Ein Haus per Los zu gewinnen, ist verlockend, Hauslotterien sind deshalb in vielen Ländern verbreitet. In der Schweiz und Deutschland sind sie jedoch grundsätzlich verboten.
Beim Verkauf oder Kauf eines Hauses überlässt man normalerweise lieber nichts dem Zufall. Immerhin geht es um eine Entscheidung, die ein Leben prägt – und um viel Geld. Im irischen Norden wird der Verkauf eines Häuschens jedoch etwas anders gehandhabt. Einzig der Zufall entscheidet, wer der neue Besitzer wird.
Das Cottage, das auf einem 1,75 Hektaren grossen, hügeligen Grundstück bei der Hafenstadt Sligo steht, gehört Imelda Collins. Sie verkauft ihr Haus über eine Lotterieplattform im Internet, wie die «New York Times» berichtet. Sie hofft, so mehr Geld für das Haus zu erhalten als durch einen regulären Verkauf. Pro Los zahlt man 5 britische Pfund, etwa 5 Franken 50. Collins erhält für das Haus, was der Losverkauf insgesamt einbringt. Sie hofft, 150 000 Lose zu verkaufen und sich damit den Traum zu verwirklichen, nach Italien auszuwandern. So hat sie es der «New York Times» erzählt.
Der Gewinner der Auslosung gewinnt das Cottage, das dazugehörende Grundstück und das Mobiliar im Haus. Die Lotterie ist seit Oktober offen, an diesem Donnerstag wird der Gewinner oder die Gewinnerin gezogen. Menschen weltweit können Lose für das ungewöhnliche Verkaufsverfahren beziehen.
Nur ein Los vom Eigenheim entfernt
Collins ist überzeugt von der Verkaufsstrategie. «Ich bin nicht die Erste, und ich werde sicher nicht die Letzte sein, die es auf diesem Wege tut», sagt sie. Das bestätigen auch die Zahlen der britischen Lotterieplattform Raffall, die Collins für ihre Aktion nutzt: Bereits 18 Häuser seien über die Plattform erfolgreich verlost worden. In 50 weiteren Fällen seien zu wenig Lose verkauft worden.
Hausverlosungen tönen verlockend, weil sie an einen weitverbreiteten und doch oft schwer erfüllbaren Wunsch andocken: den Traum vom Eigenheim. Doch gerade die Jungen versuchen sich immer mehr davon zu verabschieden, so unerreichbar scheint Eigentum heutzutage angesichts der steigenden Immobilienpreise. Mit einem Los scheint man dem Haus-Traum näherzukommen als damit, regelmässig in ein Sparkonto einzuzahlen.
Besonders verbreitet waren Hausverlosungen während der Weltfinanzkrise im Jahr 2008, in einer Zeit, in der Hauseigentümer im Nachteil waren. Damals sanken die Immobilienpreise, während die Schulden in der Bevölkerung anwuchsen. Das so lange erträumte Eigenheim wurde zum Albtraum. Der einzige Ausweg schien, Immobilien schnell loszuwerden. Der reguläre Markt war übersättigt. Und so fingen Hausbesitzer an, ihre Häuser zu verlosen.
In den USA war die Strategie so erfolgreich, dass man sich überlegte, eine staatliche Immobilienlotterie einzuführen. Und auch in Grossbritannien, Irland, Kanada, Spanien wurden Tausende Häuser über diesen Weg verkauft.
Doch solche Glücksspiele bergen auch Gefahren. Immer wieder ist von unglücklichen Gewinnern zu lesen, die statt des Hauses nur eine geringe Gewinnbeteiligung erhielten. Sie waren auf einen dubiosen Anbieter hereingefallen und hatten das Kleingedruckte nicht gelesen. Teilweise wurden Lotterien abgebrochen, ohne einen Gewinner zu küren.
Glücksspiele im Internet sind wegen der Anfälligkeit für Missbrauch stark reguliert, teilweise sogar verboten. Auch in Grossbritannien. Die britische Lotterieplattform Raffall, die die Irin Collins benutzt, behilft sich eines Kniffs: Wer über Raffall an einer Lotterie teilnehmen will, muss zuvor eine Frage richtig beantworten. Im Fall des irischen Cottages lautet die Frage laut der «New York Times»: «Mit welcher Farbe wird Irland assoziiert?» Dieses Detail reicht offenbar aus, dass das Lotterieverfahren als Gewinnspiel gilt, da für den Gewinn neben Glück auch Wissen erforderlich ist.
In der Schweiz und Deutschland sind Hausverlosungen illegal
In der Schweiz und Deutschland wäre eine Aktion wie die der Irin Collins hingegen kaum umsetzbar. Hausverlosungen, insbesondere durch Private, gelten grundsätzlich als illegales Glücksspiel. Wer sein Haus dennoch zu verlosen versucht, dem droht sogar ein Strafverfahren.
In Deutschland wurden mehrfach Veranstalter von Hauslotterien verurteilt. Öffentlich diskutiert wurde vor allem der erste Fall des Deutschen Volker Stiny, der im Jahr 2008 sein Fünfzimmerhaus am Münchner Stadtrand verlosen wollte. Ähnlich wie Collins war er überzeugt, so einen besseren Verkaufspreis zu erzielen. Und wie die Plattform Raffall verknüpfte er seine Verlosung an ein Quiz, in der Hoffnung, dass seine Verlosung damit als legales Geschicklichkeitsspiel durchgehen würde. Doch das Gericht sah dies anders. Es handle sich dennoch um ein Glücksspiel, da die Fragen zu einfach und damit für jedermann lösbar gewesen seien. Stiny musste die Lotterie einstellen und wurde wegen Betrugs verurteilt.
Dennoch werden in Deutschland seit neuem regelmässig Häuser verlost, und das legal. Der führende Glücksspielanbieter Lotto24 veranstaltet die Lotterien. Er verfügt über die staatliche Lizenz als Soziallotterie, die an viele Auflagen geknüpft ist: Die Auslosung eines Gewinners ist garantiert, egal wie viele Menschen teilnehmen. Ein Teil des Erlöses muss zudem für gemeinnützige Zwecke gespendet werden.
Zwei Häuser an der Ostsee wurden bisher verlost. Momentan wird eine Villa im Bauhaus-Stil in der Region Unterfranken mit einer Grundstückfläche von 1900 Quadratmetern beworben. Lose können nur in Paketen erworben werden, 16 Lose kosten 10 Euro. Anfang Juni wird ausgelost. Wie hoch die Chancen auf einen Gewinn sind, ist abhängig davon, wie viele Lose verkauft werden. Lotto24 gibt als Anhaltspunkt die Anzahl der verkauften Lose der letzten Aktion an: Damals stand die Gewinnchance pro Los 1 zu knapp 16 Millionen.
Da hat man auf dem klassischen Weg vielleicht doch noch mehr Glück.