Welt-Aktienfonds gelten als sehr gute Basisanlage, um ein Vermögen anzusparen. Die Börsenindizes, auf denen sie basieren, haben aber auch Tücken. Was Sparer und Anleger beachten sollten.
Altersvorsorge und Geldanlage sind oft weniger kompliziert, als viele Menschen denken. Wer in den vergangenen Jahrzehnten beispielsweise regelmässig Geld in Indexfonds oder Exchange-Traded Funds (ETF) auf den Welt-Aktienindex MSCI World investiert hat, hat damit ein Vermögen aufgebaut.
Laut Philipp Ochsner, Gründer des Vermögensverwalters Index-Investor, hat der MSCI World von Anfang 1970 bis Ende Januar 2024 inklusive Dividenden eine Rendite von insgesamt 2838 Prozent erzielt. Dies entspricht einem durchschnittlichen Plus von 6,45 Prozent pro Jahr.
In verschiedene Welt-Aktien-ETF investieren
Beispiele für Weltindizes sind neben dem MSCI World beispielsweise der MSCI-All-Country-World-Index (ACWI), der Dow-Jones-Global-Titans-Index, der FTSE All-World oder der S&P Global 1200. Die Anbieter dieser Barometer haben den Anspruch, mit ihnen den weltweiten Aktienmarkt abzubilden.
Sie basieren auf der globalen Marktkapitalisierung. Dies führt indessen dazu, dass die USA bei vielen der Indizes einen sehr hohen Anteil haben. Gemäss einer Auswertung des Online-Vergleichsdienstes Moneyland von Ende Dezember vergangenen Jahres lag dieser bei allen genannten Barometern über 60 Prozent.
Viel USA in den Weltindizes
Wo «Welt» draufsteht, sind also vor allem die USA drin. Im MSCI World betrug die Gewichtung von US-Aktien per Ende Januar dieses Jahres 70,1 Prozent. Die nächstgrösseren Anteile hatten japanische Titel mit 6,2 Prozent sowie britische mit 3,9 Prozent. Bei anderen Weltindizes ist es oft ähnlich, viele Länder sind in den Indizes gar nicht vertreten.
Aufgrund ihrer sehr starken Performance sind im MSCI World vor allem die US-Technologietitel stark gewichtet. Per Ende Januar kamen die acht grössten Positionen in dem Welt-Aktienindex – allesamt technologielastige Papiere – zusammen auf ein Gewicht von 19,1 Prozent. Der Reihenfolge der Gewichtung nach waren dies Apple, Microsoft, Nvidia, Amazon, die Facebook-Mutter Meta Platforms, die Aktien der Google-Mutter Alphabet A und C sowie Tesla.
Klumpenrisiken im MSCI World
Mit einer Investition in Weltindizes wie den MSCI World gehen Anleger also Klumpenrisiken ein: Sie sind stark in US-Aktien sowie vor allem in amerikanische Technologietitel investiert. «Die USA sind eben mit Abstand der grösste Aktienmarkt der Welt, und die Big-Tech-Firmen kommen zum Grossteil auch aus den Vereinigten Staaten», sagt Nima Pouyan, Leiter ETF und institutionelles Geschäft bei der Fondsgesellschaft Invesco Schweiz.
In den vergangenen Jahren hätten die Klumpenrisiken für Anleger aber keine negativen Auswirkungen gehabt – vielmehr hätten sie davon profitiert. Gerade die Aktien der Tech-Unternehmen entwickelten sich oftmals sehr gut.
Die Konzentration im globalen Aktienmarkt habe in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, heisst es in einer Präsentation von Luzius Neubert, Luca Tonizzo und Kevin Vuong vom Pensionskassen-Beratungsunternehmen PPCmetrics von Mitte Januar. Der MSCI World bleibe breit diversifiziert. Ende Januar waren 1480 Aktien in dem Barometer enthalten. Die Performance des Indexes hänge aber stärker von einzelnen Titeln in den USA ab.
Apple, Microsoft und Alphabet als Topaktien weltweit
Blickt man allerdings auf die Geschichte, so zeigt sich, dass sich die Zusammensetzung der Toptitel im MSCI World im Zeitverlauf stark geändert hat. Im Jahr 2014 waren in der Top fünf zwar ebenfalls Apple und Microsoft dabei, dazu kamen aber der Ölkonzern ExxonMobil, das Pharmaunternehmen Johnson & Johnson sowie die Bank Wells Fargo. Im Jahr 2004 war General Electric die am stärksten gewichtete Aktie im MSCI World, vor ExxonMobil, Microsoft, der Bank Citigroup sowie dem Ölkonzern BP.
Konzentration hat zugenommen
Der Überblick zeigt die derzeit sehr starke Konzentration auf wenige Titel. Im Jahr 2023 hatten die fünf grössten Titel zusammen ein Gewicht von 16,4 Prozent im MSCI World, während es im Jahr 2014 zusammen 6 Prozent und zehn Jahre davor 7,1 Prozent waren.
Was kann man gegen die hohe Konzentration tun? Anleger können beispielsweise zum MSCI World verschiedene ETF und Anlagefonds auf andere Regionen und Anlagestile hinzukaufen. PPCmetrics hat dazu verschiedene Ansätze untersucht: Bei einem werden kleine und mittelgrosse Unternehmen stärker gewichtet, bei einem anderen europäische Aktien gegenüber amerikanischen. Bei einem dritten Ansatz werden Technologie- gegenüber Industrieaktien sowie US-Aktien gegenüber japanischen Titeln stärker gewichtet.
Alternative Ansätze brachten weniger Rendite
Die Berater kommen indessen zu dem Ergebnis, dass in der Periode von Anfang 2005 bis Ende 2023 diese alternativen Ansätze allesamt weniger Rendite brachten als der MSCI World. Dieser erzielte in diesem Zeitraum eine Performance von 189 Prozent, während die alternativen Strategien Renditen von zwischen 145 und 165 Prozent erreichten. Auch über die vergangenen fünf Jahre hinweg habe der MSCI World den Anlegern höhere Erträge beschert.
Dasselbe habe sich gezeigt, wenn man die Performance des MSCI World mit derjenigen von Barometern vergleiche, die nach dem Bruttoinlandprodukt gewichtet seien oder die Titel gleich gewichteten. «Indizes mit einer alternativen Indexgewichtung wiesen langfristig weniger gute Rendite-Risiko-Eigenschaften als der MSCI World aus», teilt PPCmetrics mit.
Portfolio aus Aktien Welt und Aktien Schweiz
Philipp Ochsner von Index-Investor rät Schweizer Anlegern beim Vermögensaufbau unterdessen zu einem Portfolio aus 50 Prozent Aktien Welt und 50 Prozent Aktien Schweiz. Der Index MSCI Switzerland habe inklusive Dividenden seit 1970 eine Rendite von durchschnittlich 7,67 Prozent pro Jahr erzielt, kumuliert seien das 5305 Prozent.
Wer weniger Risiken eingehen wolle, könne das Geld auch in ein ETF-Portfolio stecken, das zu 25 Prozent in den Swiss-Market-Index (SMI), zu 25 Prozent in den MSCI World und zu 50 Prozent in Schweizer Staatsanleihen investiert sei. Im Zeitraum Februar 1996 bis Ende Januar 2024 habe ein solches Portfolio eine jährliche Rendite von durchschnittlich 5,22 Prozent pro Jahr erzielt. Kumuliert liege die Performance seit dem Jahr 1996 bei 315 Prozent.
Beim SMI ist indessen zu beachten, dass auch hier erhebliche Klumpenrisiken bestehen. So hatten die Titel von Nestlé, Novartis und Roche Anfang Februar zusammen ein Gewicht von knapp 50 Prozent an dem Barometer.
Für Anleger, die auch in kleinere und mittelgrosse Unternehmen investieren möchten, bietet sich derweil eine Investition in den Swiss-Performance-Index (SPI) oder den SPI Extra an. Wer auch auf Schwellenländer-Aktien setzen wolle, solle beim Welt-Aktienindex den MSCI-All-Country-World-Index (ACWI) wählen, sagt Ochsner. Dieser enthält auch Aktien aus 24 Schwellenländern. Allerdings hat auch er mit 63 Prozent die USA stark gewichtet.
Eine weitere Beimischung könnten laut Ochsner ETF sein, die auf den Value-Stil setzen. Eine weitere Möglichkeit seien Indexfonds auf Anleihen mit einer Laufzeit von einem Jahr bis fünf Jahre. Langfristig bleibe die Rendite solcher Bond-Produkte im Allgemeinen etwas hinter dem gesamten Anleihemarkt zurück, aber dafür seien auch die Wertschwankungen deutlich geringer. Eine weitere Variante seien auch ETF oder Indexfonds, die weniger nachhaltige Unternehmen ausschliessen würden.
Franken absichern oder nicht?
Für Schweizer Anleger stellt sich immer auch die Frage, ob sie das Währungsrisiko absichern sollen oder nicht. In den vergangenen Jahrzehnten war der Franken sehr stark – hatte man das Geld in anderen Währungen angelegt, schmälerte dies die Performance des Anlageportfolios.
Gerade im Anleihenbereich gilt es als sehr sinnvoll, Währungsrisiken abzusichern und entsprechende Anlageprodukte auszuwählen. Wechselkursänderungen können bei Anleihen schnell die Performance wegfressen. Bei Aktienprodukten gehen die Meinungen auseinander, wie wichtig es ist, die Währung abzusichern. Bei Aktien ist davon auszugehen, dass ein grosser Teil der Wechselkursschwankungen vom Markt aufgefangen wird. Zumeist sichere er bei Aktienanlagen Währungsrisiken nicht ab, sagt Ochsner. Schliesslich verursache Währungs-Hedging auch Kosten. Es gebe aber immer wieder Perioden, während deren sich die Absicherung der Währung auch für Aktienanlagen lohne.