in den Mittelpunkt stellt, eingeflossen ist», sagt von Braun.

Die Psychoanalyse sei zu fixiert auf die individuelle Biografie und berücksichtige zu wenig, dass der Mensch auch ein Produkt gesellschaftlicher Verhältnisse sei, von Geschichte und der Zeit, in die er hineingeboren wurde und nach deren Mustern er sich verhält.

Um sich weiterzuentwickeln, müsse sich die Psychoanalyse das Wissen aus neuen Fächern wie der Soziologie, der Neurobiologie oder der Genetik aneignen, fordern sie.

Wie das gehen kann, illustriert Held anhand der Resilienzforschung. Die Evolution habe dem Menschen Instrumente mitgegeben, die ihm hälfen, sich widrigsten Bedingungen anzupassen, Widerstandskräfte zu mobilisieren und gesund weiterzuleben. Das hat man bei Überlebenden des Holocaust gesehen. Doch das posttraumatische Wachstum habe kaum Eingang gefunden in die Psychoanalyse, sagt Held. Zumindest nicht in Deutschland – «verständlicherweise».

Immunisierung durch NS-Zeit

Schliesslich möchte man von Christina von Braun und Tilo Held noch die Gegenwart gedeutet haben. Machen sie sich Sorgen angesichts einer Welt voller Kriege und Krisen?

Das Erstarken rechtsnationaler Kräfte in vielen europäischen Ländern gebe ihr schon zu denken, sagt von Braun. «Man hofft, dass die Nazi-Erfahrung einen Immunisierungseffekt hat, nicht nur für Deutschland. Aber ob er hält?»

Dennoch lasse sich die heutige Zeit nicht vergleichen mit den 1930er Jahren, sagt sie, die sich in ihrer Arbeit auch mit der deutsch-jüdischen Geschichte befasst hat. Damals hätten die Menschen nicht gewusst, in was sie sich hineinbegäben. Dass eine Partei wie die Nationalsozialisten mit einer solchen Begeisterung bejubelt und gewählt würden, sei kaum vorstellbar. «Die Erinnerung an ein kollektives Trauma wird an die Nachgeborenen weitergegeben. Darauf ruht meine Hoffnung.»

Held wurde ein Jahr vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges geboren. Die Frage sei, nach wie vielen Generationen das Vergessen einsetze, sagt er.

Trotzdem hat auch er «einen kleinen Zipfel von Optimismus», dass der Fortschritt, auch jener der Wissenschaft, den Menschen «Waffen in die Hände gibt, um sich gegen die Folgen des Autoritären zu wehren».

Noch etwas stimmt sie zuversichtlich, die Frage an von Braun, die als Kind direkt neben dem Petersdom gelebt hat, ist unvermeidlich: Warum berührte der Tod von Papst Franziskus so viele, warum verfolgten viele die Wahl des Nachfolgers Leo so gebannt?

Der Vatikan sei die älteste lebendige Institution der Welt, sagt sie. Das Papsttum repräsentiere eine lange Erinnerungskultur und biete Halt. «Auf einmal hat sich gezeigt: In unserer bewegten Zeit gibt es Kontinuität. Es gibt etwas, das der Unsicherheit widerstehen kann.»

Sie würden es Vertrauen nennen, diese grossartige Ressource, über die der Mensch verfügt. Und die das Paar durch seine Beschäftigung mit dem Unbewussten so gut für sich zu nutzen weiss.

Christina von Braun, Tilo Held: Kampf ums Unbewusste. Eine Gesellschaft auf der Couch. Aufbau-Verlag, Berlin 2025. 736 S., Fr. 49.90.

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