Ennevifoto
Die Aufführungen im historischen Amphitheater von Verona sind das berühmteste Open-Air-Spektakel Italiens, und das seit mehr als einem Jahrhundert. Nach einer Krise während der 2010er Jahre gibt es inzwischen Ansätze, das Festival künstlerisch weiterzuentwickeln.
An manchen Orten übertrifft die Realität jedes Klischee. Verona ist so ein Ort, der selbst den distanziertesten Zeitgenossen umgehend zum Romantiker mutieren lässt. In seinem Zentrum liegt die Arena di Verona, die grösste Freilichtbühne der Welt, ein Sehnsuchtsziel vieler Italienreisender. In der Stadt kann man die besondere Anziehungskraft ganz real spüren. Ein Schwirren und Raunen liegt über den verwinkelten Gassen, der angeblich «italienischste Ort auf Erden» macht seinem Werbeslogan schon auf dem Weg zur Arena alle Ehre. Es geht vorbei an efeubewachsenen Balkonen, malerisch bröckelnden Hausfassaden und nimmermüden Souvenirverkäufern. Auf der einen Seite türmen sich cremig-süsse Sorten Glace in grellen Farben, auf der anderen Seite servieren Kellner Vino und Pasta.
Bald wird der Strom der Menschen auf den engen Strassen immer dichter, Damen in extravaganten Sommerkleidern flanieren neben Touristen im weit aufgeknöpften Leinenhemd, Kinder wuseln um die Beine ihrer Eltern, und irgendwo singt jemand «O sole mio». Noch einmal ums Eck in diesem Bilderbuch-Italien, und dann liegt es vor einem: das Amphitheater, in dem seit über hundert Jahren Operngeschichte geschrieben wird und in dem Magie und Massentourismus erstaunlich harmonisch Hand in Hand gehen.
Ein antikes Theater für Verdi
Die Ausmasse sind fraglos beeindruckend: Mit einer Grösse von 138 mal 109 Metern und einer Höhe von 24,1 Metern ist der zweitausend Jahre alte Bau mit seiner charakteristischen Ellipsenform nach dem Kolosseum in Rom und der Arena von Capua das drittgrösste der erhaltenen antiken Amphitheater. Die 45 ansteigenden Stufenränge des Zuschauerraums sind jeweils etwa 45 Zentimeter hoch und tief, auch das Oval in der Mitte ist dicht bestuhlt. Bis zu 22 000 Zuschauer finden heute hier Platz.
Es ist ein Bau mit bewegter Geschichte. Ursprünglich lag das heute im Zentrum Veronas thronende Rund ausserhalb der römischen Stadtmauern und fasste über 30 000 Zuschauer. Im Jahr 30 nach Christus wurden dort noch blutrünstige Kämpfe abgehalten, und Gladiatoren rangen um ihr Leben. 1117 erschütterte ein Erdbeben die Stadt, danach wurde die Arena als Steinbruch genutzt, später fanden hier Hinrichtungen statt. Dass schliesslich die Oper Einzug hielt, hat mit Giuseppe Verdi zu tun – wie so viele Entwicklungen in der italienischen Operngeschichte während des 19. Jahrhunderts.
Zwar wurde die Arena schon seit dem 16. Jahrhundert restauriert, und es gab bereits in der Renaissance Bestrebungen, sie als Theater zu nutzen. Ernst damit wurde es aber erst anlässlich des 100. Geburtstags von Verdi, als am 10. August 1913 in der Arena seine Oper «Aida» aufgeführt wurde. Es war der Startschuss für ein Spektakel, das bis heute anhält und dessen besonderer Reiz in der Symbiose aus Musik, Emotion und historischer Baukunst begründet ist.
Zur Wirkung trägt zweifellos die Grösse der Bühne in der südlichen Kurve der Arena bei. Sie sprengt alle Konventionen, ist 109 Meter breit und 24 Meter tief. Zwischen dem Dirigentenpult und den Sängern liegen teilweise mehr als 30 Meter. Dass das Zusammenspiel dennoch funktioniert, auch ohne Mikrofonverstärkung, und dass die Arena sogar für ihre besonders feine und strahlende Akustik gerühmt wird, gehört zu den Überraschungen an diesem Ort.
Besonders gut ist das Hörerlebnis, so verraten es erfahrene Veronesen, direkt unterhalb der erhaltenen vier von ehedem 72 Bögen des Aussenrings, die «l’ala» – der Flügel – genannt werden. Wer schlau ist, reserviert sich dort ein paar vergleichsweise günstige Plätze und geniesst die offensichtlich bereits ausgeprägte Akustikexpertise der römischen Baumeister. Die Liste der Opernstars, die bereits in Richtung dieser vier Bögen gesungen haben, ist lang; manche Karriere nahm in der Arena erst richtig Fahrt auf. Im Juli 1969 debütierte hier etwa der junge Plácido Domingo an der Seite von Birgit Nilsson in Giacomo Puccinis «Turandot».
Unterbrechungen der Opernfestivals erzwangen nur die Weltkriege – und zuletzt die Pandemie. Krisenfrei ging es allerdings auch in anderen Jahrzehnten nicht zu. Dramatisch war die Lage ab dem Jahr 2014: Misswirtschaft und explodierende Kosten hatten zu einem Schuldenstand von 25 Millionen Euro geführt, die Festspiele standen kurz vor der Insolvenz. Damals retteten ein Darlehen des Staates, ein kommissarischer Verwalter des italienischen Kulturministeriums und ein restriktiver Sparkurs das Festival an der historischen Spielstätte. Ausserdem kam wenig später Cecilia Gasdia ins Spiel, eine renommierte Opernsängerin.
Neben Maria Callas auf dem Sofa
Gasdia übernahm 2018 die Intendanz der Arena, die sie als «Wiege und Mutter Veronas» bezeichnet. Gleich nach Amtsantritt hat Gasdia die Organisation grundlegend umgekrempelt. Interne Prozesse wurden verschlankt, das Marketing professionalisiert, zudem hat sie Fundraising-Projekte ins Leben gerufen. Vor allem aber hat Gasdia nach etlichen Jahren des künstlerischen Mittelmasses das Niveau gesteigert, indem sie bewusst wieder grosse Namen nach Verona einlud. Der Erfolg gab ihr recht: In der ersten Saison unter ihrer Leitung haben die Festspiele 2 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet, Tendenz seither steigend.
An einem heissen Nachmittag im Juli sitzt die Grande Dame des Opernfestivals in ihrem Büro unweit der Arena, lässt einen schwarz-goldenen Fächer durch die Luft sausen und wippt erwartungsvoll auf ihrem Stuhl. Von Vorruhestand kann bei der 64-Jährigen keine Rede sein, stattdessen scheint die Netzwerkerin Energie für drei zu haben. Während sie einen Schluck Kaffee nimmt, checkt sie schnell ein paar Nachrichten und schnippt mit perfekt manikürten Fingernägeln einige Krümel des Mittagssandwiches vom Tisch. Nach der Vorstellung am Abend wird sie bis frühmorgens auf der Piazza mit den Solisten feiern und nur ein paar Stunden Schlaf später wieder im Büro sitzen, um Sponsorengelder einzutreiben, akute Probleme zu lösen und die nächsten Spielzeiten zu planen.
Das gesamte bisherige Leben von Cecilia Gasdia ist eng mit der Arena verbunden. 1960 kam sie in Verona auf die Welt, als Fünfjährige besuchte sie mit ihrer Mutter und ihrer Tante zum ersten Mal eine Aufführung von Bizets «Carmen». Ihr Grossvater organisierte zu der Zeit als Vizepräfekt der Stadt opulente Partys für die Stars des Sommers – und Gasdia sass dort als kleines Mädchen neben Maria Callas auf dem Sofa. Später besuchte sie die Grundschule direkt neben der Arena. «Wenn wir im Frühjahr das Hämmern der Bühnenarbeiter durch die offenen Fenster hörten, wussten wir, es geht wieder los mit den Festspielen», erzählt Gasdia.
Wie viele Veronesen hat es sie bald selbst auf die Bühne gezogen. Anfangs war sie Statistin, dann sang sie im Chor, später studierte sie Gesang. Von 1983 bis 1999 trat Gasdia schliesslich als Sopranistin in verschiedensten Produktionen auf und erlebte am eigenen Leib die aussergewöhnliche Akustik dieses Orts. Dieser Erfahrungsschatz hilft ihr heute, Solisten zu beruhigen, die sie selbst nach Verona einlädt. «Viele haben erst einmal Angst, hier aufzutreten, denn die Ausmasse der Bühne sind einfach unglaublich.» Dennoch sei es vergleichsweise leicht, dort zu singen, besonders wenn man in Richtung der besagten vier Bögen gegenüber der Bühne singe, habe man ein Gefühl, als würde die eigene Stimme schweben.
«Ich muss das Haus füllen»
So rational und kühl berechnend Gasdia die Geschicke der Festspiele lenkt – spricht sie von der Arena, wird ihre Stimme ganz weich. Wenn die italienische Gesangskunst Weltkulturerbe sei, sei die Arena der glühende Erdkern, so sieht sie es. Als sie in den Jahren vor ihrer Intendanz mitbekommen habe, dass es nicht gut um die Arena stehe, habe es ihr fast das Herz zerrissen, erzählt sie mit der Verve der ehemaligen Opernsängerin. Seither tut sie alles dafür, dass sich derartige Krisenjahre nicht wiederholen, auch indem sie konsequent auf ein internationales Publikum setzt. Heute kommen die Besucher aus 130 Ländern, 60 Prozent von ihnen sind Ausländer, ein Drittel deutschsprachig.
«Neun Prozent sind Opernliebhaber, die anderen nicht», sagt die Intendantin schlicht. Ein Problem sieht sie darin nicht, eher eine Chance, schliesslich habe die Arena die Macht, auch Menschen mit wenig Vorkenntnissen zu Opernfans zu machen. Unabhängig davon ist ihre Hauptaufgabe klar: «Ich muss das Haus füllen», denn nur dann funktioniere das Gesamtkonzept mit den über tausend Mitwirkenden. Deshalb kommen an den meisten Abenden von jeher und auch bei Gasdia Zugstücke zur Aufführung, etwa «Aida», «Nabucco», «Turandot» und «Carmen». Im alljährlichen Programm, das von Juni bis September läuft, sind diese Publikumslieblinge unumstössliche Fixpunkte. Und besonders ziehen nach wie vor, so Gasdia, die legendären Inszenierungen Franco Zeffirellis.
Obwohl sie um diese Vorlieben und die Bedeutung der Tradition weiss, arbeitet Gasdia aber auch daran, das Angebot in der Arena behutsam zu modernisieren. Besonders liegt ihr dabei die Jugend am Herzen. «Es geht um die Zukunft der klassischen Musik und des Gesangs», sagt Gasdia. Deshalb soll es unter anderem von nächstem Jahr an drei Kinderchöre geben und Aufführungen, bei denen ein eigener Bereich für Familien mit kleinen Kindern freigehalten wird.
Überdies möchte Gasdia das Repertoire in kleinen Schritten erweitern und denkt dabei an Musicals wie die «West Side Story» und Operetten. Schon in den vergangenen Jahren wurden zunehmend auch ambitioniertere Inszenierungen ins Programm genommen. Es sind Produktionen wie jene von Verdis «Aida», für die Gasdia vor zwei Jahren den Opernregisseur Stefano Poda engagiert hat. In diesem Jahr hat der international ebenso hochgelobte wie vieldiskutierte Künstler zudem «Nabucco» neu inszeniert, seine «Aida» erlebt eine Wiederaufnahme.
Gesamtkunstwerk mit Ameisen
Es ist Nachmittag in der Arena, und während der 52 Jahre alte Regisseur in crèmefarbenem Anzug und mit wehenden Haaren am Bühnenrand steht, schweben riesige Finger, an einem Kran hängend, durch die Luft; sie formen schliesslich eine gigantische Gitterhand im Hintergrund der Bühne. Das Symbol der Hand, mal zur Faust geballt, mal gen Himmel weisend, zieht sich durch Podas gesamte szenische Deutung der «Aida». Was es damit auf sich hat, möchte er ungern erklären. «Die Zuschauer sollen das für sich selbst herausfinden», sagt Poda, verweist aber darauf, dass mit Händen ja alle möglichen menschlichen Facetten dargestellt werden könnten – «die Arbeit, das Erbauen und Gestalten, aber auch das Zerstören, Kämpfen und Töten».
Wenn Poda von seiner Arbeit spricht, geht es schnell um die grossen Themen des Menschseins: Trieb und Vernunft, Individuum und Gesellschaft, Krieg und Frieden. Beim Ausloten dieser existenziellen Dimensionen überlässt er nichts dem Zufall und übernimmt neben der Regie auch die Gestaltung des Bühnenbilds, der Kostüme und des Lichts. «Für mich ist es wichtig, die Grenzen zwischen den Künsten einzureissen», sagt Poda. Eine grosse Einheit aus Bühnenbild, Choreografie, Licht und Kostümen solle für die Zuschauer entstehen – ein Gesamtkunstwerk.
Der Anspruch an jeden einzelnen Bereich ist enorm. So spricht Poda lieber von «Mode» als von «Kostümbild» und entwirft für seine Inszenierungen ausgefallene Roben, die in sorgfältig ausgewählten Schneiderwerkstätten im ganzen Land verteilt angefertigt werden. Die Arena ist für diesen Bilderrausch ein denkbar einladender Rahmen, doch einfach ist die Gestaltung der Bühne keineswegs. «Die Situation hier ist einzigartig und auf keine andere Bühne übertragbar», sagt Poda. Besonders herausfordernd sei dabei, dass die Stücke täglich wechselten. Das überbordende Bühnenbild muss also innerhalb nur eines Tages abgebaut und auch wieder aufgestellt werden können. Ein «gigantischer Aufwand» sei das, ganz anders als bei anderen Freilichtbühnen. Tatsächlich wird etwa in Bregenz auf der dortigen Seebühne immer nur eine Produktion pro Jahr gezeigt, die technisch allerdings noch aufwendiger ist.
Dass die Logistik in der Arena funktioniert, dafür sorgen die unzähligen Helfer auf und hinter der Bühne, die durch die Gewölbekeller wuseln, Requisiten, Kostüme und Schminkutensilien von einem Ort zum anderen befördern und die verwinkelten Gänge in den Katakomben wie ihre Westentasche zu kennen scheinen. Das Ganze erinnert, aus der Ferne betrachtet, an einen perfekt organisierten Ameisenstaat.
Insgesamt sind über 1200 Menschen an einem Opernabend beteiligt. Weniger als die Hälfte von ihnen ist auf der Bühne, der Rest sorgt für möglichst reibungslose technische Abläufe. «Das Team in der Arena ist wie eine grosse Burggemeinschaft», sagt Stefano Poda, der die Treppen von der Bühne hinabgestiegen ist und nun freundlich grüssend an Bühnentechnikern, Statisten in der Maske und Kostümbildnerinnen vorbeieilt, die inmitten einer Unmenge von glitzernden Roben und wallenden Mänteln den Überblick behalten.
Alles ist Kompromiss in den engen Katakomben unterhalb der Steinstufen der Arena, und alle sind hier gleich, denn eigene Zimmer für die Solisten gibt es ebenso wenig wie klimatisierte Garderobenräume. Stattdessen hängt der feuchte Geruch der jahrtausendealten Steinmauern schwer in der Luft, an den Wänden reihen sich prall gefüllte Kleiderstangen und Requisiten aneinander, Bühnenarbeiter haben riesige Metallstangen geschultert und laufen Richtung Bühnenaufgang, im Gang werden die Chorsänger geschminkt, und im wenige Quadratmeter grossen Nebenraum beginnt ein Solist damit, sich einzusingen.
Im Mittelalter waren in diesen Räumen Bettler, Kriminelle, Prostituierte und Obdachlose unterwegs, heute sind die tunnelartigen Gewölbe der entscheidende Unterbau für das Geschehen auf der Bühne. Weil der Platz nicht ansatzweise reicht, wurde hinter der Arena zudem ein Künstlerbereich abgezäunt, dort stehen gerade die Kinderdarsteller zum Frisieren Schlange, die Gesichter bereits weiss geschminkt und hoch konzentriert. Unweit davon werden besonders sperrige Bühnenbildteile abgelegt, schliesslich muss die Ausstattung etlicher grosser Opern stets parallel verfügbar sein, damit man sie je nach Programm mit dem Kran auf die Bühne heben kann.
Gefühlsverstärker
Als Verdis «Aida» am Abend zur Aufführung kommt, wandern alle Blicke mit Bangen zu den Wolken. Düstere Regenfronten sind hinter der Arena zu sehen, Wind kommt auf, Banner und Wegsperren fliegen durch die Luft. Für Veronesen Alltagsgeschäft. Flugs werden die Souvenirstände umdekoriert, statt Fächern und Miniatur-Nachbauten der Arena hat man nun Regenponchos im Angebot. Kurz darauf prasselt der Regen herab, und in den Katakomben drängen sich gelb bemäntelte Abendgäste mit Aperol Spritz in der Hand.
Los geht es erst, als kein Tropfen mehr fällt und die Bühne getrocknet ist. Dann fahren Laserstrahlen in die Luft, ägyptische Fabelwesen treten ins Scheinwerferlicht, und eine Schar von Tänzern umringt die Darsteller des Abends, unter ihnen Maria José Siri als Aida und Agnieszka Rehlis als Amneris. Es ist ein futuristisches Spektakel mit vielen Fragezeichen. Das Publikum reagiert verhalten.
Die «Magie der Arena», von der in Verona allerorten die Rede ist, zeigt sich eindrücklicher am Abend zuvor bei der Aufführung von «La Traviata» in der Inszenierung von Hugo De Ana aus dem Jahr 2011. Auf der Bühne ragen riesige Spiegel und Silberrahmen in die Luft, darin tummeln sich die Darsteller in historischen Kostümen der Belle Époque. Die Violetta verkörpert an diesem Abend Angel Joy Blue; es ist ihr Debüt in der Arena, bei Zwischenapplaus wirft sie Kussmünder ins Publikum.
Die Dramatik des Stoffs von Verdis meistgespielter Oper fügt sich stimmig ein in die Atmosphäre in der Arena, wo die Hitze des Tages langsam einem lauen Sommerabend weicht. Auf der Bühne entflammt Enea Scala als Alfredo derweil für die schwindsüchtige Kurtisane Violetta, etwas statisch zwar, doch die hochemotionale Musik Verdis, farbenreich interpretiert vom Orchester unter der Leitung der Dirigentin Speranza Scappucci, tut ihr Übriges dazu. Die Geschichte der Selbstaufgabe einer Frau, die tragisch an der verlogenen Doppelmoral ihrer Epoche scheitert, wird zwar auf allen grossen und kleinen Opernbühnen der Welt gespielt; hier aber sorgt das besondere Ambiente für eine Extraportion Pathos.
Die gigantische Bühne der Arena lädt ein zum grossen Wurf, entsprechend ausladend ist das Bühnenbild gehalten, das mit steigender Dunkelheit durch eindrückliche Lichteffekte und Spiegelungen für immer mehr Spannung sorgt. Im Publikum fassen sich verliebte Pärchen an den Händen, erfahrene Operngänger sitzen neben staunenden Touristen, irgendwann steht der Mond über der Arena, und auf der Bühne mündet die Liebe in den Tod.
Kalt lässt das keinen, die Atmosphäre und die Monumentalität der Arena scheinen wie Gefühlsverstärker zu wirken. Cecilia Gasdia bestätigt das; wenn jeweils Mitte September der letzte Schlussapplaus aufbrande, sei es jedes Jahr wieder so: «Am Ende der drei Monate müssen alle weinen, vom Mann an der Technik bis zu den Statisten im Chor.» Grosse Oper nach der Oper, in Italien gehört auch das dazu. Aber kaum sind die Tränen getrocknet, sitzt Gasdia umgehend wieder im Büro und nimmt die 103. Saison in Angriff.