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Startseite » «Links- und Rechtsextreme sind sich in mancher Hinsicht sehr ähnlich», sagt eine Neurologin, die den Zusammenhang zwischen Hirn und Ideologie erforscht
Feuilleton

«Links- und Rechtsextreme sind sich in mancher Hinsicht sehr ähnlich», sagt eine Neurologin, die den Zusammenhang zwischen Hirn und Ideologie erforscht

MitarbeiterVon MitarbeiterMai 24, 2025
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Leor Zmigrod erklärt im Gespräch, inwieweit politische Überzeugungen angeboren sind und weshalb wir sie trotzdem beeinflussen können.

Es ist ein Bereich, an den sich bisher kaum jemand herangewagt hat: die biologischen Ursachen von extremem Gedankengut zu ergründen. Leor Zmigrod, eine junge Neurologin an der Universität Cambridge, hat sich des Themas angenommen – und sorgt damit international für Furore. Für ihre Forschung erhielt sie bereits mehrere Auszeichnungen, sie ist eine gefragte Referentin, das «Forbes Magazine» listet sie unter den 30 einflussreichsten Persönlichkeiten unter 30. Nun ist ihr erstes Buch, «Das ideologische Gehirn», auf Deutsch erschienen.

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Frau Zmigrod, wird man irgendwann anhand von Gentests zeigen können, ob jemand zum Extremismus neigt?

Das wird schwierig, denn die Neigung zu einer Ideologie hängt von vielen Faktoren ab. Wir verwenden in unserer Forschung Methoden aus der Neurologie, der Genetik, der Psychologie und der Kognitionswissenschaft. Um aber klarzustellen: Wir können nicht sagen, ob jemand zu einem extremen Ideologen wird, sondern nur, ob jemand anfällig dafür ist.

In Ihrem Buch heisst es, ein zentrales Element sei die Fähigkeit eines Menschen zur Kreativität, sie schütze vor Ideologien. Nun gibt es viele Gegenbeispiele von bekannten Künstlern: Der Komponist Richard Wagner war ein Antisemit, zahlreiche westliche Künstler aus Zeiten des Kalten Kriegs waren glühende Kommunisten.

Der Zusammenhang zwischen flexiblem und kreativem Denken und einer Resilienz gegen extreme Ideologien wurde in zahlreichen Tests nachgewiesen. Der bekannteste ist der «alternative use test». Dabei wird einem Probanden ein Gegenstand gezeigt, zum Beispiel eine Büroklammer, in einer bestimmten Zeit muss die Person dann möglichst viele alternative Verwendungsmöglichkeiten nennen. Es zeigt sich: Die kreative Vorstellungskraft ist verknüpft mit der ideologischen Vorstellungskraft. Natürlich gibt es Ausnahmen, womöglich gehören die von Ihnen genannten dazu.

Trotzdem fällt immer wieder auf, dass viele Kreative sehr einseitig Stellung beziehen zu politischen Fragen und nicht fähig oder gewillt sind, sich auch in die andere Position hineinzudenken.

Es stellt sich natürlich die Frage: Sind Menschen aus einem sogenannten Kreativberuf auch die flexibleren, kreativeren Denker? Das muss nicht sein. Ein Maler oder ein Musiker kann sehr fokussiert arbeiten, oft nach strengen Vorgaben, einem immergleichen Ritual folgend. Dafür braucht man kein besonders flexibles Hirn. Andererseits gibt es Menschen ausserhalb der Kreativszene, die sich in ihrem Beruf ständig an neue Bedingungen anpassen müssen und deshalb sehr offen und flexibel im Denken sein können.

Stellen Sie bei diesen Tests Unterschiede fest zwischen Links- und Rechtsextremen?

Kaum. Lange Zeit ging man davon aus, dass politisch sehr rechts stehende Menschen psychologisch am unflexibelsten sind, da es ihnen oft darum geht, die Vergangenheit wiederherzustellen und Traditionen hochzuhalten. Die Linke hingegen sei flexibel, schliesslich strebt sie den gesellschaftlichen Wandel an. Dem ist aber nicht so. Unsere neuropsychologischen Tests zeigen klar eine U-förmige Kurve auf: Die moderaten Teilnehmer, also jene, die keiner festgelegten Ideologie folgen, schneiden bei der kognitiven Flexibilität am besten ab, die extremen Teilnehmer beider politischen Ränder am schlechtesten. Links- und Rechtsextreme sind sich in dieser Hinsicht sehr ähnlich.

Was bedeutet das konkret?

Anhänger beider Extreme haben Mühe, sich neuen Situationen anzupassen, etwas zu verändern oder gar zu erfinden. Sie bleiben auf dem Pfad, den sie von Anfang an eingeschlagen haben, während Anhänger der politischen Mitte viel anpassungsfähiger sind. Bei diesen Tests geht es übrigens nicht um politische Belange.

Gibt es auch Unterschiede zwischen den beiden Lagern?

Anhänger der Rechten haben tendenziell eine grössere Amygdala, das ist jene Hirnregion, die für die Verarbeitung negativer Emotionen wie Angst oder Ekel verantwortlich ist. Allerdings stehen wir hier vor dem Huhn-Ei-Problem: Wir wissen nicht, ob die grössere Amygdala das Denken beeinflusst oder ob ein gewisses Denken das Hirn formt. Beides ist möglich. Wir sehen auch, dass eine Veränderung über die Zeit möglich ist.

Einst wählte die Arbeiterklasse eher sozialistisch, heute tendiert sie eher zu den Rechtskonservativen. Hat sich das Hirn der Menschen verändert?

Die Ursachen für ideologische Veränderungen beschäftigen uns sehr. Was passiert, wenn wir einen Menschen mit sehr starrem Denken in ein intolerantes oder rassistisches Umfeld stecken? Und was, wenn dieselbe Person dann in ein tolerantes, säkulares Umfeld kommt? Dasselbe bei sehr aufgeschlossenen Menschen. Durch diese verschiedenen Wege kann man sehen, wie und warum Menschen ihre Ideologie ändern. Es kann aber auch sein, dass sich gar nicht die Überzeugung der Menschen geändert hat, sondern die politischen Parteien über die Zeit ihre Werte angepasst haben.

Manchmal staunt man darüber, wie einige Personen von einem Extrem ins andere wechseln. Ein bekanntes Beispiel ist Benito Mussolini. Der Begründer des Faschismus gehörte in frühen Jahren der radikalen Linken an.

Dass jemand von einer starren Ideologie zur anderen springt, kommt immer wieder vor – wie gesagt, die Extreme sind sich ähnlich. Beim Beispiel Mussolini muss man allerdings aufpassen. Politische Führer – auch von extremen Parteien – sind viel flexibler im Denken als deren Anhänger. Denn sie geben den Kurs vor, passen sich opportunistisch den Gegebenheiten an. Bei den Anhängern ist das anders.

Es dürfte nicht ganz einfach sein, das Hirn von politischen Führern zu untersuchen.

Das ist richtig. Bisher hat sich jedenfalls noch keiner freiwillig gemeldet, bei mir unter den Gehirnscanner zu liegen.

Die Philosophin Hannah Arendt schrieb aufgrund ihrer Erfahrung beim Prozess des Nazi-Verbrechers Adolf Eichmann ihren berühmten Essay «Banalität des Bösen». Gemäss diesem kann jeder noch so biedere Buchhalter zum Monster werden. Das widerspricht diametral Ihrer Annahme, dass die Ideologie zu einem gewissen Grad angeboren ist.

Hannah Arendt brachte in ihrem Essay sehr wichtige Aspekte ein, ein zentraler Punkt ist aus meiner Sicht aber falsch. Sie spricht zwar von einem inneren Prozess, den Menschen durchmachen, bis sie eine totalitäre Ideologie annehmen, zugleich sagt sie, es liege am Mangel an Reflexion, an Gedankenlosigkeit, dass aus einer Person ein Monster werden könne. Der Prozess der Radikalisierung wird damit zu einem völlig passiven Vorgang. Unsere Forschung zeigt etwas anderes: Wenn ein Mensch bereit ist, Gewalt auszuüben, so laufen im Hirn eine ganze Reihe von aktiven und dynamischen Prozessen ab, selbst wenn die Person eine sehr starke Veranlagung zum Extremismus aufweist. Ihren Handlungen liegen also immer noch bewusste Entscheidungen zugrunde – die Menschen sind nicht ihrer Gedankenlosigkeit ausgeliefert, wie Hannah Arendt schreibt. Das ist sehr wichtig, auch in meinem Buch.

Wie aber erklären Sie, dass ein Mensch beide Seiten haben kann: liebenswürdig und hilfsbereit in seinem privaten Umfeld, zugleich ein brutaler Massenmörder?

Die Vorstellung, dass ein Mensch zwei Seiten haben kann, ist falsch. Er hat ja nur ein Gehirn, nur einen Körper. Die vermeintliche Diskrepanz in seinen Handlungen hat mit seinem Menschenbild zu tun: Nazis hatten die Ideologie, dass nur ihre Familie, ihre Freunde und Leute mit gewissen Merkmalen vollwertige Menschen sind, die anderen sind minderwertig, mit ihnen geht man anders um. Deshalb stehen die zwei Seiten nicht im Widerspruch. Wobei man aus der Forschung weiss: Wer in der Lage ist, Gewalt gegen Unschuldige auszuüben, wendet oft auch Gewalt gegen Menschen an, die er liebt, wenn auch oft in einer anderen Form.

Sie kritisieren Hannah Arendt, weil gemäss der «Banalität des Bösen» die Ideologen von der Verantwortung für ihr Handeln entlassen werden. Sie aber tun das auch: Wenn etwas angeboren ist, auch wenn nur zu einem gewissen Teil, so ist man für sein Handeln auch nicht verantwortlich.

Wenn wir alle Faktoren aufzeigen, die die Ideologie und die Überzeugungen einer Person beeinflussen, auch die biologischen, so heisst das nicht, dass alles bereits festgelegt ist. Wir können zwar Menschen in einem Spektrum von sehr flexiblen bis zu sehr starren Denkern einordnen, aber sie entscheiden immer noch selber, ob sie ihrer Neigung folgen. Zudem bleibt vieles im Fluss. Manche Menschen werden in bestimmten Phasen ihres Lebens flexibler und erkundungsfreudiger. Andere können sich, wenn sie unter Stress stehen, zu starreren Denkern entwickeln. Selbst wenn eine starke Prädisposition vorhanden ist, besteht noch immer genug Raum für den freien Willen.

Aber wie viel? Es ist ja nicht nur die Biologie, die wir nicht selber bestimmen können, auch wie wir aufwachsen und erzogen werden, wählen wir in der Regel nicht selber.

Auch dazu haben wir Untersuchungen gemacht. Jene Menschen, die in einem autoritären Umfeld aufgewachsen sind und später den Ausstieg schafften, haben sich in den Tests als sehr flexible Denker herausgestellt. Die starrsten sind jene, die den umgekehrten Weg gehen: Die aus einem offenen, säkularen Umfeld stammen und dann freiwillig in ein extrem ideologisches oder religiöses Umfeld wechseln. Trotzdem zeigt sich: Auch für jene am einen oder anderen Ende des Spektrums gibt es einen gewissen Spielraum. Das ist mir sehr wichtig: Wir können die Verantwortung für unser Handeln und unsere ideologische Haltung nicht abgeben. Die Entscheidung, ob wir extremistisch werden und welche Ideologien wir annehmen oder ablehnen, liegt grundsätzlich bei uns.

Leor Zmigrod: Das ideologische Gehirn. Wie politische Überzeugungen wirklich entstehen. Suhrkamp-Verlag, Berlin 2025. 302 S., Fr. 37.90.

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